Berlin. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hat die Spieler des FC Bayern München nach der Niederlage im DFB-Pokal gegen den BVB zusammengestaucht. Jedes Gegentor sei wie eine “Watschn“. Die Bayern hätten sich gegen Borussia Dortmund blamiert und müssten im Champions-League-Finale gegen Chelsea Wiedergutmachung leisten.

Nach dem 2:5 (1:3)-Debakel im DFB-Pokal-Endspiel in Berlin gegen Borussia Dortmund hat Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge von Bayern München eine bemerkenswert kritische Bankett-Rede gehalten. Der Boss des Fußball-Rekordmeisters sprach in der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom gegen 0.30 Uhr von einer "Blamage" und fünf Gegentoren "wie Watschn".

Rummenigge forderte die Bayern-Mannschaft um Trainer Jupp Heynckes auf, 'sich kritisch zu hinterfragen, um jetzt nicht auch noch den Traum vom Finalsieg in der Champions League am kommenden Samstag zu gefährden. Die Bankettrede von Karl-Heinz Rummenigge im Wortlaut:

"(...) Wir haben ein paar Herren, die ich sehr herzlich begrüßen möchte. Wolfgang Niersbach, neugewählter Präsident des DFB, ich darf dich sehr herzlich begrüßen. Du hast gestern gesagt, (...) du gehst erst zum Verlierer und dann zum Gewinner. Dann habe ich gesagt, er kommt hoffentlich etwas später - jetzt ist es etwas früher geworden. (...) Dann möchte ich Franz Beckenbauer sehr herzlich begrüßen, unseren Ehrenpräsidenten. Ich habe den Franz eben noch im Fernsehen gesehen, er hat nicht sehr glücklich ausgeschaut - wie wir alle, die wir hier jetzt sitzen. (...)

Wenn ich etwas zu dem Spiel sagen darf: Ich glaube, das war ein Abend, der keinem gefallen hat, der hier sitzt. (...) Mein alter Trainervater Dettmar Cramer hat mir immer geraten, an solchen Abenden, die auch mal weh tun können, die ehrliche Meinung kundzutun. Das möchte ich auch.

Jedes BVB-Tor eine "Watschn" für bayern München

Ich glaube, dass wir aus diesem Spiel die richtigen Lehren ziehen müssen. Wenn man 2:5 verliert ist das kein Zufall, dann ist das auch nicht Pech, sondern man muss klar und deutlich sagen: Das war eine Blamage, die wir heute Abend erlebt haben (Applaus). Jedes Tor der Dortmunder, das wir erlebt haben, ist dann wie so eine Watschn.

Trotzdem möchte ich jetzt nicht auf die Mannschaft zu kritisch reagieren, weil ich der Meinung bin, das war verdient für Borussia Dortmund. Das müssen wir akzeptieren und auch respektieren, dass wir eben eine Mannschaft in dieser Republik haben, die im Moment national über uns steht, besser ist. Die sind nicht durch Zufall deutscher Meister geworden. (...) Das müssen wir versuchen zu respektieren, zu akzeptieren und vielleicht in naher Zukunft korrigieren.

Wir haben ein ganz wichtiges Spiel am Samstag, das Finale in der Champions League. Ich glaube, wenn alle heute bereit sind, sich kritisch zu hinterfragen, warum, wieso, was ist heute Abend passiert, dass wir ein solches Spiel in dieser Art und Weise und mit diesem Ergebnis verloren haben, dann haben wir eine Chance, am nächsten Samstag möglicherweise mit diesem einen, dem wichtigsten Titel, der im Klubfußball zu vergeben ist, dazustehen.

(...) Ich glaube es wäre ein Fehler, wenn wir sagen würden, wir haben in der ersten Halbzeit nicht so schlecht gespielt, wir haben unglaubliche individuelle Fehler gemacht, die zu Toren geführt haben - das haben wir. Aber ich glaube, das wäre ein Fehler. Ich glaube, wir müssen uns heute kritisch hinterfragen, und wir müssen am nächsten Samstag sofort korrigieren, was wir uns heute Abend eingebrockt haben.

Chance zur Wiedergutmachung für Bayern gegen Chelsea

Das ist etwas, um was ich die Mannschaft sehr herzlich bitte, und auch im Prinzip verlange, dass am nächsten Samstag mit Leidenschaft und Wille und auch mit der Aggressivität gespielt wird, um einen Gegner wie Chelsea (...) zu besiegen, eine Mannschaft, die nicht nach München kommen wird, um ein bayerisches Fest von Bayern München mitzuerleben, sondern eine Saison, die nicht so gut verlaufen ist, zu korrigieren.

Ich hoffe, (...) dass wir am nächsten Samstag einen Abend erleben, an dem wir dann nach dem Abpfiff glücklicher, zufriedener und auch stolzer sind als es heute Abend wahrscheinlich der Fall ist."

