Barsinghausen. Das hessische Idiom ist geblieben, der Stil könnte sich ändern - der Betriebswirt Jens Grittner hat den Vollblutjournalisten Harald Stenger als Pressesprecher der deutschen Fußball-Nationalmannschaft abgelöst.

Auf Zimmer 115 des Sporthotels Fuchsbachtal in Barsinghausen ist der Machtwechsel erst zur Hälfte angekommen. "Harald Grittner" ist dort bis zum Montag eingebucht, ein sicherlich ungewollter und doch irgendwie listiger Namens-Mix.

Denn erstmals fungiert vor, während und nach dem WM-Qualifikationsspiel gegen die Färöer in Hannover Jens Grittner als neuer Pressesprecher der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Der Ende August auslaufende Vertrag seines Vorgängers Harald Stenger wurde nach elf Jahren nicht mehr verlängert.

Geblieben ist bei den täglichen Pressekonferenzen das hessische Idiom, anderes könnte sich schon in Kürze ändern. Denn was für Stenger, Frankfurter Vollblutjournalist aus der "Generation Schreibmaschine", eine Berufung war, ist für dessen 19 Jahre jüngeren Nachfolger eher ein Dienstleister-Job. Dennoch: "Das Klima soll bleiben, wie es ist. Ziel ist es, mit den Journalisten Doppelpass zu spielen", beteuert der aus dem Fuldaer Stadtteil Gläserzell stammende Grittner.

So ganz hat der Liebhaber des deftigen Schwartemagens seinen Weg nach eigenem Bekunden noch nicht gefunden. "Wir können noch nicht sagen, was wir anders machen wollen. Die Fussstapfen von Harald Stenger sind jedenfalls riesengroß", sagt der studierte Betriebswirt, der einst als Gymnasiast sein Taschengeld mit Spielberichten aus der Bezirksliga aufbesserte.

Nun ist er in der Nationalmannschaft angekommen, und beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) ist man anscheinend von einem geschmeidigen Übergang von "Daily Harry", wie Sympathieträger Stenger gern wegen seiner regelmäßgen TV-Präsenz tituliert wurde, zu Grittner überzeugt. "Jens Grittner wird sich schnell einleben, auf seine eigene Art", sagte Teammanager Oliver Bierhoff.

Seit 1999 dem DFB zu Diensten, hat sich der Vater dreier Kinder seither kontinuierlich nach oben gearbeitet und sich bei den Fußball-Weltmeisterschaften 2006 und 2011 erste Meriten erworben. Dazwischen betreute er als Pressesprecher die U21-Nationalmannschaft.

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Kein Geheimnis ist, dass besonders die altgedienten Nationalspieler wie Mannschaftskapitän Philipp Lahm, Miroslav Klose, Lukas Podolski, Bastian Schweinsteiger und Per Mertesacker gern mit dem gutmütig-jovialen Stenger bis zur WM 2014 in Brasilien weitergemacht hätten. Schon wegen der mittlerweile legendären gemeinsamen Saunagänge im Mannschaftsquartier.

Doch ganz aus den Augen verlieren werden sie den ehemaligen Redakteur der Frankfurter Rundschau vermutlich nicht. Denn in irgendeiner neuen Funktion, so hat es der 61-Jährige bereits angekündigt, will auch er die WM im Lande des Rekord-Weltmeisters journalistisch begleiten. Dann vielleicht im Plenum der Reporter mit prüfenden Blicken auf seinen Nachfolger auf dem Podium. Und mit Wehmut im Herzen auf seinen alten und heiß geliebten Arbeitsplatz. (sid)