Lippstadt. . Daniel Farke ist Trainer, Manager, Auszubildender und Familienvater zugleich, und trifft mit dem SV Lippstadt in der ersten Runde des DFB-Pokals auf Bayer Leverkusen. Farke über den Gegner: “Das ist auch kein normaler Bundesligist, sondern eine herausragende Bundesliga-Mannschaft.“ Ein Interview mit dem 36-Jährigen.
Daniel Farke (36) hat einst Betriebswirtschaft studiert, weil er nie Trainer, sondern immer Manager werden wollte. Heute ist er beides. Vor vier Jahren übernahm er den Heimatklub von Karl-Heinz und Michael Rummenigge, als der Verein am Ende war – sportlich wie wirtschaftlich. Eigentlich am Ende. Denn Farke stabilisierte die Mannschaft und führte sie als Sportdirektor und Trainer aus der Westfalenliga bis zum Regionalliga-Aufstieg in diesem Sommer.
Farke hospitiert bei Arminia Bielefeld
Seit Mai drückt er gemeinsam mit Valérien Ismaël und Rodolfo Cardoso die Schulbank in der Hennes-Weisweiler-Akademie in Hennef, wird dort zum Fußball-Lehrer ausgebildet und hospitiert zurzeit bei Arminia Bielefeld. Als Trainer, Manager und Auszubildender hat Farke drei Vollzeit-Jobs zugleich – und Familie mit zwei Söhnen, sechs Jahre und ein Jahr alt.
Seit Mai keinen freien Tag mehr gehabt
„Ich hatte seit Mai quasi keinen freien Tag“, sagt Farke. „Es macht Spaß und man nimmt unheimlich viel mit, aber die Belastung ist schon sehr groß.“ Am Samstag (15.30 Uhr, bei uns im Live-Ticker) trifft Farke, der ehemalige Torjäger, mit seinem SV Lippstadt 08 auf einen einst knallharten Verteidiger, der gerade über den finnischen Verband seine Fußball-Lehrer-Lizenz erwirbt: Sami Hyypiä, seit diesem Sommer alleiniger Chef-Trainer von Bayer 04 Leverkusen. Vor der ersten DFB-Pokalrunde sprach Florian Bickmeyer mit dem Trainer des Außenseiters.
Herr Farke, am vergangenen ersten Spieltag der Regionalliga West hatten sie eine Generalprobe, die schon ein Pflichtspiel war: Sie spielten mit dem SV Lippstadt gegen die U23 von Bayer Leverkusen 1:1 unentschieden. Wird Ihnen dieses Spiel am Samstag im DFB-Pokal gegen die Leverkusener Bundesliga-Mannschaft helfen?
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Daniel Farke: In diesem Fall ein bisschen, weil sich die Spielanlagen sehr ähneln. Aber das macht es nicht einfacher. Individuell kommen da noch mal ganz andere Spieler auf uns zu. Für unsere Spieler ist die Vorbereitung vielleicht ein bisschen leichter, weil sie die Leverkusener Spiel-Idee schon kennen.
Diese Leverkusener Spiel-Idee war in der vergangenen Saison in der Bundesliga ziemlich einzigartig. Was zeichnet sie aus?
Farke: Ich will gar nicht zu sehr ins Detail gehen. Aber in der Spieleröffnung wird eine sehr besondere Variante gespielt, die Außenverteidiger spielen eine spezielle Rolle und die Art, wie sie das Zentrum verdichten. Es gibt schon vier, fünf Eigenarten dieser Spiel-Idee, auf die man sich einstellen muss. Ich habe das in der Bundesliga oberflächlich verfolgt. Zur Spielvorbereitung habe ich mir jetzt noch DVDs kommen lassen. Und meine Co-Trainer waren in der Vorbereitung viel unterwegs und haben sich Bayer angeguckt. Wir versuchen uns darauf einzurichten, aber wir wollen uns nicht nur auf den Gegner einstellen.
Farke: "Leverkusen-Fans trifft man nicht ganz so häufig. "
Das heißt, Sie haben schon eine Idee, wie sie Leverkusen weh tun können?
Farke: Eine Idee schon, ja. Die Frage ist, wie wir das dann in die Praxis umsetzen können. Leverkusen ist eine Mannschaft, die drei Ligen über uns spielt. Das ist auch kein normaler Bundesligist, sondern eine herausragende Bundesliga-Mannschaft.
Wie bereiten Sie ihre Mannschaft auf einen solchen Gegner vor?
Farke: Für uns ist es eine Spiel-Vorbereitung wie für jedes andere Pflichtspiel auch. Ich will auch, dass wir schon in der Spiel-Vorbereitung unsere Routinen entwickeln. Wir machen eine ganz normale Trainingswoche, natürlich mit entsprechender Gegner-Vorbereitung. Aber wir wollen uns dann – wie immer – auf unser eigenes Spiel konzentrieren.
DFB-PokalIhr Torhüter Christopher Sander gehört einer eher seltenen Spezies an: Er ist Bayer-Leverkusen-Fan und sogar -Mitglied. Er wird sicher besonders heiß auf das Pokalspiel sein.
Farke: Das stimmt. Leverkusen-Fans trifft man nicht ganz so häufig. Torhüter sind halt manchmal speziell. Ich habe mich aber noch nicht festgelegt, wer im Tor spielen wird. Wir haben drei sehr gute Torhüter, von denen vor allem zwei um den Platz im Tor ringen. Am Samstag werden alle Spieler heiß sein. Und ich kann ja meine Mannschaft nicht danach aufstellen, welcher Spieler Fan von welchem Verein ist.
Ihr Ex-Verein, der SV Wilhelmshaven trifft auf Borussia Dortmund. Haben Sie noch Kontakte nach Wilhelmshaven?
Farke: Ja, ich habe noch sehr gute Kontakte. Und auch die neue Führungsriege kenne ich gut. Reinhold Fanz habe ich damals in meiner Zeit als Spieler beim Bonner SC erlebt. Wir haben in der Vorbereitung auch ein Freundschaftsspiel gegen Wilhelmshaven gemacht.
Dann haben Sie die Mannschaft ja schon gesehen. Was trauen sie dem SV Wilhelmshaven zu? Haben Sie einen Tipp für das Spiel?
Farke: Die Aufgabe gegen den BVB ist für den SV Wilhelmshaven ähnlich unlösbar wie für uns gegen Bayer Leverkusen. Dortmund wird das Spiel deutlich gewinnen. Aber Wilhelmshaven wird es Dortmund schwer und unangenehm machen – ähnlich wie wir Leverkusen.