München. Nicht Bastian Schweinsteiger, nicht Franck Ribery und auch nicht Arjen Robben - Chelseas Didier Drogba war der Held des Champions-League-Finales in München - nicht nur wegen seiner Treffer.

Eine Stunde nach dem großen Spiel, das wahrscheinlich sein letztes für diesen Verein gewesen ist, sagte Didier Drogba eigentlich nichts Besonderes. Als er damit fertig war, applaudierten ihm alle englischen Fußball-Reporter, die ihm zugehört hatten. Viele englische Fußball-Reporter gelten in etwa als so gutmütig wie ein Pitbull, den man eine Woche lang auf grünen Salat gesetzt hat. Es muss also etwas dran sein an Didier Drogba, 34, geboren an der Elfenbeinküste und Symbolfigur des FC Chelsea London.

Drogba, der Spieler, musste vor diesem Finale der Champions League niemandem mehr etwas beweisen. Man wusste, dass er mit dem Ball umgehen kann, dass er mit der ganzen Wucht seines Körpers spielt, mit dem er jedem Bildhauer Modell stehen könnte. Wenn es einen Makel gab: Drogba, der Torjäger, war Drogba, der Unvollendete. Die großen Titel sind ihm nie zugeflogen. Er stand in neun Endspielen aller Art, die meisten hat er verloren.

Drogbas Kopfbälle sind Schüsse

In München ist er entschädigt worden. Einmal nur kam er zum Kopfball, nach der ersten und einzigen Ecke von Chelsea. Drogbas Kopfbälle sind Schüsse, er rettete die Maurer aus London mit dem 1:1 ins Elfmeterschießen. Dann hatte er Glück, er foulte Franck Ribery ungeschickt, aber Arjen Robben verschoss den Elfer in der Verlängerung und trat später, im Elfmeterschießen, nicht mehr an. Drogba schon, er versenkte den letzten, den entscheidenden Ball.

Aber nicht nur deshalb haben sie in München applaudiert.

Drogba, der Mensch, das ist der Drogba, den seine Heimat verehrt. Er spendet Millionen für den Aufbau eines Krankenhauses, das es ohne ihn nie geben könnte. Er ist ein Fußballer, der über seine Anfänge in einem Pariser Amateurverein sagt: „Man lernt die richtigen Werte kennen. Man spielt nicht für Geld, aber um des Spiels willen.“

Trost für Bastian Schweinsteiger

Nach dem Schlusspfiff in München blitzen diese Werte auf. Drogba schaute rüber zu den Bayern, lange und sehr aufmerksam. Als sich in ihm das Gefühl festgesetzt hatte, dass diese Spieler von alleine nicht mehr auf die Beine kommen würden, ging er zu Bastian Schweinsteiger, dem weinenden Häuflein Elend. Drogba nahm ihn in den Arm und sprach mit ihm, nicht im Vorübergehen sondern lange, mit ganzer Aufmerksamkeit.

Am Ende des Abends sprach Drogba, der Chelsea wohl Richtung China verlassen wird, über die Bedeutung dieses Sieges. Ein Wort kam in seinen Sätzen nicht vor: ich. Sich nicht zu wichtig zu nehmen, freundlich, bescheiden, ja fast demütig zu sein im Moment des Erfolgs: Da darf man auch mal applaudieren.