Auf den ersten Blick fragt man sich: Warum tut sich Otto Rehhagel einen Trainerjob bei der Hertha aus Berlin an? Auf den zweiten Blick fragt man sich: Warum tut er das nur? Aus Otto, dem Großen könnte Otto in Berlin den etwas Kleineren machen.

Im Fußball scheint nichts unmöglich, und schon gar nicht scheint es unmöglich, dass die Hertha sich in ihrer tiefen Verwirrung an die Brust Ottos des Großen werfen will. Otto der Große, in der zivilen Gesellschaft: Otto Rehhagel, ist immerhin ein Trainer mit einer Respekt einflößenden Vergangenheit. Es handelt sich bei ihm immerhin um einen Mann, der über ein gewisses Ansehen verfügt.

Rehhagel kitzelt die Eitelkeit

Die erste Frage, die in diesem Fall auftaucht, ist deshalb diese: Warum sollte sich ein Otto Rehhagel ausgerechnet die Hertha antun, diese Berliner, die vor ein paar Tagen erst den erst vor ein paar Wochen verpflichteten Trainer Michael Skibbe erbarmungslos geschasst haben? Sicher, Rehhagel hat trotz seiner zahlreichen Jahresringe nie seinen Rückzug von der Bank erklärt. Und sicher ist auch, dass es die Eitelkeit kitzelt, wenn der Hauptstadtklub mit weinerlicher Stimme ruft. Rehhagel aber hätte bei einem Engagement beim Traditionsverein der unbegrenzten Unmöglichkeiten auch einiges zu verlieren. Respekt zum Beispiel. Ansehen. Er könnte durch Misserfolg aus Otto dem Großen Otto den etwas Kleineren machen.

Es fehlt Kompetenz, Geschick und Mut

Für den abstiegsbedrohten Berliner Klub dagegen könnte die Brust von Rehhagel tatsächlich die richtige sein. Kommt er, kann die Trainersuche für die nächste Saison in Ruhe vonstatten gehen. Kommt er, könnte er es wie viele andere vielleicht oder vielleicht auch nicht richten. Nicht jeder hat ja in der Not so viel Glück wie Borussia Mönchengladbach in der vergangenen Spielzeit mit dem Griff zu Lucien Favre. Es hat aber offensichtlich auch nicht jeder so viel Kompetenz, Geschick und Mut.