München. Für Bayern München droht im DFB-Pokal-Viertelfinalspiel gegen den VfB Stuttgart der erste Titel-Traum zu platzen. Bayern-Trainer Jupp Heynckes fordert eine Leistungsexplosion seiner Mannschaft und spricht vom “Funke“, der überspringen soll.
Weckruf, Wendepunkt, Willensdemonstration: Die Erwartungen an den Süd-Gipfel sind bei Bayern München groß. Trainer Jupp Heynckes fordert für das DFB-Viertelfinale beim VfB Stuttgart eine Leistungsexplosion seiner Mannschaft und spricht vom "Funke", der überspringen soll. Ein weiteres Negativerlebnis würde allerdings das Krisengerede befeuern. Daher sagt Manuel Neuer trotz der schwierigen äußeren Bedingungen mit Temperaturen bis zu minus zehn Grad: "Von mir aus kann es noch zehn Grad kälter werden, Hauptsache wir gewinnen das Spiel."
Wie wichtig die K.o.-Partie für Bayern ist, zeigt vor allem ein Vergleich von Heynckes: "Vor über zwei Jahren gab es ein Spiel gegen Juventus Turin. Es gab eine Bayern-Mannschaft vor und eine nach diesem Spiel", sagt der 66-Jährige und spielt den 8. Dezember 2009 an. Damals stand Louis van Gaal bereits kurz vor dem Aus. Die Bayern mussten in Turin siegen, um die Gruppenphase zu überstehen - und das taten sie. Das 4:1 war der Beginn einer langen Erfolgsserie, an deren Ende der Gewinn der Deutschen Meisterschaft, des DFB-Pokals und der Einzug ins Champions-League-Finale stand. "Man braucht manchmal so ein Spiel, in dem der Funke überspringt", sagt Heynckes.
Statistik spricht klar für Bayern
Die Statistik spricht dafür, dass Stuttgart der rechte Gegner zur rechten Zeit ist. Denn die jüngsten fünf Pokalduelle mit den Schwaben gewann Bayern allesamt mit mindestens drei Toren Unterschied. Zudem gelang es dem FCB in dieser Saison nur gegen Stuttgart, eine Begegnung nach einem Rückstand noch zu drehen. Wobei Neuer zu dem 2:1 am 16. Spieltag sagt: "Das war kein einfaches Spiel. Wir haben ein bisschen Glück gehabt." Glück, das den Bayern zuletzt fehlte. Nachdem die Mannschaft in der Rückrunde nur vier von neun möglichen Punkten geholt und die Tabellenführung an Borussia Dortmund verloren hat, herrscht Krisenstimmung an der Säbener Straße. "Wir haben etwas gut zu machen", sagt Neuer.
Auch Heynckes weiß vor dem Duell mit Stuttgart am Mittwoch (20.30 Uhr/ZDF und live im Ticker bei DerWesten) um die Brisanz der Situation: "Es ist ein sehr bedeutendes Spiel." Wenn Bayern nicht bereits den ersten von drei Titel-Träumen begraben will, muss ein Sieg her. Und das nach Möglichkeit mit einem Spektakel. "Wir müssen wieder stärker zum Kombinationsfußball zurückfinden. Ich hoffe, dass der Knoten platzen wird", sagt Neuer. Der 25-Jährige glaubt an eine Serie von zehn Pflichspielsiegen wie in der Hinrunde, weiß aber auch, was dafür nötig ist: "Wichtig ist, dass wir uns in den nächsten spielen Selbstvertrauen zurückholen."
Delpierre fehlt Stuttgart
Zwar erwartet den FCB in Stuttgart kein Team mit Oberwasser. Die Schwaben warten seit sieben Liga-Spielen auf einen Sieg und müssen sich bereits Fragen zum Abstiegskampf gefallen lassen. Doch am vergangenen Wochenende konnte die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia mit dem späten Ausgleich gegen Leverkusen (2:2) zumindest ein kleines Erfolgserlebnis feiern.
Bei dem Versuch, sich einen weiteren Erfolg gegen Bayern zu erspielen wird Verteidiger Matthieu Delpierre allerdings fehlen. Der Franzose sah während einer Partie mit der zweiten Mannschaft Rot und ist für drei Spiele gesperrt worden.
Bei den Gästen fehlen mit Breno, Daniel van Buyten und Diego Contento gleich drei Abwehrspieler. Heynckes sagt zwar: "Ich habe eine klare Vorstellung davon, wie die Mannschaft aussehen soll", will sich aber nicht näher zu einzelnen Positionen äußern. Neben der Aufstellung der Abwehr verspricht die Mittelfeld-Besetzung spannend zu werden. Zuletzt hatten sich Führungsspieler wie Franck Ribery für eine Rückkehr von Toni Kroos ins offensive Mittelfeld ausgesprochen, für den wohl Thomas Müller weichen müsste.
Für Labbadia macht das kaum einen Unterschied: "Es ist schwer, diese Individualisten zu stoppen", sagt er und erinnert sich nur ungerne an sein erstes Pokalspiel als Trainer für den VfB Stuttgart im Dezember 2010. Damals verlor der VfB mit 3:6 gegen die Bayern. "Ich hätte nichts dagegen, wenn wir wieder drei Tore machen", sagt Labbadia. Die sechs Gegentreffer lässt er lieber unerwähnt. (dapd)