München. Die Münchner Ultra-Organisation “Schickeria“ ist zu einem Burgfrieden mit Bayern-Torwart Manuel Neuer bereit. Die Gruppe kündigte nach einem Treffen mit dem Ex-Schalker an, künftig auf Protestaktionen zu verzichten - allerdings nur unter Bedingungen.

Die Vorbehalte einiger Fans des FC Bayern gegen Torwart Manuel Neuer sind zwar nicht ausgeräumt, dennoch ist die "Schickeria" offenbar zu einer Art Burgfrieden mit Verein und Spieler bereit. Die Dachorganisation der Münchner Ultra-Fangruppen hat auf ihrer Hompepage erklärt, zukünftig von Protestaktionen gegen den vom FC Schalke 04 verpflichteten Nationaltorwart Manuel Neuer absehen zu wollen - vorausgesetzt, die neue Nummer eins wahre eine "respektvolle Distanz" gegenüber der Südkurve, wo die Ultra-Gruppierungen ihren Stammplatz haben.

So will es die "Schickeria" beispielsweise nicht tolerieren, wenn Neuer das Vereinswappen küsst oder sein Trikot in die Fankurve wirft. Die Vereinbarung ist das Ergebnis eines Treffens zwischen Neuer und Vertretern der "Schickeria", das Dienstagabend in München stattgefunden hat und bei dem man dem neuen Torhüter erklärt habe, wie er sich "in Bezug auf unsere Kurve zu verhalten hat".

Zwar kündigte die "Schickeria" an, in Zukunft auf organisierte Protest-Aktionen gegen Neuer zu verzichten - zugleich hoben ihre Sprecher jedoch hervor, dass sich an ihrer grundsätzlich ablehnenden Einstellung gegenüber Manuel Neuer nichts geändert habe. Vereinzelte Unmutsäußerungen anderer Fan-Gruppen könne man ohnehin nicht ausschließen, heißt es auf der Homepage weiter. Zudem widersprach die Ultra-Gruppierung der Darstellung der Ergebnisse des "runden Tisches" seitens des FC Bayern. Der Verein hatte nach dem Treffen mit Fan-Vertretern im Vorfeld der Saisoneröffnung erklärt, "dass Manuel Neuer in Zukunft sowohl von allen Fanclubs, als auch den anwesenden Vertretern der Ultras als Bestandteil der Mannschaft des FC Bayern München gesehen wird, dass er mit Respekt behandelt wird und dass Schmähungen gegen ihn unterlassen werden." Die "Schickeria" habe nach eigener Aussage lediglich deutlich gemacht, dass ein Verzicht auf Proteste möglich, aber keinesfalls beschlossen sei.

Keine inhaltliche Distanzierung zum Anti-Neuer-Plakat

Weiterhin bezog die "Schickeria" Stellung zu dem Vorfall, der sich am Rande des Testspiels des FC Bayern in Arco gegen eine Auswahl der Region Trentino am Gardasee ereignete: Die Ultra-Gruppierung "Inferno Bavaria" hatte dort ein Anti-Neuer-Plakat entrollt, woraufhin der Vorstand des FC Bayern um Karl-Heinz Rummenigge angekündigt hatte, gegen diese Fans vorzugehen und beispielsweise ein Stadionverbot gegen sie zu verhängen. In einer Presseerklärung des Vereins hieß es, die "Schickeria" habe sich von dem Plakat distanziert. Die Ultra-Gruppierung korrigierte nun die Darstellung der Chefetage, indem sie klarstellte: "Wir haben lediglich darauf hingewiesen, dass das Spruchband nicht von unserer Gruppe, sondern vom Inferno Bavaria gezeigt worden ist. Das stellt für uns keine inhaltliche Distanzierung dar." Der FC Bayern, so heißt es weiter, "hätte keinen Schaden davon genommen, den Inhalt des Spruchbands zur Kenntnis zu nehmen und die Sache auf sich beruhen zu lassen."

Neuer selbst hatte nach der Plakataktion erklärt, das lasse ihn kalt: "Der FC Bayern hat 165.000 Mitglieder. Wenn 30 eine Aktion gegen mich machen, ist das kein Problem." Der Wechsel Manuel Neuers zum deutschen Rekordmeister hatte von Beginn an für ablehnende Reaktionen unter eingefleischten Bayern-Fans gesorgt, da sie dem früheren Schalke-Keeper dessen Zugehörigkeit zur Schalker Fangruppe "Buerschenschaft" vorhalten.