Salzburg. Seine Rückkehr ins Profigeschäft will Ralf Rangnick ganz besonnen angehen. Der künftige Sportdirektor der Red-Bull-Vereine in Leipzig und Salzburg hat seinen Dienst dort angetreten, um den Menschen attraktiven Fußball zu bieten.

Ralf Rangnick ist zurück auf der großen Fußballbühne. Begleitet von acht Kameras und zahlreichen Fotografen und Journalisten hatte der Fußballlehrer am Montag in Salzburg seinen ersten Auftritt nach einer neunmonatigen Auszeit wegen eines Erschöpfungssyndroms. Solch ein öffentlicher Rummel ist in Österreich eher selten, wenn es um Fußball geht. Lediglich beim Skifahren sind die Österreicher eine solche mediale Aufmerksamkeit gewohnt.

Rangnick schaffte es locker, in diese Liga aufzusteigen. Der 53-Jährige sah gut aus. Mit braunem Teint und um einige Kilo leichter, begründete er seinen Schritt, als Sportdirektor des österreichischen Meisters Red Bull Salzburg und des deutschen Regionalligisten RB Leipzig ins Fußballgeschäft zurückzukehren. "Ich bin wieder voller Tatendrang und Energie", sagt der Schwabe und lächelte bei diesen Worten.

Lehren aus der Erkrankung gezogen

Er fühle sich so gut wie seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr, fügte Rangnick hinzu. In seiner Auszeit habe er nicht nur Abstand vom schnelllebigen Fußballgeschäft gewonnen, sondern auch seinen Lebenswandel komplett umgestellt: "Hoffentlich nachhaltig." Künftig will Rangnick sein Smartphone auch mal für drei, vier Stunden abstellen und nicht mehr für jeden erreichbar sein.

Der ehemalige Fußballlehrer hat offenbar die richtigen Schlüsse aus seiner Erkrankung gezogen, die den Rücktritt als Cheftrainer von Schalke 04 im September des vergangenen Jahres unvermeidlich machte. Rangnick will die Dinge nun ruhiger angehen lassen und bewusster leben. "Deshalb war es ausgeschlossen, hier auch noch als Cheftrainer zu arbeiten", sagte Rangnick.

Rangnick war schon einmal Projektleiter in Hoffenheim

Dies hatte Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz zunächst geplant. Dass Rangnick allerdings schnell wieder die Gesetzmäßigkeiten der Branche verinnerlicht hatte, zeigte der Zeitraum bis zu seiner Inthronisierung als neuer starker Mann bei Red Bull für die Fußballstandorte Salzburg und Leipzig. Erst vor zehn Tagen hatte sich Rangnick mit Mateschitz und dem gleichfalls neuen, für die weltweiten Red-Bull-Fußballprojekte zuständigen Sportdirektor Gerard Houllier getroffen, um darüber zu sprechen, ob er sich vorstellen könne, für Red Bull zu arbeiten.

"Das ging dann alles wie im Zeitraffer", sagte Rangnick - davon anscheinend selbst ein wenig überrascht. Aber die Lust sei groß, die Motivation auch. "Mir war wichtig, dass ich viel bewegen und mich einbringen kann." Der Deutsche sieht sich als eine Art Projektleiter. Diese Aufgabe hatte er auch schon in Hoffenheim inne, als er den damaligen Dorfklub katapultartig aus der Drittklassigkeit zur Herbstmeisterschaft in der Bundesliga führte.

Die Menschen in beiden Städten begeistern

Als geeigneten Trainer sah der zweifache Familienvater für die Planungen in Salzburg den bisherigen Chefcoach des SC Paderborn, Roger Schmidt. "Ich habe seine Laufbahn verfolgt, und mich hat tief beeindruckt, wie er in Paderborn mit geringen finanziellen Mitteln das Optimum aus der Mannschaft herausgeholt hat."

Während Schmidt einen Zweijahresvertrag unterschrieb, läuft der Kontrakt von Rangnick sogar noch ein Jahr länger. "Ich will hier alle auf die gemeinsame Reise mitnehmen und entsprechend dafür emotionalisieren." In den nächsten Wochen steht für ihn die Arbeit in Salzburg im Vordergrund. Er will sich schnell eine Wohnung suchen. Noch lebt Rangnick mit seiner Familie in Backnang bei Stuttgart. Leipzig wird er bei Bedarf besuchen. "Wir wollen mit attraktivem Fußball in beiden Städten die Menschen begeistern und sie nicht langweilen", sagte Rangnick.

Denn das, was ihm zuletzt während der EM auf der Couch widerfahren ist, soll den Fans in Salzburg und Leipzig nicht passieren: Er sei während der Spiele bisweilen auf dem Sofa eingeschlafen, erzählte Rangnick - und lächelte bei diesen Worten erneut. (dapd)