Bochum. . Es herrscht Kritik am Kartenverkauf für die vier Spiele der Frauenfußball-WM. Der Fifa wird vorgeworfen Karten der günstigeren Preiskategorien künstlich verknappt zu haben und erst kurz vor den Spielen wieder freigegeben zu haben.

Es gibt Kritik am Verkaufsgebaren der Fifa bei den vier Bochumer Spielen der Frauenfußball-WM. Der Vorwurf: Der mächtige Weltverband habe vor den Spielen an der Castroper Straße Tickets der günstigeren Preiskategorien 2 (40 Euro) und 3 (30 Euro) künstlich verknappt, sich also nicht in die Karten schauen lassen. Erst kurz vor den Spielen seien einige Kontingente wieder über den Online-Verkauf oder das örtliche Ticket-Center zu haben gewesen.

„Diese Methoden sind in keiner Weise als fanfreundlich zu bezeichnen“, klagt ein Fußballfreund. Zwar klingt der Jubel über 52.000 verkaufte Bochum-Karten nach. Doch für Philipp R. (Name der Redaktion bekannt) ist das ganze Verfahren um die WM-Tickets recht dubios: „Hier werden offenbar bewusst potenzielle Zuschauer getäuscht.“

Er machte die Probe aufs Exempel. Bei allen vier Spielen in Bochum sei er mit dem eigentümlichen Verfahren – mal gab es Karten, dann wieder nicht, dann wurden wieder günstigere freigegeben – konfrontiert worden. Vor allem wunderte ihn, dass nur die preislich höher angesiedelten Plätze der Kategorie 1 (50 Euro pro reguläre Karte) durchgängig verfügbar waren.

Organisationskommitee weist Vorwurf zurück

Für das Organisationskommitee (OK) der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft weist Sprecher Stephan Eiermann diese Vermutungen zurück: „Natürlich hat es keine künstliche Verknappung gegeben.“ Vorübergehende Nicht-Verfügbarkeiten bestimmter Preiskategorien oder Plätze seien einfach zu erklären: „Es gibt immer Firmen- oder Sponsoren-Kontingente, die erst geordert, später aber nicht abgenommen werden. Die gehen dann natürlich zurück in den freien Verkauf.“ Medienprofi Eiermann hat flugs ein Beispiel parat: „Nehmen Sie das Viertelfinale jetzt am Sonntag in Augsburg. Die Agenturen melden es als ausverkauft. Eben gerade bekomme ich jedoch noch 200 Karten rein.“

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Von Jürgen Stahl

Menschen wie den Fußballfan Philipp R. beruhigt das wenig, hat er doch im Stadion etwa im Block B bei der Partie Kanada – Frankreich komplett menschenleere Bereiche beobachtet. R.: „Offiziell waren für den fraglichen Bereich keine Tickets mehr verfügbar.“

Ungeachtet der Karten-Querelen zeigt sich der städtische WM-Beauftragte Thorsten Lumma in einer ersten Bilanz zufrieden. „Die WM war für Bochum ein Gewinn. Der Kartenverkauf hat in den Tagen vor den Spielen spürbar an Fahrt gewonnen. Die vier Begegnungen und das Rahmenprogramm haben den Ruf der Sportstadt Bochum international kräftig aufpoliert.“

Über die Image-Werbung hinaus habe die WM bleibende Werte geschaffen. Lumma nennt u.a. das neue Flutlicht, die elektronischen Einlasskontrollen, die Medientribüne und die zusätzlichen Frauen-WCs im Stadion sowie den „WM-Wald“ in Linden. Und: „Der Mädchen- und Frauenfußball in Bochum hat nachhaltige Impulse erhalten.“

1,5 Mio aus Ticketverkäufen an die Stadt

Nach vagen Berechnungen kann die Stadt rund die Hälfte der drei Mio. Euro, die für die WM ausgegeben wurden, über den Kartenverkauf zurückholen. 10 Prozent der Ticketerlöse stehen der Kommune zu. Bei 52.000 verkauften Karten (8 bis 60 Euro) und einem Durchschnittspreis von 30 Euro summieren sich die Einnahmen auf ca. 1,5 Mio. Euro.