München. Der FC Bayern tritt heute im Achtelfinal-Hinspiel der Champions-League beim FC Basel an. Vor dem Duell herrscht Alarmstimmung in München. Denn im Moment sind die Münchner nicht einmal in der Lage, beim SC Freiburg zu gewinnen. Steht Trainer Jupp Heynckes am Ende der Saison etwa mit leeren Händen da?

Es gibt einen Satz, der auf ewig mit Klaus Toppmöller verbunden ist. „Bye, bye, Bayern“, hat der Trainer den Münchnern in den 90er Jahren einmal nachgerufen, als er mit Frankfurt auf dem besten Wege war, Deutscher Meister zu werden. Viel zu voreilig, wie sich herausstellen sollte. Die Eintracht patzte, am Ende lachte der FC Bayern, und Toppmöller musste sich viel Spott für seinen Übermut anhören. Man sollte sich also hüten, den Rekordmeister zu früh abzuschreiben.

Andererseits, und das lässt sich nicht mehr übersehen, verdichten sich die Anzeichen, dass die Saison bitter enden könnte für die Roten. Steht Jupp Heynckes am Saisonende etwa mit leeren Händen da? Fest steht: Die Münchner treten heute im Achtelfinal-Hinspiel der Champions-League beim FC Basel (20.45 Uhr/live bei Sat1 und im DerWesten-Ticker) an, und vor dem Duell herrscht, wie die Bild-Zeitung formuliert, „Titelalarm“ im bayerischen Lager.

Große Kaliber noch im Rennen

Man kennt den bayerischen Traum. Uli Hoeneß hat das Bild genau im Kopf. Am 19. Mai soll Philipp Lahm, der Kapitän des FC Bayern, in München auf dem Arena-Rasen stehen und den Champions League-Pokal in den Nachthimmel stemmen. Das Problem ist nur: Im Moment sind die Münchner nicht einmal in der Lage, beim SC Freiburg zu gewinnen. Die Bosse sind entsprechend elektrisiert, so nervös sogar, dass sie in die Kabine geeilt sind, um den Profis eine 20-minütige Standpauke zu halten.

Ob die Maßnahmen wirken? Ob man so die Autorität von Jupp Heynckes, die nach taktischen Fehlgriffen angekratzt sein muss, nicht weiter untergräbt? Einen Mangel an Baustellen gibt es jedenfalls nicht. Bastian Schweinsteiger ist verletzt, Arjen Robben umstritten, der Mannschaft, so heißt es in München, fehle es an Teamgeist, und die Suche nach einer klaren Struktur, einer eingespielten Formation, geht in die nächste Runde. „Die Spieler müssen bereit sein, sich zu quälen“, hat Karl-Heinz Rummenigge eindringlich gewarnt. „Es muss eine andere Gangart her.“

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Keine Frage, der Vorstandsvorsitzende, der sich gemeinsam mit seinen Kollegen über das Los FC Basel gefreut hatte, ist jetzt mit gemischten Gefühlen in die Schweiz gereist. Er weiß, wie hoch die Fallhöhe ist. Gegen den FC Basel wird ein Weiterkommen erwartet, obwohl der kleine Klub gut genug war, um das große Manchester United zu schlagen und aus der Königsklasse zu werfen.

Das Viertelfinale ist längst noch nicht erreicht, und das Finale schon mal gar nicht. Mit dem AC Milan, dem FC Chelsea, mit Real Madrid, Inter Mailand oder dem FC Barcelona sind die größten Kaliber noch im Rennen. Und angesichts solcher Konkurrenz scheint es aus heutiger Sicht beinahe verwegen zu sein, von einem Triumph in der Königsklasse zu träumen.

Der Meisterfavorit kommt aus Dortmund

Borussia Dortmund kann sich diese Woche in aller Seelenruhe auf das Spiel am Sonntag gegen Hannover vorbereiten. Die Bayern dagegen müssen sich nach dem Auftritt in Basel neu motivieren. Schalke kommt selbstbewusst nach München, und die Gefahr, dass der BVB den Münchnern in der Bundesliga weiter davonzieht, ist ziemlich real.

Verglichen mit den Dortmundern ist die Ausgangsposition der Bayern ohnehin das Gegenteil von vielversprechend. Sie haben in der Rückrunde sagenhafte sieben Punkte auf den BVB verloren, sie sind auf Rang drei gestürzt, während der Titelverteidiger mit sechs Siegen in Serie den ersten Rang erobert hat.

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Von Peter Müller

Und die Dortmunder haben ein weiteres dickes Plus: Sie müssen nur fünfmal auswärts antreten und dürfen noch sieben Heimspiele in der eigenen Festung austragen. Die Frage muss also lauten: Gibt es überhaupt noch etwas, was für die Bayern spricht?

Der Pokal ist kein Spaziergang

Auch der DFB-Pokal wird kein Spaziergang für die Bayern, das ist klar. Am 21. März müssen die Münchner zum Auswärtsspiel nach Gladbach, und das ist jener Klub, der überhaupt keine Angst vor den Großkopferten hat. In dieser Saison haben die Borussen dem Team von Jupp Heynckes schon zweimal eine lange Nase gedreht, zuletzt beim 3:1-Sieg im eigenen Stadion zum Rückrundenstart.

Und jetzt haben die Gladbacher das Ziel vor Augen, nach 1995 noch einmal nach Berlin zu fahren, um dort um den goldenen Pokal zu kämpfen. Der Ehrgeiz ist riesengroß, zumal die Borussen nicht gut auf die Bayern zu sprechen sind. Die arrogante Aktion, schon vor dem Halbfinale Karten fürs Finale anzubieten, kam am Niederrhein nicht gut an. Gleiches gilt für die Nachricht vom Dante-Wechsel, der ausgerechnet in diesen Tagen lanciert worden ist.

Doch selbst wenn die Bayern in Gladbach gewinnen sollten, die Wahrscheinlichkeit, dass Borussia Dortmund im Finale wartet, ist gewaltig. Und muss man etwa betonen, welchen Heidenspaß die BVB-Verantwortlichen daran hätten, das Double zu gewinnen und den Bayern die Saison komplett zu verhageln?