Essen. Nicht wenige hielten die Meistersaison des BVB für eine Eintagsfliege. Nach der Gala gegen den HSV ahnt man, dass dies nicht der Fall ist. Die Schalker sollten die Niederlage in Stuttgart dagegen als Warnzeichen verstehen. Ein Kommentar.

Gegen Ende der Winterpause der vergangenen Saison sah man schon eisige Zeiten auf die Dortmunder Borussia zuwehen. Natürlich, bis zur Winterpause hatte die Gruppe aus dem schwarzgelben Haus der Jugend irgendwie ziemlich rasanten und ziemlich kunstvollen und sogar ziemlich klugen Fußball gespielt. Doch in so einer Winterpause fällt ja viel Zeit zum Nachdenken an, viel Zeit zum nervös werden. Und deshalb wurde Bayer Leverkusen als Prüfstein ausgemacht. Der erste Gegner. Der erste Gegner nach der Pause.

Weil es in einer Sommerpause nicht nur Wiederholungen im Fernsehen gibt, sondern auch im Fußball, ist auch der Hamburger SV beim BVB als Prüfstein angetreten. Und wie schon nach der Winterpause haben die Borussen den Prüfstein einfach weggekickt. Sie haben einfach da weiter gemacht, wo sie aufgehört haben. Sie haben einfach wieder ziemlich rasanten, kunstvollen und sogar klugen Fußball gespielt. Und es haben sich auch keine neuen Gründe dafür aufgetürmt, dass dies in näherer Zukunft nicht weiterhin der Fall sein sollte.

Wie viel Ruhe gönnt man den Trainern?

Mehr ist dazu nicht zu sagen am Spieltag eins der Bundesligasaison 2011/2012. Und es ist auch nicht mehr zu sagen zum FC Schalke 04. Auch die Königsblauen haben angeknüpft an das, was sie in der Vorsaison fabriziert haben. Zumindest an das, was sie über weite Strecken der Vorsaison fabriziert haben. Ein 0:3 beim VfB Stuttgart ist ein denkbar schlechtes Signal. Aber es ist auch nicht mehr als ein Signal, ein Warnzeichen. Es läuft nicht rund, es muss an Stellschrauben gedreht werden. Und vielleicht müssen die Stellschrauben sogar erst gefunden werden.

Was man beim Suchen nach den Stellschrauben, was man beim langsamen, beim naturgemäß schwierigen Drehen an den Stellschrauben allerdings braucht, ist Ruhe. Und das ist die größte Gefahr auf Schalke: Dass diese Ruhe Trainer Ralf Rangnick und seiner Mannschaft nicht gewährt wird. Dieses Problem haben die Revierler jedoch absolut selbstverständlich nicht exklusiv: Um wie viel Prozent ist die Halbwertzeit von HSV-Trainer Michael Oenning eigentlich nach der Niederlage gegen den Deutschen Meister zusammengeschrumpft? Und der Herr Stale Solbakken, der Trainer, den der 1. FC Köln für eine Summe von 750000 Euro beim norwegischen Verband ausgelöst hat: Muss der nach dem 0:3 gegen Wolfsburg schon in die Heimat zurück oder zumindest nach Düsseldorf emigrieren?