München. . Beim FC Bayern ist die Stimmung vor Beginn der Champions League nicht gut. Präsident Uli Hoeneß kontert die Kritik von Sportdirektor Matthias Sammer. Und immer geht es irgendwie um Trainer Pep Guardiola. „Wenn sowas in Spanien passiert, oh oh, dann haben wir ein großes Problem“, sagt Guardiola.
Franck Ribéry konnte nicht wirklich weiterhelfen bei der Einschätzung des Auftaktgegners, und ein bisschen unangenehm war es ihm auch, überhaupt auf ZSKA Moskau angesprochen worden zu sein. Nicht wirklich viel wisse er über den russischen Meister und Pokalsieger, aber schwierig werde es bestimmt an diesem Dienstag in der Champions League.
Es sind vor allem neue Vorzeichen, unter denen der FC Bayern nach dem Gewinn des Triples auf die europäische Bühne tritt. In der Vorsaison waren die Münchner mit einer ganz anderen Motivlage angetreten, nach zwei Jahren ohne Titel und den verlorenen Endspielen in der Eliteliga 2010 und 2012. Nun ist die Aufgabe, Ansporn aus den jüngsten Erfolgen zu ziehen und Erreichtes mit dem neuen Trainer Pep Guardiola zu wiederholen.
Hoeneß sieht keine Wunde bei den Bayern
Dass das noch nicht mit dem letzten inneren Antrieb der Profis gelinge, hat Sportvorstand Matthias Sammer nach dem 2:0 gegen Hannover 96 in der Liga festgestellt. Nun muss er registrieren, dass seine medienwirksame Schelte in der Vereinsführung nicht auf Zuspruch stößt. „Wenn man das zu oft macht, nutzt man sich ab. Ich bin auch dafür, antizyklisch zu kritisieren, aber ich sehe die Situation nicht so kritisch. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das nicht notwendig“, sagte Präsident Uli Hoeneß und bremste den Sportvorstand weiter ein: „Matthias muss aufpassen, dass er nicht über das Ziel hinausschießt.“ Und: „Ich verstehe, dass Matthias den Finger in die Wunde legen will. Allerdings finde ich nicht, dass wir eine Wunde haben.“
Hoeneß findet auch, dass Guardiola nicht geschützt werden müsse, und er hält es für angebracht, „die Kirche im Dorf zu lassen“, zumal nach einer Länderspielpause. Er werde mit Sammer reden „weil ein Eindruck vom FC Bayern entsteht, der nicht gut ist“. Der Präsident glaubt: „Dieses immer weiter, immer höher wird irgendwann gefährlich, wenn wir da mitmachen. Der Druck von außen ist nach dem Triple-Gewinn schon enorm hoch, den müssen wir intern nicht noch verstärken.“
Sammer sieht sich als Antreiber gefordert
Es hat sich bei den Münchnern vor dem Auftakt gegen Moskau eine veritable klubinterne Debatte eingestellt, an der sich ablesen lässt, wie kompliziert die Moderation der Veränderungen nach den Erfolgen der jüngeren Vergangenheit ist. Sammer sieht sich in dieser Rolle gefordert, als Antreiber. Wohl auch, weil er meint, dass Guardiola diese wegen sprachlicher Unschärfen noch nicht einnehmen kann. Vermutlich ohne von der medialen Gegenoffensive des Präsidenten zu wissen, hat er sein Anspruchsdenken erneuert. „Wir wollen das Höchstmögliche erreichen“, also „wenn möglich, den Titel verteidigen“, sagte Sammer, „wir sind stark und wir sind sehr gut“.
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Der Trainer hat die Debatte verfolgt, und er will darin keinen Anlass zur Beunruhigung erkennen, wie er am Montag sagte: „Wenn sowas in Spanien passiert, oh oh, dann haben wir ein großes Problem. Aber hier gehört das zur Kultur.“ Er fühle zudem, die Spieler „wollen mir folgen“. Wenn das nicht der Fall wäre, hätte man ein Problem. Und doch wird Guardiola ahnen, dass sich die Debatte im Kern auch um ihn dreht. Dauerhaft um den Titel in der Champions League mitzuspielen, erhoffen sich die Münchner ja von ihm, und der Katalane weiß, dass die große Bühne nun dazu herangezogen werden wird, seine Arbeit näher zu beurteilen. Dass sich die Vereinsführung gerade so angeregt indirekt austauscht, erhöht den Druck vor allem auf ihn. Auch in Moskau wird man das vernommen haben.