Essen. Der einstige Kapitän der deutschen Fußball-Mannschaft wird beim Länderspiel in München gegen Österreich verabschiedet. Das ist eine gute Entscheidung. Ein Kommentar.

Sogar der Capitano war nicht immer der Capitano. Es gab diesen jungen, eher zurückhaltenden Spieler Michael Ballack. Den Lauterer, der nach der verpatzten WM 1998 erstmals in den Kreis der Nationalelf hineingezogen wurde, in diesen Kreis, für den der damalige Bundestrainer Berti Vogts gerade Stefan Effenberg reaktiviert hatte, das Rollenmodell eines deutschen Anführers. Den späteren Leverkusener, der sich freundlich in der Skatrunde des Vereins-Establishments einfand. Und dann, richtig, wurde sie größer, die Bugwelle des Balle-Dampfers.

Warum? Weil Michael Ballack in Diensten von Branchengiganten wie dem FC Bayern und dem FC Chelsea nicht mehr eher zurückhaltend sein sollte. Weil es sich bei ihm in einer Nationalelf, der die Talente nicht in Hülle und Fülle zuwuchsen, irgendwann einfach um den vielfach beschriebenen „einzigen deutschen Weltstar“ handelte. Weil er älter und anspruchsvoller und einsamer und selbstgerechter und selbstherrlicher wurde, weil vor allem ein Philipp Lahm unter dem Schutz von Bundestrainer Joachim Löw seinen Stil zu kritisieren begann.

Ballacks Aus wurde nicht astrein eingefädelt

Es kam bekanntlich zum Zerwürfnis, weil Lahm und Löw abschließend in absolut nicht astreiner Weise bei der WM in Südafrika das Aus für den 98-maligen Nationalspieler einfädelten. Nun aber ist es gut, dass Ballack vor der Österreich-Partie offiziell und vor bedeutender Kulisse vom Deutschen Fußballbund verabschiedet wird. Dieser Abschied schließt Wunden. Und in geschlossenen Wunden sollte dann auch nicht mehr gewühlt werden.