Barsinghausen. . Bayern Münchens Nationalspieler Jerome Boateng könnte der Leidtragende von Joachim Löws Personalrochade in der Abwehr sein. Der Rechtsverteidiger müsste bei einem Wechsel ins Abwehrzentrum hinten anstellen. Wie Boateng damit umgeht, erzählt er im Interview.

Eine kleine Personalmaßnahme von Bundestrainer Joachim Löw hat für Jerome Boateng große Folgen. Philipp Lahm soll den Posten des Rechtsverteidigers übernehmen und Marcel Schmelzer der neue deutsche Linke werden. Weil die Außen dann besetzt wären und mit Holger Badstuber, Mats Hummels, Per Mertesacker und Benedikt Höwedes die Konkurrenz in der Defensivzentrale gewaltig ist, hätte der Bayer Jerome Boateng in der ersten Nationalelf keinen Arbeitsplatz mehr. Er hätte: auch nach der EM verloren.

Haben Sie eine ganz persönliche EM-Analyse vorgenommen? Jerome Boateng schaut auf Jerome Boateng?

Jerome Boateng: Dafür habe ich Freunde und Familie, die mit mir darüber reden: Was habe ich gut gemacht, was habe ich schlecht gemacht? Bei ihnen weiß ich, dass sie ehrlich zu mir sind.

Der Bundestrainer hat vor dem ersten WM-Qualifikationsspiel gegen die Färöer gesagt, es gebe keine Erbhöfe in der Nationalmannschaft? Was bedeutet das?

Boateng: Für jeden einzelnen geht es wieder von vorne los, bei Null. Ziel ist jetzt die Qualifikation für die WM 2014. Der Konkurrenzkampf ist groß.

Marcel Schmelzer soll nun Linksverteidiger spielen, Philipp Lahm rechts. Wie haben Sie auf diese Entscheidung, die Sie ja betrifft, reagiert?

Boateng: Das ist die Entscheidung des Trainers. Die muss ich akzeptieren. Ich werde trotzdem weiter Gas geben, ob innen oder rechts. Ich habe bei der EM rechts gespielt, und ich denke, ich habe es nicht so schlecht gemacht.

Joachim Löw sagt aber schon lange, er sehe Sie eher als Innenverteidiger. Wie sehen Sie selbst es?

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Boateng: Ich fühle mich eher als Innenverteidiger. Aber zuletzt habe ich Rechtsverteidiger gespielt, weil wir auch innen viele Spieler haben. Philipp Lahm hat links gespielt. Ich denke, es hat auch gut geklappt. Es ist aber kein Wunschkonzert, der Trainer trifft die Entscheidungen.

Für Sie ergibt sich daraus die Situation, dass Sie in die Blüte der deutschen Innenverteidiger hineinkommen. Fünf Topbewerber für den Innenverteidigerposten. Das gab es lange nicht mehr.

Boateng: Bislang habe ich meistens außen gespielt in der Nationalmannschaft. Natürlich gewöhnt man sich daran. Ich habe mich immer in den Dienst der Mannschaft gestellt. Das werde ich immer tun. Ich denke, dass ich meine Leistungen gebracht habe. Wenn ich jetzt nach innen rücke, habe ich vielleicht erst einmal einen kleinen Nachteil, weil ich mich umgewöhnen und umstellen müsste. Vielleicht wäre ich auch erst einmal enttäuscht. Klar aber ist, dass ich alle Entscheidungen respektiere und jede Herausforderung annehme.