Leverkusen. . Das lange gelobte Leverkusener Trainermodell steht vor dem Aus. Sami Hyypiä bleibt Teamchef, aber Trainer Sascha Lewandowski wird im Sommer wohl gehen. Der gebürtige Dortmunder dürfte in den Jugendbereich zurückkehren.
Die Frage nach dem Geheimnis einer guten Ehe ist oft gestellt – und nie erschöpfend beantwortet worden. Man weiß halt nur, wann es nicht (mehr) funktioniert. Wenn sich die Partner ausein-anderleben, nur noch streiten – oder, schlimmer noch: sich gar nichts mehr zu sagen haben. Und wer Kinder hat, weiß zudem, wie gnadenlos die Schutzbefohlenen jede noch so kleine Unwucht zwischen den Partnern ausnutzen.
Und was in der großen, weiten Welt gilt, trifft auch für die kleine Fußballwelt zu, ja, sogar in der noch kleineren Welt von Bayer 04 Leverkusen. Denn dort steht nun eine Trainer-Ehe vor dem Aus, die vor nicht allzu langer Zeit, genauer vor zwei Monaten, noch als modernes Vorzeige-Gleichberechtigungsmodell gefeiert wurde. Die Konstellation mit dem früheren Weltklasse-Verteidiger Sami Hyypiä als lizenzlosem Teamchef und dem erfolgreichen Jugendtrainer und anerkannten Fußball-Fachmann Sascha Lewandowski als Cheftrainer neigt sich dem Ende zu – im Sommer dürfte das Experiment zu den Akten gelegt werden.
Völler platzierte die Scheidungspapiere schon auf dem Tisch
Nach dem verdienten 1:2 (0:1) des Tabellendritten gegen den designierten Meister FC Bayern München (der durch ein Eigentor von Philipp Wollscheid erst spät zum Sieg kam) war es Sportchef und Ikone Rudi Völler vorbehalten, die Scheidungspapiere schon mal auf dem Tisch zu platzieren. „Sami Hyypiä bleibt auf jeden Fall unser Teamchef“, verkündete Völler. „Sascha überlegt noch ein bischen“, sagte Völler, um dann, eher unbeabsichtigt, das Urteil zu sprechen: „Er kommt ja aus der Jugend, das ist ja so sein Fach. Aber er macht das auch oben sensationell.“
In der Tat steht Bayer 04 trotz einer zuletzt mehr als durchwachsenen Bilanz (nur zwei Siege aus den letzten zehn Pflichtspielen) als Tabellendritter auf dem Champions-League-Rang, doch die lange bestaunte Trainer-Ehe zwischen dem schweigsamen Finnen mit der eindrucksvollen Fußball-Vita und dem ehrgeizigen wie eloquenten Nachwuchstrainer zeigte längst Verschleißerscheinungen. Auch in der Mannschaft, so raunen sie schon länger unterm Bayer-Kreuz, habe sich eine Pro-Hyypiä-Stimmung breit gemacht – und der 41-jährige Lewandowski werde kritischer beäugt. Lewandowski selbst hatte, obwohl mit einem Vertrag bis 2015 ausgestattet, mehrfach angedeutet, dass diese unorthodoxe Konstellation zwar kurz-, aber nicht langfristig tauglich sei. Und nachdem auch der ansonsten stille Hyypiä hatte erkennen lassen, dass die Reibungsverluste in der Teamführung zunehmen, die Kompromisse immer größer wurden, war die Konsequenz naheliegend: Es kann nur einen geben. Es ist keine Überraschung, dass die Wahl dabei im Zweifel reflexartig auf Hyypiä fallen würde – auch wenn Zweifel bleiben, wie stark der scheue Finne tatsächlich in der Taktik- und Trainingsmethodik ist.
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Und so bildete sich medial die „Pärchen-Krise“ heraus, auch wenn sich die Beteiligten redlich mühen, den Eindruck wegzuwischen. „Es gibt keinen Streit, keinen Stress, null“, sagte Völler. Aber: „Die Geschichte hat eine Dynamik bekommen, die kaum aufzuhalten ist“, sagte Lewandowski. „Es muss passen, nicht nur intern, sondern auch nach außen. In den letzten Tagen ist viel passiert, das einen fragen lässt, ob es das Richtige ist“, sagte der 41-Jährige. Der gebürtige Dortmunder, der lange Zeit mit Erfolg den Bochumer Nachwuchs trainierte, kennt die Antwort: Er wird zurückkehren in den Jugendbereich, als alleiniger Chef.
Leverkusen muss sich nach einem Trainer mit Lizenz umsehen
Und Leverkusen muss sich nun nach einem Trainer mit Lizenz umsehen, den man dann ab Sommer an der Seite von Sami Hyypiä platzieren kann. So eine Konstellation, sagte einst Giovanni Trapattoni nach dem krachend gescheiterten Erstversuch mit Lothar Matthäus bei Red Bull Salzburg, sei wie eine Ehe. Und der Signore aus Italien fügte hinzu: „Ich habe die Rolle des Mannes eingenommen, der die Entscheidungen trifft und die Verantwortung übernimmt.“ In der Logik des Italieners sucht Bayer jetzt also eine Frau. Nur gleichberechtigt wird sie nicht sein.