Frankfurt/Main. Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger lässt in einem Zeitungsinterview kein gutes Haar an Uli Hoeneß und dessen steuerliche Verwicklungen. Zudem kritisiert der 67-Jährige den Umgang des amtierenden Präsidenten Wolfgang Niersbach mit der FIFA-Vergangenheit und die Vergabe der WM nach Katar.
Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger hat in einem Rundumschlag seinen Unmut über die Steueraffäre von Bayern-Präsident Uli Hoeneß, seinen Nachfolger Wolfgang Niersbach und das Verhalten von WM-Gastgeber Katar geäußert. "Wer kann denn in Asien, Afrika oder in den anderen Konföderationen jetzt noch ernsthaft glauben, dass die Deutschen sauber sind?", fragte Zwanziger in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung angesichts der Vorwürfe gegen Hoeneß: "Zunächst einmal wird dieser Vorgang uns international zurückwerfen."
Auch das Verhalten von Niersbach in der Aufarbeitung der FIFA-Vergangenheit ist Zwanziger ein Dorn im Auge. "Warum hat der DFB keinen Antrag auf Aberkennung der Ehrenpräsidentschaft für Havelange auf dem FIFA-Kongress gestellt? Ein solcher Antrag wäre glaubhaft. Ich hätte mir gewünscht, dass der DFB ihn stellt", sagte Zwanziger.
Niersbach hatte zuletzt in diesem Zusammenhang "absolute Glaubwürdigkeit" im Umgang mit den betroffenen Funktionären verlangt. "Glaubwürdigkeit erlangt man dadurch, dass Wort und Tat in Einklang sind", sagte Zwanziger.
"Wie ein Krebsgeschwür"
Als Mitglied im Exekutivkomitee der FIFA sieht Zwanziger auch die Vergabe der WM 2022 nach Katar kritisch. "Der unendliche Reichtum dieses kleinen Landes Katar breitet sich fast wie ein Krebsgeschwür über den Fußball und den Sport aus", sagte Zwanziger: "Ich bin ja selbst hin und wieder angesprochen und eingeladen worden. Dieses kleine Land nutzt seine wirtschaftliche Stärke, um Einfluss zu nehmen auf Entscheidungen in der Politik und im Sport." (sid)