Bern. . Nach Ottmar Hitzfelds obszöner Geste in der WM-Qualifikation gegen den Schiedsrichter ermittelt nun die Fifa. Der Schweizer Nationaltrainer hat sich derweil für seinen “Stinkefinger“ entschuldigt - Hitzfeld meinte sich selbst.
Der Gentleman verlor die Contenance. Mit hochgeschlagenem Mantelkragen und grimmiger Miene stand Ottmar Hitzfeld am Spielfeldrand, die rechte Hand nach vorn gestreckt – und den Mittelfinger nach oben. Die Bilder in den Schweizer Medien vom WM-Qualifikationsspiel der Schweiz gegen Norwegen (1:1) am Freitagabend sind eindeutig und die Fans der „Nati“ wegen des „Stinkefingers“ ihres Trainers irritiert.
Ausgerechnet Hitzfeld, ansonsten die Selbstkontrolle in Person, ließ sich offensichtlich aus Unmut über die schwache Leistung des spanischen Referees Fernandez Borbalan gleich zweimal – zur Pause und nach dem Schlusspfiff – zu einer Geste hinreißen, mit der sich nunmehr die Disziplinar-Kommission der Fifa beschäftigen wird. Der 63 Jahre alte einstige Welttrainer von 1997 und 2001 muss eine Strafe befürchten.
Hitzfeld, offensichtlich selbst erschrocken über seinen Gefühlsausbruch, streitet die Geste nicht ab, denn die TV-Beweise sind erdrückend. Am Samstag gab der einstige Meistercoach von Bayern München und Borussia Dortmund im Teamhotel in Feusisberg sogar eine improvisierte Pressekonferenz.
„Finger war gegen mich gerichtet“
„Natürlich bin ich auf mich sauer. Diese Geste war sicherlich unnötig. Das ist aus den Emotionen heraus passiert. Ich war stinksauer, dass wir den Vorsprung verspielt haben. Es tut mir leid“, sagte Hitzfeld. Auf die Frage, ob er nunmehr Konsequenzen durch die Fifa befürchte, entgegnete Hitzfeld freilich eher seltsam: „Der Finger war gegen mich gerichtet, wen wollen sie da bestrafen?“ Außerdem: Er wisse ohnehin nicht, was er während eines Spiel alles mache, und: „Jeder hat in seinem Leben immer noch etwas zu verbessern.“
In der Mannschaft zeigen sie Verständnis für Hitzfeld. Verteidiger Stephan Lichsteiner lässt in der Neuen Züricher Zeitung kein gutes Haar an dem Referee, wirft ihm „Arroganz und Hochnäsigkeit“ vor, seine Leistung sei „unterirdisch“ gewesen. Schon kurz nach dem Abpfiff hatte auch Hitzfeld geschimpft: „Über den Schiri möchte ich nicht zu viel sagen, aber es ist immer schwierig, gegen zwölf Mann zu spielen.“
Wohl keine Bestrafung durch den Schweizer Verband
Eine Strafe durch den Schweizer Verband (SFV) hat Hitzfeld offenbar wohl nicht zu befürchten, obwohl der Nati-Delegierte Peter Stadelmann zitiert wird: „Das sind Gesten, die wir im Verband nicht sehen wollen.“ Man warte zunächst auf die Reaktion der Fifa, grundsätzlich wolle man jedoch Toleranz zeigen gegenüber seinem Angestellten. Ob die Fifa Toleranz gegen Hitzfeld zeigen wird?
Normalerweise gilt Hitzfeld als Mensch, der stets die Fassung behält. Aber auch während der WM 2010 in Südafrika, als die Schweiz gegen Chile (0:1) nach einem umstrittenen Platzverweis eine Stunde in Unterzahl spielen musste, war Hitzfeld gegen einen saudiarabischen Referee aus der Rolle gefallen und sagte: „Die einen sollten auf dem Platz pfeifen, die anderen am Strand.“ Nun droht ihm eine Strafe.
Erst in der vergangenen Woche hatte die Uefa Trainer Trainer Rene Girard vom französischen Klub HSC Montpellier mit einer Sperre von einem Spiel und einer Geldstrafe von 5000 Euro belegt, weil er dem Schalker Kollegen Huub Stevens während des Champions-League-Duells den „Stinkefinger“ gezeigt hatte. Eine Entscheidung bei Hitzfeld wird nun aber nicht vor dem Dienstag erwartet, wenn die Schweizer ihr nächstes Gruppenspiel in Island bestreiten.