Essen. Ganz Deutschland stöhnt unter der Wirtschaftskrise. Das hält die Bundesligisten aber nicht davon ab, für Bier, Bratwurst und Brezel ordentlich hinzulangen. So kann ein Stadionbesuch schnell 60 Euro kosten - pro Person.
Der Spielplan für die neue Bundesliga-Saison war noch nicht erstellt, da feierten die Fans von Borussia Dortmund schon ihren ersten Derbysieg über Schalke 04. Dabei ging es nicht um Tore und Punkte, sondern um die Wurst. Die kam im Dortmunder Fußballtempel bislang von Clemens Tönnies. Der ist ein Wurst- und Fleischmogul (was den BVB-Fan nicht stört) und Aufsichtsratsvorsitzender und damit Boss von Schalke 04 (was den BVB-Fan sehr stört).
Samstag, beim ersten Saison-Heimspiel gegen den 1. FC Köln, kann der Borusse noch herzhafter in seine Stadion-Bratwurst beißen. Denn die kommt nicht mehr aus dem Hause Tönnies. Und sie kostet, wie schon letzte Saison, 2,50 Euro, mit Brötchen inklusive.
Profifußball trotzt Krise
Die Bratwurst gehört zu einem Stadionbesuch, wie der Ball auf dem Rasen, der Bierbecher in der Hand und die Eintrittskarte in der Tasche. Bei diesem „Ticket zum Glück” haben einige Bundesligisten die Preise wieder kräftig erhöht, Borussia Dortmund teilweise um mehr als 20 Prozent. Und trotzdem vermeldete der Klub gerade einen neuen Dauerkartenrekord.
Der deutsche Profifußball trotzt in diesem Segment der Wirtschaftskrise. Die Anziehungskraft des einfachen Spiels, bei dem am Anfang, anders als im Theater, Musical oder oft auch im Kino, niemand weiß, wie es am Ende ausgeht, ist ungebrochen. Dem siebten Zuschauerrekord in Folge in den Stadien (2008/2009: 17,58 Millionen Besucher) könnte im Mai 2010 der achte folgen. Fast 42 000 Zuschauer im Schnitt verfolgen schon jetzt jedes Erstliga-Spiel.
Fans lassen sich die Liga etwas kosten
Und nicht nur VIPs, deren Business-Sitze und Logen zu 90 Prozent ausgelastet sind, lassen sich den Stadionbesuch was kosten: Eine normale Eintrittskarte in Schalke, wo die Preise nicht erhöht wurden, kostet zwischen 13 bis 53 Euro. Ein halber Liter Bier für 3,40 Euro. In der Halbzeit die Wurst. 2,30 Euro. Und es wird fleißig konsumiert: 30 000 Bratwürstchen werden bei einem Schalker Heimspiel verkauft. 35 000 Liter Bier fließen am Samstag in die durstige Kehlen der fast 80 000 Besucher in Dortmund. Auch ohne neues Knappen-Trikot oder einen Fanschal sind nach einem Spiel auf einem guten Sitzplatz 60 Euro weg. Pro Person.
Die Erstliga-Fans im Fußball-Westen mit Schalke, Dortmund, Bochum, Gladbach, Köln und Leverkusen sind dabei durchaus im Glück.
Tickets (außerhalb der Vip-Sitze) kosten maximal 63 Euro. Das Preisniveau ist im Vergleich zu den anderen europäischen Spitzenligen wie Spanien oder England moderat. Und mit einer Preisspanne von 11 bis 45 Euro (Bochum) und 13 bis 40,50 Euro (Gladbach) laden zwei Klubs fast zur Schnäppchenjagd ein. Zum Vergleich: Als der Hamburger SV vergangene Saison mal wieder gegen Bremen spielte, kostete die teuerste Karte mit einem Werder-Zuschlag fast 100 Euro. Und auch die Nahrungsversorgung kann sich weitaus kostspieliger gestalten. Bayern München nimmt in der Arena Rekordmeister-Zuschlag und berechnet für den halben Liter Bier 4,40 Euro und für eine Bratwurst 3,30 Euro. Das sind über 30 Prozent mehr als im Ruhrgebiet.
Die neue Bratwurst in Dortmund wird übrigens in Rheda-Wiedenbrück hergestellt. In der ostwestfälischen Fleisch-Hochburg ist auch der Hauptsitz der Tönnies Fleischwerk GmbH. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.