Essen. Bundestrainer Joachim Löw hat bis zur WM 2014 noch einige Baustellen zu bearbeiten. Gesucht wird ein Außenverteidiger. Auch der Sturm macht Probleme. Das Spiel gegen Österreich wird ein erster Härtetest auf dem Weg nach Brasilien. Wir haben die Spieler beider Teams gegenüber gestellt.

Das Qualifikationsspiel gegen die Österreicher am Dienstag in Wien (20.30 Uhr/live in der ARD und im DerWesten-Ticker) ist das 37. Aufeinandertreffen der beiden Teams. Die Länderspiel-Bilanz des DFB gegen Österreich ist positiv. In 37 Begegnungen gab es 23 Siege, sechs Unentschieden und acht Niederlagen. Das Torverhältnis fällt mit 84:54 deutlich aus.

Doch das Team von Trainer Marcel Koller ist gut besetzt. Gleich neun Bundesliga-Spieler stehen wahrscheinlich in der Startaufstellung und machen die Begegnung quasi zu einem Bundesligaspiel auf Länderebene. Das weiß auch Bundestrainer Löw und redet das ÖFB-Team stark. "Die Österreicher sind sehr selbstbewusst - und das völlig zu Recht", sagte Löw auf der Pressekonferenz vor dem Spiel.

Aber wie stark sind Arnautovic, Prödl, Fuchs und Co. wirklich? Wir haben den großen Mann-gegen-Mann-Vergleich zum Nachbarschaftsduell zwischen Deutschland und Österreich in der WM-Qualifikation - klicken Sie sich durch und beurteilen Sie selbst.

Der Mann-gegen-Mann-Vergleich in Textform 

Manuel Neuer

Er gehört zu den besten Torhüter der Welt und ist die unumstrittene Nummer eins. Mit seinen weiten Einwürfen leitet der Bayern-Keeper immer wieder schnelle Konter ein und sorgt damit schon vom Ende des Spielfeldes für Torgefahr. Man muss lange suchen, um bei Neuer eine Schwäche zu finden.

Robert Almer

Beim Bundesliga-Aufsteiger Fortuna Düsseldorf sitzt Robert Almer derzeit nur auf der Bank. Aber Österreichs Nationaltrainer Marcel Koller steht zu seinem Schlussmann. Zwar gibt es auch in der Nationalmannschaft keine Stammplatzgarantie für den Düsseldorfer Keeper, doch er überzeugte beim 2:0 gegen die Türkei und sollte wird voraussichtlich im Tor stehen. "Ich muss nicht Stammspieler sein, um Top-Leistungen zu bringen. Auf mich ist Verlass."

Tor: Punkt für Neuer - 1:0 für Deutschland

Robert Almer ist Niederlagen gewohnt: Bei all seinen Vereinen war er meistens die Nummer zwei. Auch in unserem Formcheck unterliegt er ganz klar gegen Manuel Neuer.

Philipp Lahm

Gegen die Färöer konnte Philipp Lahm ausnahmsweise einmal nicht überzeugen. Der Kapitän leistete sich einige Aussetzer. Dennoch lässt sich am Status des Außenverteidiger nicht rütteln. Lahm ist variabel, kann links wie rechts. Hinten ist der Bayern-Spieler eine Bank und nach vorne aktiv.

György Garics

Im ÖFB-Team läuft Garics als Rechtsverteidiger auf, beim FC Bologna war er zuletzt Bankdrücker. Bei seinem Klub spielt der gebürtige Ungar sogar häufig im rechten Mittelfeld, da die Italiener mit einer Dreierkette spielen. Wenn Garics sich offensiv einschaltet, kann das für die Österreicher ein Vorteil sein.

Rechter Verteidiger: Punkt für Lahm - 2:0

Trotz der Kritik im letzten Spiel: Lahm ist einfach in allen Belangen deutlich besser.

Holger Badstuber

Im Spiel gegen die Färöer kehrte Badstuber auf die ungeliebte Position des Linksverteidiger zurück. Zurück in der Innenverteidigung kann der Bundestrainer auf Badstuber gewohnt abgeklärtes und unaufgeregtes Auftreten bauen.

Sebastian Prödl

Bei Werder Bremen wird Prödl immer mehr zum Führungsspieler und auch in der ÖFB-Auswahl übernimmt der 25-jährige viel Verantwortung. Der kopfballstarke Prödl tritt nicht immer nur souverän ist, hat ab und zu einige Wackler im Stellungsspiel, dennoch ist er ein Eckpfeiler im Team von Marcel Koller.

