London. . Heller als der Stern des Südens strahlt kein anderer an Europas gewaltigem Fußballhimmel. Der FC Bayern München hat beim dritten Anlauf im vierten Jahr endlich den großen, großen Henkelpott erobert. Die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes schlägt in Wembley Borussia Dortmund mit 2:1.
Mit 2:1 (0:0) gewann das bereits seit Wochen auch als Deutscher Meister fest stehende Edelensemble von Trainer Jupp Heynckes das innerdeutsche Final-Duell der Champions League gegen Borussia Dortmund. Den Siegtreffer besorgte Arjen Robben erst in der 89. Minute. Als kurz danach der Abpfiff ertönte, war klar, welche Sprache im Wembley-Stadion, in ganz London an diesem Wochenende vorherrschen würde: bayerisch.
"Das ist im Sport mit nichts auf der Welt zu vergleichen", sagte Bayern Sportvorstand Matthias Sammer direkt nach der Partie. "Die Emotionen schießen hoch, man hat Tränen in den Augen, Freude, Erleichterung, es ist alles. Einigen Spielern gönne ich es sehr. Es ist sehr wichtig, solch eine Laufbahn zu krönen, sonst hört das Gerede nie auf. Aber ich gratuliere auch dem BVB zu einer großen Saison."
Bundesliga-Brüder auf der Gigantenbühne
Es war nicht das Spiel der personaltaktischen Manöver gewesen. Heynckes hatte seine voraussichtliche Stammformation schon weit im Vorfeld bekannt gegeben. Überraschungen zog er nicht aus dem Jackettärmel. Jürgen Klopp hatte immerhin noch einen feinen Schleier des Geheimnisses darüber geworfen, wer den verletzten Bald-Bayern Mario Götze ersetzen würde, der vor dem Anpfiff noch tiefenentspannt Botschaften über sein Handy verschickte. Die Lösung, gefällt wegen des „Bauchgefühls“ des BVB-Coaches: Marco Reus rückte hinter die einsame Spitzenkraft Robert Lewandowski, Kevin Großkreutz übernahm die linke Offensivflanke.
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Die große Frage bei diesem Treff der konkurrierenden Bundesliga-Brüder auf der Gigantenbühne, lautete aber nicht: wer spielt? Sie lautete: Wer kann ein bisschen von der Entspanntheit eines Mario Götze mit auf den Rasen hinaus nehmen, wer kann beim Zusammenprall der überbordenden Erwartungen schnell zur ganz normalen Extraklasse finden? Und die Antwort war überraschend: Es flatterten auf beiden Seiten keine Nervenkostüme. Beide Mannschaften versuchten zehn Minuten lang einen kontrollierend straffen Zugriff auf die Partie zu bekommen. Danach gingen die Dortmunder zuerst zur Sache. Minute 14, ein Drehschuss von Lewandowski, Manuel Neuer muss eingreifen. Eine Minute später ist die Chance noch größer. Jakub Blaszczykowski scheitert, weil Neuer einen Fuß an den Ball bekommt.
Weidenfeller und Neuer - Weltklasse Torhüter im Finale
Überhaupt, Neuer. Die Borussen hatten weitere Möglichkeiten durch Marco Reus und Sven Bender, beide geschickt eingefädelt von Großkreutz. Und die Bayern mussten sich bei ihrem Torhüter dafür bedanken noch im Champions-Race zu sein, bei dem Mann, dem national so häufig seine Arbeitslosigkeit vorgehalten wird. Erst nach 25 Minuten agierten sie selbst mutiger und rückten den anderen Torhüter ins Rampenlicht, Roman Weidenfeller, Minute 30: weltklasse gegen Arjen Robben. Dann, kurz vor der Pause: im Glück, gerade weil Robben aus kurzer Distanz nicht das Tor, sondern sein Gesicht trifft.
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Die erste Runde ging an sie, an die Torhüter. Und die zweite startete zwar auch nicht sofort rasant durch, als diesmal aber die Bayern das Tempo nach zehn Minuten massiv anzogen, wurde es ganz schnell brandgefährlich. In Minute 60, nach einer Stunde Spielzeit prescht Franck Ribery über die linke Flanke, und der Künstler und Hitzkopf, der in Halbzeit eins davon profitierte, dass Schiedsrichter Nicola Rizzoli seinen Armschlag ins Gesicht von Lewandowski als unbeabsichtigt einschätzte, bringt den Ball nach innen, zu Arjen Robben. Nächste Station: Mario Mandzukucic. Nächste Station: das Dortmunder Tor, das 1:0 durch diesen Mandzukic, den Heynckes natürlich wieder dem deutschen Nationalstürmer Mario Gomez vorzog.
Robbens Auftritt für die Ewigkeit
Der BVB konnte noch einmal ausgleichen. Vom Elfmeterpunkt, weil Dante im Strafraum ungeschickt Reus mit dem Stollenschuh zu nahe getreten war. Ilkay Gündogan legte sich den Ball zurecht, verlud Neuer, schob rechts ein. 1:1. Doch die Bayern dominierten die Partie, erhöhten den Druck immer stärker. Beinahe hätten sich die Borussen aber dennoch in die Verlängerung retten können. Dann kam Robbens Auftritt. Vorbereitet vom Kollegen Ribery. Mitten hindurch durch die grätschenden Schwarzgelben sprintet der Holländer, energisch, als wolle er eine Stammplatzgarantie einfordern. Und er erzielt das 2:1, dieses 2:1, das ihm tatsächlich eine Stammplatzgarantie einbringt, die für das Museum, die für die Ewigkeit.