München. Alle Welt redet nach dem Champions-League-Finale vom Pech der Bayern - nur deren Präsident Uli Hoeneß nicht. Er war nicht rundum zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft und vermisst einen ehemaligen Spieler.
Für Uli Hoeneß war das Heimfinale der Champions League gegen den FC Chelsea die Erfüllung eines Lebenstraums, der am Samstag um exakt 23.26 Uhr aber zu seinem schlimmsten Albtraum wurde. Bayern Münchens Präsident wirkte nach dem K.o. im Elfmeterschießen gegen den FC Chelsea niedergeschlagen, fassungslos und bitter enttäuscht. DerWesten dokumentiert seine Aussagen nach dem Spiel.
Herr Hoeneß, haben Sie schon Worte für das, was passiert ist?
Uli Hoeneß: Das war ein Drama. Ich habe noch keine Orientierung. Ich muss das ein, zwei Tage sacken lassen. Ich habe noch keinen klaren Kopf. Ich kann nur sagen: Man fühlt sich gar nicht als Verlierer.
Warum?
Hoeneß: Im Elfmeterschießen gehört immer Glück dazu. Wir waren über 120 Minuten die bessere Mannschaft. Das kann man einfach nicht fassen. Wann Bayern München zuletzt so viele Matchbälle vergeben hat, weiß ich nicht.
In der regulären Spielzeit, in der Nachspielzeit und im Elfmeterschießen hatte Bayern jeweils schon eine Hand am Pokal. Warum konnte man den Sack nicht zumachen?
Hoeneß: Ich habe auf dem Platz ein paar Dinge gesehen, die mir nicht gefallen haben. Es gibt natürlich gewisse Probleme, wenn man drei Titel verspielt. Es ist nicht alles in Ordnung. Da braucht man nicht drumrum reden.
Ein Wadenbeißer wie Jens Jeremies fehlte
Was genau ist nicht in Ordnung?
Hoeneß: Es bringt jetzt nichts, positive oder negative Argumente an so einem Abend herauszustellen. Man muss sich aber trotzdem fragen, warum das passiert ist. Ich habe keinen Jens Jeremies gesehen, der schon beim Einlaufen dem Gegner in die Waden gebissen hat.
Kritisieren Sie indirekt die Mentalität der Mannschaft?
Hoeneß: Ich habe keine Erklärung, warum wir das Spiel verloren haben. Chelsea hat keine einzige Chance gehabt. Dann schaffen wir es nicht – das ist unglaublich. Wenn man in so einem Spiel so viele Chancen hat, den Sack zuzumachen, dann muss man es machen.
Hoeneß hat keine Lust mehr auf Platz zwei
Wie schwer ist diese Niederlage zu verdauen?
Hoeneß: Sehr schwer. Und auf Dauer habe ich keine Lust auf Platz zwei. Das ist kein Zustand, den ich akzeptiere. Man muss sich fragen, warum das passiert ist.
Können Sie verstehen, dass Arjen Robben wieder einen entscheidenden Elfmeter schießt? Immerhin hat er gegen Dortmund schon die Meisterschaft verspielt.
Hoeneß: Wenn es feststeht, dass er der erste Elfmeterschütze ist, dann schießt er eben.
Haben Sie schon mit Bastian Schweinsteiger gesprochen? Er sah nach dem Abpfiff untröstlich aus.
Hoeneß: Ich habe selber mal einen wichtigen Elfmeter verschossen - und das muss man sacken lassen. In ein paar Tagen schauen wir, wie es weitergeht.
Am Dienstag steht noch ein Freundschaftsspiel gegen die Niederlande an. Hat darauf überhaupt noch jemand Lust?
Hoeneß: Über Dienstag mache ich mir keine Gedanken. Das wäre ein schöner Abschluss gewesen, wenn wir gewonnen hätten. Aber so ist es ja nicht. (dapd)