Innenverteidiger: Punkt für Badstuber - 3:0

Badstuber ist der Chef in der deutschen Viererkette, Prödl in Österreich dagegen noch auf dem Weg dahin.

Mats Hummels

Im ersten Spiel gehörte Mats Hummels zu den Besten. Der Innenverteidiger schaltete sich häufig offensiv ein, legte das 1:0 vor. Der Spielaufbau gehört zu den Stärken des Dortmunders. Nach anfänglich schwachen Leistungen im DFB-Dress bildet Hummels mittlerweile ein überragendes Duo mit Holger Badstuber.

Emanuel Pogatetz

Wie Emanuel Pogatetz die Schmähgesänge der Hannover-Fans verkraftet hat? Offenbar gut. Der Wolfsburger sagt selbstbewusst: "Wir wollen die Deutschen ein bisschen ärgern!" Seine Bilanz gegen das DFB-Team spricht aber nicht für den Innenverteidiger: Fünf Spiele, fünf Niederlagen, 18 Gegentore.

Innenverteidiger: Punkt für Hummels - 4:0

So gut Pogatetz auch spielen kann: Hummels Form ist besser und der Dortmunder ist vor allem offensiv deutlich gefährlicher.

Marcel Schmelzer

Das erste Spiel verpasste Schmelzer kurzfristig, nachdem er sich im Abschlusstraining eine Prellung im Fuß zugezogen hatte. Jetzt ist der BVB-Profi wieder fit und hofft, dass die Einsatzgarantie von Bundestrainer Jogi Löw noch gilt. Schmelzer will und muss endlich beweisen, dass er in der Nationalmannschaft an die guten Leistungen aus Dortmund anknüpfen kann.

Christian Fuchs

Schalkes Linksverteidiger Fuchs erlaubt sich selten Schnitzer, wenn er am eigenen Strafraum steht. In der gegnerischen Hälfte wird aus dem sicheren Defensivspieler ein torgefährlicher Offensivmann. Gute Leistungen werden belohnt: Vor kurzem ernannte Teamchef Marcel Koller den Schalker zum Kapitän.

Linker Verteidiger: Punkt für Fuchs - 4:1

Vorgezogenes Revierderby auf der Position des Linksverteidigers. Im Duell Dortmund gegen Schalke zieht der Deutsche Meister aber klar den Kürzeren: Fuchs gewinnt.

Sami Khedira

An der Stellung von Sami Khedira - zumindest in der Nationalelf - rüttelt niemand. Der Real-Star stopft defensiv die Löcher und versuchte sich zuletzt auch in der Offensive mehr einzuschalten, agierte dabei aber eher glücklos.

Julian Baumgartlinger

Zum Saisonstart gehört Baumgartlinger zu den Überraschungen der Liga. Bei Mainz 05 hat er sich in einen Stammplatz erspielt. Wenn er die guten Leistungen auch im Deutschland-Spiel bringen kann, könnte der 24jährige die Offensivkräfte von Jogi Löw mächtig ärgern.

Defensives Mittelfeld: Knapper Punkt für Khedira - 5:1

Der Vergleich von Khedira und Baumgartlinger ist - wenn man die aktuellen Leistungen der beiden betrachtet - fast ein Duell auf Augenhöhe. Doch die Erfahrung mit brisanten Spielen spricht für Khedira, der den Punkt macht.

Toni Kroos

Nach seiner Verletzung will Toni Kroos wieder angreifen. Im DFB-Team ist durch den Ausfall von Schweinsteiger gerade Platz für einen Spieler wie Kroos. Wenn der Team-Kollege wieder fit ist, wird es schwer für Kroos, der schon häufiger über seine Reservistenrolle meckerte. Jetzt wäre also die Zeit, um sich zu zeigen, Toni!

Veli Kavlak

Österreichische Medien berichten, dass Veli Kavlak eine wichtige Rolle in den taktischen Überlegungen des Teamchefs spielt. Der Besiktas-Legionär soll gegen Deutschland die Rolle als defensiv orientierter zentraler Mittelfeldspieler einnehmen und Özil, Reus und Co. stoppen. Eine ziemliche Last auf den Schulter des jungen Spielers.

Defensives Mittelfeld: Punkt für Kroos - 6:1

Etablierter Bundesligaspieler gegen jungen Hoffnungsträger: Kroos wird es besser machen.

Thomas Müller

Bei Bayern ist Müller zur Zeit in Topform, erzielte in zwei Spielen zwei Tore. In der Nationalmannschaft ist er noch nicht ganz der Alte. Man vermisst den leichtfüßigen, sorglosen Thomas Müller der WM 2010.

