Witten/Wilhelmshaven. . Farat Toku ist gebürtiger Bochumer und spielte bis zur vergangenen Saison beim TuS Heven in der Oberliga - inzwischen ist er Trainer des Regionalligisten SV Wilhelmshaven, der am Samstag den BVB empfängt. Im Falle eines Pokalwunders hat Toku Großes vor.

Die beschauliche Ruhe des Nordens ist dahin, seit die Auslosung für die erste Runde des DFB-Pokals dem Regionalligisten SV Wilhelmshaven einen richtigen Kracher bescherte. „Hier herrscht derzeit der Ausnahmezustand - jeden Tag sind Radio- und Fernsehteams vor Ort“, sagt der neue Trainer des Viertliga-Clubs. In der vergangenen Saison stand er noch für den TuS Heven 09 auf dem Platz - doch dann erhielt Farat Toku (33) ein Angebot, das er nun wirklich nicht ausschlagen konnte.

„Das ist eine Riesen-Chance für mich“, sagt der Ex-Hevener, der eigentlich in der anstehenden Spielzeit für den Posten des Co-Trainers beim Wittener Oberliga-Club vorgesehen war. Aber nach der Offerte aus Niedersachsen packte Farat Toku seine Siebensachen und zog nach Wilhelmshaven.

"Entweder ich grätsche Klopp um oder er mich"

„Ich war als Fußballer schon im Osten Deutschlands, im Westen sowieso und jetzt hier oben im Norden. Fehlt eigentlich nur noch ein Engagement irgendwo in Süddeutschland“, flachst der 33-Jährige, der auf Initiative von Wilhelmshavens Sportlichem Leiter Reinhold Fanz den Weg nach Niedersachsen fand. „Wenn man jemanden als Trainer für einen Regionalligisten verpflichtet, dann geht das aber nicht nur über Sympathie. Man muss mir einen solchen Job dann auch zutrauen“, sagt Toku und ist dankbar für diese Chance.

Zumal, wenn man gleich in seinem ersten Pflichtspiel ein solches Schmankerl serviert bekommt. Farat Toku an der Seitenlinie beim Pokalspiel gegen den deutschen Vizemeister Borussia Dortmund (Samstag, 15.30 Uhr, im Live-Ticker) - wenige Meter entfernt von Jürgen Klopp. „Entweder ich grätsche ihn um oder er mich“, sagt Ex-Wattenscheider im Flachs und freut sich auf das Zusammentreffen mit einer solchen Klassemannschaft. „Natürlich haben die Dortmunder eine ganz andere Qualität als wir. Aber ein wenig werden wir schon versuchen, sie zu kitzeln. Wir wollen uns da so gut wie möglich verkaufen.“

Der Kader wurde mit heißer Nadel gestrickt

Eine richtig gute, ganz junge (im Schnitt gerade mal 21 Jahre alte) und lernwillige Truppe habe Toku in Wilhelmshaven beisammen. Dabei hat es ihn in den letzten Wochen unheimlich viel Zeit und Nerven gekostet, bis er seinen Kader beisammen hatte. Denn nach der letzten Saison hatte der Club, der eigentlich sportlich als Absteiger feststand, keine spielfähige Mannschaft mehr. „Die Spieler haben sich natürlich alle frühzeitig um neue Vereine bemüht - da war es enorm schwer, in der Kürze der Zeit neue Leute zu finden“, berichtet Toku.

Denn durch den nachträglichen Aufstieg von Holstein Kiel blieb Wilhelmshaven plötzlich doch in Liga vier. Nicht weniger als 19 (!) Akteure verpflichtete der Club seither. „Ich denke, eine solche Situation hat kaum ein Verein jemals erlebt. Finanziell haben wir eh’ keinen großen Spielraum. Jetzt habe ich 21 Mann in meinem Kader - und der muss sich natürlich erstmal finden und zusammenwachsen“, berichtet Toku von den Problemen des Trainer-Alltags.

"Wir sind auf einem guten Weg"

Im letzten Testspiel vor dem DFB-Pokal-Knüller am Samstag (15.30 Uhr) gab’s eine knappe 0:1-Niederlage gegen den BSV Rehden, der es im Pokal am Montagabend übrigens mit dem FC Bayern München zu tun bekommt. „Das sah insgesamt schon ganz gut aus, aber natürlich gibt es hier und da noch viel zu verbessern“, so Toku. „Ich denke, wir sind auf einem guten Weg.“

Inwieweit die Jade-Kicker auch schon einen Champions-League-Finalisten ärgern können, bleibt abzuwarten. Klar, dass diese Partie für ein Kind des Reviers - wie Farat Toku - etwas ganz Besonderes ist. „Ich war als Bengel ja schon Sympathisant von Borussia, letzte Saison habe ich auch einige Spiele live im Stadion gesehen.“ Und was, wenn dem Regionalligisten am Samstag wirklich der ganz große Coup gelingt? „Dann laufe ich von Wilhelmshaven nach Bochum.“ Mut hat er!