München. Dortmund reloaded: Arjen Robben vergibt im Endspiel gegen den FC Chelsea den zweiten Matchball für den FC Bayern. In einem entscheidenden Moment gibt der Niederländer wieder mal eine unglückliche Figur ab.
Arjen Robben saß auf dem Boden vor der Auswechselbank des FC Bayern, wie ein Häufchen Elend sah er aus. Oben im zweiten Rang der Arena in München nahmen seine ehemaligen Mitspieler Frank Lampard und John Terry gerade den Pott mit den großen „Ohren“ entgegen - der Niederländer aber stierte weiter mit leerem Blick auf das grüne Stück Kunstrasen vor ihm. Die tröstenden Worte, die Minuten zuvor Didier Drogba für ihn gefunden hatte, an dessen Schulter er sich anlehnen durfte: nichts half. Robben blieb am Boden zerstört.
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Erst 90 Minuten nach dem Spiel erschien Robben zum vereinbarten Interview mit dem niederländischen Fernsehsender NOS. Er sagte, was alle sagten: „Es ist unbeschreibbar. Ich kann es nicht glauben. Ich kann es nicht fassen.“ Kurz nach drei Uhr morgens lehnte er seinen Kopf auf die Schulter seiner Frau Bernadien - völlig apathisch. Ein paar Minuten später redete Robben mit Mario Gomez, es war ein ruhiges Gespräch, immer wieder schüttelten beide den Kopf - wahrscheinlich ging es um den Elfmeter, den der Niederländer verschossen hatte.
Cech wusste, dass Robben hart schießt
Robben. Ausgerechnet Robben. Gut, im Halbfinale, beim Rückspiel in Madrid, hatte er das wichtige 1:2 erzielt, per Foulelfmeter - es war knapp, aber egal. Beim DFB-Pokalfinale vor einer Woche hatte er ebenfalls vom Punkt getroffen - zum zwischenzeitlichen 1:1. Das durfte ja nicht als selbstverständlich gelten nach jener Szene zuvor in Dortmund, als Robben die Münchner im Rennen um die Meisterschaft hätte halten können und mit einem unplatzierten Schuss aus elf Metern scheiterte. Doch Samstagabend in München war Dortmund reloaded.
Robben völlig geknickt
Es lief die 95. Minute. Zwei Minuten zuvor war Franck Ribery von Drogba gefoult worden. Ehe Robben schießen konnte, hatte Gomez erst John Obi Mikel vom FC Chelsea den Ball entreißen müssen. Dann lief Robben an: „Ich wollte bei dem Elfmeter knochenhart schießen“, berichtete er später. „Ich wusste, dass Arjen hart schießt“, erklärte Petr Cech, der Torhüter des FC Chelsea - und folglich sei auch klar gewesen, wohin der Ball gehe. Robben schoss nach rechts, wie in Dortmund. Robben schoss Cech knallhart in den Bauch.
Beim Elfmeterschießen kniff Robben
„Ich habe selbst mal einen wichtigen Elfmeter verschossen“, sagte Präsident Uli Hoeneß, es ist die Standardausrede beim FC Bayern, wenn denn mal wieder ein wichtiger Elfmeter verschossen wurde. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach erklärte gar, er „bewundere“ Robbens „Courage, immer wieder an den Punkt zu gehen“. Beim Elfmeterschießen dann aber kniff der Niederländer - wie bereits beim Halbfinale in Madrid. Es wäre allerdings diesmal gar nicht so weit gekommen, hätte der FC Bayern, hätte Robben den zweiten Matchball des Spiels verwandelt.
Erst vor ein paar Tagen hat Robben seinen Vertrag beim FC Bayern vorzeitig verlängert, bis 2015. Aus dem zweiten Stock an der Säbener Straße war zuvor ein ums andere Mal zu hören gewesen, es bedürfe eines Weltklassespielers wie Robben - um die Champions League gewinnen zu können. Nun hat der FC Bayern zum zweiten Mal mit Robben das Endspiel verloren. Vor zwei Jahren, in Madrid, konnte er dem Spiel gegen Inter Mailand (0:2) nicht seinen Stempel aufdrücken. Diesmal gelang ihm dies auch nicht - außer beim Elfmeter.
Am Dienstag müssen Robben und die Bayern nochmal ran
Robben hat zuvor beim FC Chelsea gespielt, bei Real Madrid - die Champions League hat er noch nicht gewonnen, auch nicht das WM-Endspiel 2010. Und diesmal lag es für jeden erkennbar auch an ihm. „Am liebsten“, sagte Robben, „würde ich jetzt eine Woche auf einer unbewohnten Insel verbringen.“ Doch das geht nicht: Am Dienstag spielt der FC Bayern gegen die Nationalmannschaft der Niederlande. Es ist das „Arjen-Robben-Wiedergutmachungssspiel“. Es ist noch mehr als zuvor das überflüssigste Spiel des Jahres. Übrigens live im ZDF. (sid)