Marko Arnautovic

Verbal ist er schon ein ganz Großer: "Man kann den Deutschen wehtun, das sind auch nur Menschen, die können auch nur laufen wie wir." Und auch auf dem Platz ist Arnautovic längst nicht mehr so egoistisch, sondern aktuell richtig gut drauf. Bei Werder Bremen gehört er derzeit zu den Besten. Endlich spielt er auf Rechtsaußen - seine Lieblingsposition.

Rechtes Mittelfeld: Punkt für Arnautovic - 6:2

Fan-Liebling gegen Enfant terrible, nicht in bester Form gegen richtig stark: Arnautovic hat den Punkt verdient.

Mesut Özil

Zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt: Das war zuletzt das Auftreten von Mesut Özil. Gegen die Färöer zeigte der Spielmacher wieder seine starke Seite: Sehr fleißig, engagiert, kreativ und dazu noch zwei Tore. Aber: Özil muss seine Schwankungen in den Griff kriegen, dann ist er unantastbar.

Zlatko Junuzovic

Junozovic ist der dritte Spieler in der "Bremer Achse" beim ÖFB-Team. Der offensive Mittelfeldspieler ist extrem motiviert und will Trainer Koller das Vertrauen zurückzahlen. In dem offensiven System der Nationalmannschaft hat sich auch Junuzovic Position verändert. "Das neue System hilft mir sehr, es ist genau mein Spiel." Im Werder-Trikot spielte Junozovic zuletzt unbekümmert und frei auf, will die Leistung auf gegen Deutschland bringen.

Zentrales Mittelfeld: Punkt für Özil - 7:2

Obwohl Junozovic stark spielt, geht der Punkt an Mesut Özil, weil er für die Nationalelf unverzichtbar und in der Spielgestaltung stärker ist. Nicht unerwähnt soll aber bleiben, dass Özil in der Arbeit nach hinten noch von dem Österreicher lernen kann.

Marco Reus

Der "Fußballer des Jahres" hat einen der etablierten Nationalspieler von seinem Stammplatz gezaubert: Lukas Podolski flog raus, Marco Reus spielt. Und zwar zurecht. Der Neu-Dortmunder ist derzeit kaum zu bremsen. Mit seinen Dribblings und Pässen spielt er die Abwehrreihen der Gegner schwindelig. Einziges Manko: Die Chancenverwertung im DFB-Dress.

Andreas Ivanschitz

Der Rückkehrer ist der routinierteste und erfahrenste Spieler im ÖFB-Team. Von Ex-Coach Didi Constantini aussortiert, holte ihn Marcel Koller zurück. Der Routinier gehört aber noch lange nicht zum alten Eisen, sondern will voll angreifen.

Linkes Mittelfeld: Punkt für Reus - 8:2

Allein der Marktwert-Vergleich zeigt: An Reus ist kein Vorbeikommen. 20 Millionen Euro treffen auf 3,5 Millionen. Aber auch so ist Reus einfach besser als der Mainzer.

Miroslav Klose

In Österreich fürchtet man Miroslav Klose. Der Angreifer erzielte in vier Spielen fünf Tore gegen das ÖFB-Team. Doch der 123-fache Nationalspieler steht in der Kritik, weil er zuletzt viele Chancen liegen ließ und es keine Konkurrenz gibt, die ihm Druck machen könnte. Österreich ist eigentlich der ideale Gegner für den Lazio-Stürmer um seine Treffsicherheit wieder zu finden.

Martin Harnik

Der Stürmer vom VfB Stuttgart hätte vielleicht selbst mal das DFB-Trikot tragen können. Denn: Der Angreifer ist in Hamburg geboren, hat eine deutsche Mutter. Auch Harnik steckt ein wenig in der Krise, steht nach zwei sieglosen Spielen auf dem letzten Tabellenplatz in der Liga.

Stürmer: Punkt für beide - 9:3

Fazit: In der aktuellen Form gibt es keinen Leistungsunterschied.

Trainer: Joachim Löw

Bei uns kann Bundestrainer Löw schon jubeln, sein Team gewinnt den Mann-gegen-Mann-Vergleich mit 8:4. Doch das Ergebnis klingt deutlicher, als es letztlich ist. Auf einigen Positionen viel die Entscheidung nicht sehr so leicht, die DFB-Spieler profitieren vor allem von der größeren Erfahrung und dem starken Auftreten im Mannschaftsverbund.