Essen. Otto Rehhagel kommt zurück. Mit 73. Jupp Heynckes ist 66, Huub Stevens immerhin auch schon 58. Drei Trainer, die vor ein paar Jahren als zu alt, zu hart oder zu unmodern galten. Aber auch drei Trainer, für die mehr sprach als für die Konkurrenz.
Es ist ziemlich genau 32 Jahre her, da ging ein Schreckensruf durch die Kabine des SV Werder Bremen: Hilfe, die Peitsche kommt zurück.
Die Peitsche, das war Fritz Langner. Ein alter Haudegen, einer, der Eisen mit den Zähnen biegen konnte und der stolz darauf war, dass man ihn Feldwebel nannte. Oder Peitsche. Langner war 67 Jahre alt und fast schon ein Jahrzehnt lang raus aus dem Bundesliga-Geschäft, als Werder Bremen 1980 in höchster Abstiegsnot auf ihn zurück griff.
Otto Rehhagel ist jetzt 73. Er pfeift auf dem Trainingsplatz gerne mal auf zwei Fingern, aber das macht ihn nicht gleich zum Feldwebel. Doch so stark, wie Rehhagel mit traditionellen Werten verbunden wird – manche behaupten ja, er habe die griechische Nationalelf einen geradezu antiken Fußball spielen lassen – ist die Frage erlaubt, ob sich in den 32 Jahren zwischen Langner und Rehhagel in der Bundesliga vielleicht doch nicht ganz so viel geändert hat, wie man glauben sollte. Moden kommen und gehen, auch bei den Trainern. Was bleibt, ist offenbar der Hang, im Zweifelsfall lieber auf Erfahrung zu setzen. Ein Streifzug durch die ewig jungen Haudegen, die entzauberten Konzepttrainer und die Dauerbrenner der Liga.
Alte Trainer, junge Blüte
Was waren das vor ein paar Jahren herrliche Zeiten für junge Trainer. Manchmal schien es so, als gäbe es bei der Einstellung nur noch drei Kriterien. Erstens: unter 50 Jahre zu sein. Zweitens: nicht nur die Viererkette, sondern auch Powerpoint zu beherrschen. Drittens: Das Wort Konzeptfußball fehlerfrei buchstabieren zu können.
Und heute? Otto Rehhagel kommt zurück. Mit 73. Jupp Heynckes ist 66, Huub Stevens immerhin auch schon 58. Drei Trainer, die vor ein paar Jahren als zu alt, zu hart oder zu unmodern galten. Aber auch drei Trainer, für die mehr sprach als für die Konkurrenz.
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Bei Bayern München wirken bis heute zwei Heynckes-Vorgänger nach: Das Experiment mit Jürgen Klinsmann als radikalem Erneuerer scheiterte gewaltig, im Grunde schon nach wenigen Wochen. Und die ständigen Auseinandersetzungen mit Louis van Gaal zehrten den Verein regelrecht aus. Jupp Heynckes war die logische Konsequenz aus zwei durchaus mutigen, aber fehlgeschlagenen Experimenten: als vertraute und berechenbare Größe, als altersmilder Moderator einer Übergangsphase.
Nicht viel anders sah es bei Schalke 04 aus: Auch hier ein aufgewühlter Verein. Die Trennung von Felix Magath und seinem Alleinherrscher-Konzept war mit allen ihren Folgen noch gar nicht richtig verarbeitet, als Ralf Rangnicks Burnout-Rückzug die Schalker kalt erwischte. Der Verein reagierte ähnlich wie die Bayern – mit dem Rückgriff auf eine bekannte Größe. Dass Huub Stevens sich seit seinem ersten Engagement bei Schalke 04 vor allem im Umgang mit Spielern und der Öffentlichkeit weiter entwickelt hat, nehmen die Schalker sicher gerne mit. Überrascht haben dürfte es sie auch.
Schließlich Hertha BSC und Otto Rehhagel: Von der verunsicherten Mannschaft über das nervöse Umfeld bis zum schwer unter Beschuss stehenden Manager Michael Preetz brauchen offenbar alle die eine Über-Figur, die wie ein Schutzschild wirkt.
Drei Vereine, dreimal gute Gründe, um auf erfahrene Trainer zu setzen. Und doch bleibt in drei Fällen die Frage: Warum gab der Markt keinen geeigneten Jüngeren her?
Junge Trainer, früh verblüht
Gegenfrage: Wen hätte Hertha BSC verpflichten sollen? Es ist noch gar nicht lange her, da war der Himmel die Grenze für eine neue Trainer-Generation. Drei von vielen: Uwe Rapolder, der intellektuelle Konzepttrainer. Thomas Doll, der freche Unverbrauchte. Oder Thomas von Heesen, der smarte Macher. Es ging plötzlich um Systeme, um wissenschaftliche Trainingssteuerung, um Psychologie, um Motivation. Im Grunde um nichts weniger als den Beginn einer Ära. Und das bei jedem Verein. Immer wieder.
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Heute sind sie die Entzauberten. Abgestürzt aus dem Erstliga-Himmel. Rapolder? Vor einem Jahr beim Zweitligisten Karlsruhe gefeuert. Von Heesen? Trainiert in Österreich. Doll? Gerade beim saudischen Erstligisten Sami-Al-Jaber zurückgetreten.
Die Liste ließe sich beliebig verlängern, denn in der Bundesliga halten sich nur noch wenige, die man mit dem Begriff des Konzepttrainers belegt hat. Robin Dutt, doch dessen Laufbahn wird mit seiner Arbeit in Leverkusen auf Jahre hinaus stehen und fallen. Thomas Tuchel, der den Beweis noch antreten muss, ob er außerhalb des Mainzer Biotops zurecht kommen kann.
Und ewig blüht der Dauerbrenner
Dauerbrenner? In der Bundesliga? Kaum noch zu finden. Zwei vielleicht. Der eine trainiert seit 13 Jahren voller Besonnenheit Werder Bremen. Grundsolide und gewappnet mit mehr trockenem Humor, als man glaubt. Der andere hat in diesen 13 Jahren sechs Vereine betreut. Er hat drei Meistertitel geholt, trotzdem war bei ihm schnell Schluss mit lustig. Was einen zum Dauerbrenner macht, kann man wohl nicht erklären, wenn der eine Thomas Schaaf und der andere Felix Magath heißt. Immerhin: Mit Magath kommt man dann doch zurück zum Anfang. Zurück zu Peitsche Langner.