Wolfsburg. Die deutsche Frauen-Nationalelf muss gegen das Japan das Ticket fürs WM-Halbfinale lösen. Pflichtschuldig warnen die Spielerinnen vor dem Gegner - doch sie strotzen vor Selbstbewusstsein. Zumal eine quälende Personalie geklärt scheint.

Die Post-Prinz-Zeitrechnung begann relativ unspektakulär mit Saunagängen, Schiffstouren und Puzzlespielen - einen denkwürdigen Auftakt in die neue Ära peilen die deutschen Fußballerinnen erst im WM-Viertelfinale gegen Japan an. "Das wird ein tolles Erlebnis, das viel Spaß machen wird - und bei dem wir uns natürlich durchsetzen wollen" sagte Ersatz-Kapitänin Kerstin Garefrekes vor der Partie der Titelverteidigerinnen am Samstag in Wolfsburg gegen die kleinen Asiatinnen (20.45 Uhr/ZDF und im Live-Ticker von DerWesten), die nicht zu einer großen Hürde auf dem Weg zum dritten Triumph in Folge werden sollen.

Schließlich möchten die Weltmeisterinnen nach dem Ende der quälenden Debatte um Spielführerin Birgit Prinz, die sich zum Wohl der Mannschaft am Ende ihrer Karriere in die Reservistenrolle fügen wird, trotz der hohen Erwartungshaltung befreit aufspielen. Die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) will nach dem holprigen Start in die Endrunde unbedingt an ihre starke Leistung im letzten Vorrundenspiel gegen Frankreich (4:2) anknüpfen.

Bundestrainerin Silvia Neid griff zudem noch in die Trickkiste und verwirrte die japanischen Journalisten bei einer launigen Pressekonferenz am Donnerstag mit einem möglichen Einsatz von Prinz. "Wer mich kennt, der weiß, dass ich für Überraschungen gut bin - vielleicht auch für diese", sagte die 47-Jährige. Diese Ankündigung ist allerdings nicht ernst zu nehmen. Mit dem nötigen Ernst wollen dagegen die Spielerinnen ans Werk gehen.

"Gegen Japan noch mehr zeigen"

"Wir haben zuletzt unser gewohntes Spiel aufblitzen lassen. Gegen Japan wollen wir noch mehr davon zeigen", sagte Innenverteidigerin Saskia Bartusiak, die der Diskussion um die angeblich körperlich unterlegenen Japanerinnen mit einem - wohl unfreiwilligen - Wortwitz begegnete. "Das kann eine Partie auf Augenhöhe werden", sagte die Frankfurterin: "Aber wir sind natürlich in der Lage, Japan zu schlagen."

Davon geht auch Neid aus. Auf den Trumpf der physischen Überlegenheit will die 47-Jährige, unter deren Leitung nach wie vor kein Endrundenspiel bei einer WM oder EM verloren wurde (14 Siege, 1 Remis), aber nicht setzen. "Man sollte nicht glauben, dass die Japanerinnen nicht kopfballstark sind. Sie haben ein gutes Timing und eine gute Sprungkraft", sagte Neid, die ihr Team nicht in der Favoritenrolle sieht: "Der Zweite der Weltrangliste trifft auf den Vierten - da entscheidet die Tagesform."

Nach Ansicht von Angreiferin Celia Okoyino da Mbabi sollte die Tagesform den Ausschlag zugunsten der Deutschen geben. "Wir wissen um unsere Stärken. Und darum wissen wir auch, dass wir die Japanerinnen schlagen können", äußerte die 23-Jährige, die bereits zwei WM-Tore erzielt hat. Allerdings kennt Okoyino da Mbabi den schmalen Grad zwischen Selbstbewusstsein und Überheblichkeit: "Wir wissen, dass wir aufpassen müssen, weil es sonst schnell nach hinten losgehen kann. Aber im Viertelfinale wird sicher niemand den Fehler machen, jemanden zu unterschätzen."

"Noch nichts gewonnen"

Vor Selbstzufriedenheit warnt auch die gegen Frankreich überragende Inka Grings. "Wir haben noch nichts gewonnen", sagte die Torjägerin, die Prinz aus der Startformation verdrängt hat. Die mahnenden Worte gelten gerade für das Spiel gegen Japan. Denn ausgerechnet im bisher letzten Duell mit den Asiatinnen konnten die Deutschen, die seit 15 WM-Partien ungeschlagen sind (14 Siege, 1 Remis), erstmals nicht gewinnen. Im Juli 2009 kam die deutsche Mannschaft nach zuvor sieben Siegen in sieben Spielen nicht über ein 0:0 hinaus.

Anders sah es im bisher letzten Pflichtspiel gegen Japan aus. Beim Kampf um die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking sicherte die damals eingewechselte Fatmire Bajramaj den Deutschen mit zwei Treffern den 2:0-Sieg.

Ob Bajramaj diesmal von Beginn an ran darf, ist fraglich. Die 23-Jährige streitet sich mit Melanie Behringer, die nach ihrer Bänderdehnung wieder eisatzbereit ist, um einen Platz in der Startformation. Keine Fragezeichen stehen hinter Simone Laudehr, Kim Kulig und Annike Krahn. Die drei Stützen der deutschen Defensive werden trotz einer drohenden Gelbsperre für das Halbfinale auflaufen.

Die voraussichtliche deutsche Aufstellung:

Angerer - Bresonik, Krahn, Bartusiak, Peter - Laudehr, Kulig - Garefrekes, Okoyino da Mbabi, Behringer - Grings. - Trainerin: Neid

(sid)