Manuel Neuer

Der einzige Titelverteidiger aus dem vergangenen Jahr hätte wieder zum Helden werden können, wurde aber von seiner Abwehr im Stich gelassen. War der Nationalkeeper beim 1:0 noch chancenlos (3.), war er beim Strafstoß mit den Fingerspitzen am Ball (40.).

Note: 4

Beim dritten Gegentor kullert der Ball von Lewandowski durch seine Hosenträger (45.). Nach dem vierten Gegentreffer konnte Neuer einem nur noch Leid tun (58.). Und dann patzte Neuer auch noch selbst beim 5:2 (81.).

Philipp Lahm

Bayerns Kapitän spielte auf seiner angestammten, geliebten rechten Seite. Und das fast fehlerfrei. Offensiv immer gefährlich,...

Note: 4

...ebnete der Nationalspieler dem "Gastgeber" allerdings den Weg zum 2:1, als sein Befreiungsschlag beim BVB landete (39.). Einsatz und Willen konnte man ihm nicht absprechen.

Jerome Boateng

Auch der andere deutsche Nationalspier in Bayern Innenverteidigung sah nicht immer souverän aus auf dem Platz.

Note: 5

BVB-Stürmer Robert Lewandowski entwischte Boateng ein ums andere Mal und lief auch beim 3:1 auf und davon. Klärte allerdings gut gegen Piszczek (56.).

Holger Badstuber

Badstuber wollte dieses Endspiel auskosten, ist er doch wie Alaba und Gustavo im "Finale dahoam" gesperrt. Aber der Innenverteidiger macht keine gute Figur auf dem Platz.

Note: 4,5

In den entscheidenden Situationen hatte der Nationalverteidger Probleme (3., 45., 51.).

David Alaba (bis 69.)

Österreichs Spieler des Jahres 2011 wirkte hier und da ein bisschen unkonzentriert; kam dem Ball nicht entgegen (18.),...

Note: 4,5

...spielte schludrige Pässe (36.) und hatte Probleme im Spiel nach vorne. Weit entfernt von seinem Niveau vom Saisonendspurt.

Bastian Schweinsteiger

Wechselt nach zehn Minuten seine Schuhe, aber das half auch nichts: Zwar war Schweinsteiger sehr präsent auf dem Platz, seine Mitspieler allerdings ließen den Nationalspieler doch weitestgehend allein.

Note: 3

Bediente Gomez mit einem Traumpass (24.), wurde aber beim 4:1 für Dortmund getunnelt von Kevin Großkreutz. Man konnte sehen, dass Schweinsteiger diese Niederlage sehr ärgerte.

Luiz Gustavo (bis 45.)

Der Brasilianer in der Schaltzentrale der Bayern erwischte einen rabenschwarzen Tag.

Note: 6

Zu schlampig waren seine Pässe, zu schlecht war sein Verhalten im Raum und dann patzte Gustavo noch bei allen drei Toren.

Arjen Robben

Eins kann man dem Niederländer nicht nachsagen: Er habe kein Selbstvertrauen. Der Flügelspieler der Bayern übernahm in der 25. Minute Verantwortung und verwandelte den Foulelfmeter (Weidenfeller an Gomez) souverän.

Note: 4,5

In der Liga hatte er noch verschossen. Das allerdings war auch die auffälligste Aktion von Robben.

Toni Kroos

Erst im Offensivzentrum der Bayern aktiv und durchaus mit guten Ansätzen, musste Kross dann im zweiten Abschnitt auf der Defensivposition von Gustavo spielen.

Note: 5

Das Spiel lief aber weitestgehend an Kroos vorbei.

Franck Ribéry

Boris Becker twitterte während des Spiels, "wo ist Ribéry" und die Frage war berechtigt. Der Franzose hatte in der Anfangsphase der ersten Halbzeit zwei, drei gute Szenen, dribbelte sich aber meist fest.

Note: 4

Danach tauchte Ribéry ab - allerdings nur bis zur 75. Minute, als sein gelungenes Tänzchen mit der kompletten BVB-Hintermannschaft den 4:2-Anschluss bedeutete.

Mario Gomez

Deutschlands Nationalstümer arbeitete viel, holte sich die Bälle und suchte den Abschluss. Wurde von Schweinsteiger und Kroos viel zu selten in Szene gesetzt. Seine Torschüsse folgen in den Berliner Abendhimmel.

Note: 3

Bekam berechtigte den Strafstoß zugesprochen (25.). Hatte Pech bei seinem Kopfball, der nur an die Querlatte ging (68.). War, wenn Flanken kamen, immer gefährlich.

Thomas Müller (ab 46.)

Der deutsche WM-Held kam zur zweiten Halbzeit für den völlig indisponierten Gustavo. Ihm gelangen zwei sehr ordentliche Flanken, das Spiel drehen konnte aber auch Müller nicht. Note 4.

Diego Contento (ab 69.)

Trainer Jupp Henyckes brachte Contento für den im Champions-League-Finale gesperrten Alaba, um ihm etwas Spielpraxis zu geben. Ohne Note.

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