Cottbus. “Das Gefühl der Resignation und der Einsamkeit mit Depressionsschüben begleitet mich schon seit mehreren Monaten“, sagte Martin Fenin. Der Fußball-Profi gab eine “Flucht in Medikamente und Suchtmittel“ zu. Er bat seinen Arbeitgeber Energie Cottbus um eine Auszeit.

Am Samstag wurde Martin Fenin wegen einer Hirnblutung ins Krankenhaus eingeliefert, jetzt gab er Depressionsschübe und eine "vorübergehende Flucht in Medikamente und Suchtmittel" zu: Der tschechische Fußball-Nationalspieler hat seinen Arbeitgeber Energie Cottbus wegen psychischer Probleme um "eine Auszeit mit intensiver ärztlicher Betreuung" gebeten und den Zweitligisten mit seinem mutigen Geständnis in einen Schockzustand versetzt.

"Ich bin endlich zu der Erkenntnis gekommen, dass ich mein Krankheitsbild nicht mehr allein in den Griff bekomme. Das Gefühl der Resignation und der Einsamkeit mit Depressionsschüben begleitet mich schon seit mehreren Monaten", sagte Fenin in einer Pressemitteilung des Vereins: "Die vorübergehende Flucht in Medikamente und Suchtmittel verschlimmerten diesen Zustand und gipfelte nun in der alarmierenden Diagnose."

Der 24 Jahre alte Stürmer ist nach dem ehemaligen Schalke-Trainer Ralf Rangnick und Torhüter Markus Miller von Hannover 96 der dritte Akteur im deutschen Profifußball innerhalb weniger Monate, der öffentlich psychische Probleme zugibt und sich vom Arbeitgeber freistellen lässt. Knapp zwei Jahre nach dem Selbstmord des ehemaligen Nationaltorhüters Robert Enke scheint dies also kein Tabu-Thema mehr zu sein.

Trainer Wollitz bietet Unterstützung an

"Es spricht für seinen Mut, mit dieser Selbstreflektion so offen umzugehen", sagte Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz über seinen Spieler Fenin, dem er im Namen des Vereins jegliche Unterstützung bis zur vollständigen Rehabilitation anbot. "Martin hatte Glück im Unglück, das sollte ihm Mut für die bevorstehenden Wochen und Monate machen. Die werden hart für ihn", sagte Wollitz. Auch die Mitspieler sind mit den Gedanken bei Fenin. "Wir sind alle geschockt und wünschen ihm nur das Beste", sagte Torhüter Thorsten Kirschbaum.

Vereins-Pressesprecher Lars Töffling, der den 24-Jährigen gemeinsam mit Wollitz im Cottbuser Carl-Thiem-Krankenhaus besuchte, verriet dem SID: "Körperlich sieht er relativ gut aus, nicht gebrechlich. Aber seine mentale Verfassung ist natürlich nicht gut. Der Junge muss erst einmal realisieren, dass er wohl auf absehbare Zeit kein Fußball mehr spielen kann."

Fenin will wieder "Top-Niveau" erreichen

Sein Ziel sei dennoch die Rückkehr auf den Fußballplatz, erklärte Fenin. Dort wolle er wieder sein "Top-Niveau erreichen." Das hat der Angreifer seit seiner Verpflichtung im Sommer in der Lausitz nie erreicht, genauso wenig wie in den vergangenen Monaten bei seinem Ex-Klub Eintracht Frankfurt. Erst jetzt wird den Verantwortlichen klar, warum.

Wann Fenin das Krankenhaus verlassen kann und wo er sich anschließend in ärztliche Obhut begibt, soll in den kommenden Tagen entschieden werden. Fest steht nur, dass ein schwerer Weg vor ihm liegt. (sid)