Mönchengladbach. . Wie erwartet, wird Birgit Prinz im abschließenden Gruppenspiel gegen Frankreich erstmals nach 28 Monaten die deutsche Frauenfußball-Nationalelf nicht aufs Feld führen. Für die kriselnde Stürmerin läuft Duisburgs Inka Grings von Beginn an auf.

Die deutschen Fußballerinnen werden bei ihrem letzten WM-Vorrundenspiel gegen Frankreich erstmals seit knapp 28 Monaten nicht von Birgit Prinz auf das Feld geführt. Die Rekord-Nationalspielerin muss nach der Kritik an ihrer Leistung im zweiten WM-Spiel gegen Nigeria (1:0) erwartungsgemäß auf der Reservebank Platz nehmen. Für Prinz stürmt Inka Grings. Das bestätigte Assistenz-Trainerin Ulrike Ballweg vor der Partie.

Während Prinz vor ihrem Schicksalsspiel schwieg und lieber mit dem Fahrrad durch Düsseldorf fuhr, überschlugen sich die Diskussionen über die 33-Jährige. Kritiker fordern die Verbannung von Prinz auf die Reservebank, Befürworter stärken der zweimaligen Weltmeisterin den Rücken. Zu dieser Gruppe gehört auch DFB-Präsident Theo Zwanziger, der sich nach einer Verabredung zum gemeinsamen Kaffee mit den Titelverteidigerinnen hinter Prinz stellte.

Zwanziger lobt Prinz

"Birgit ist eine großartige Frau, eine tolle Spielerin, die als Marke des deutschen Frauenfußballs zu sehen ist und die auch in den Vorbereitungsspielen ihr Leistungsvermögen durchaus unter Beweis gestellt hat", sagte Zwanziger: "Und ich bin mir absolut sicher, dass - wenn sie fit ist und sich fit fühlt - sie der Mannschaft auf dem Weg zum Endspiel helfen kann."

Der Verbandsboss hat Prinz, die seit 343 Minuten kein Tor mehr im deutschen Trikot erzielt hat und in den zurückliegenden zehn Partien stets vorzeitig aus dem Spiel genommen wurde, sogar den Wutanfall bei der Auswechslung im zweiten WM-Spiel gegen Nigeria (1:0) verziehen. "Das hat kein nachhaltiges Wirken. Es ist passiert, und es ist wieder in Ordnung. Jetzt hoffe ich, dass sie ihre Leistungsstärke zurückgewinnt, und ich bin der Überzeugung, dass die Mannschaft sie noch gut brauchen kann", sagte Zwanziger.

Die Debatte um Prinz, die ihre internationale Laufbahn nach der WM beenden wird, hat allerdings auch einen positiven Nebeneffekt. Die mäßigen Leistungen der Mannschaft gegen Kanada (2:1) und Nigeria sind in den Hintergrund getreten. Zwanziger erteilte dem Team, das aufgrund der besseren Tordifferenz der Equipe Tricolore einen Erfolg für den Gruppensieg braucht, sogar die Lizenz zum Verlieren.

"Wenn es der erste Platz wird, ist es klasse. Wenn es der zweite wird, ist das auch in Ordnung. Wir sind in jedem Fall im Viertelfinale - und das zählt", sagte der DFB-Chef, für den kein Grund zur Sorge besteht: "Ich mache mir darüber jetzt gar keine Gedanken. Ein Turnier ist schwierig, das haben die Männer auch schon oft erlebt."

Bundestrainerin Silvia Neid (r.) mit Birgit Prinz
Bundestrainerin Silvia Neid (r.) mit Birgit Prinz

Zwanziger hat Bundestrainerin Silvia Neid und ihren Schützlingen allerdings ins Stammbuch geschrieben, nicht allzu dünnhäutig auf Kritik zu reagieren. "Wir wünschen uns Medieninteresse, und dann können wir nicht sagen: Ihr dürft immer nur positiv berichten", sagte der 66-Jährige: "Wenn es über den sportlichen Verlauf unterschiedliche Meinungen gibt, ist das doch ganz normal. Ich denke, das müssen unsere Frauen auf dem Weg der weiteren Anerkennung durchaus auch akzeptieren."

Behringers Einsatz unwahrscheinlich

Ob Prinz ihre Verbannung auf die Reservebank klaglos akzeptieren würde, ist fraglich. Als sicher gilt jedoch, dass mindestens ein Platz im Team frei wird. Schließlich ist der Einsatz von Melanie Behringer (Bänderdehnung) sehr unwahrscheinlich, zudem wurde Linda Bresonik von Magen-Darm-Problemen geplagt. Unklar ist auch, ob die drei Spielerinnen, denen eine Gelbsperre droht, auflaufen werden. Davon betroffen sind Simone Laudehr, Kim Kulig und Annike Krahn. Fatmire Bajramaj, Alexandra Popp und Inka Grings können deshalb auf ihre Chance hoffen.

Hoffnung verbreitet auch die Bilanz (sieben Siege, zwei Niederlagen) gegen Frankreich. Beim bisher letzten Aufeinandertreffen setzten sich die Deutschen auf dem Weg zum EM-Triumph 2009 5:1 durch. Zudem hat die DFB-Auswahl seit dem 1. Juli 1999 kein WM-Spiel mehr verloren (13 Siege, 1 Unentschieden), Neid ist bei einer WM oder EM noch ungeschlagen (ebenfalls 13 Siege, 1 Unentschieden).

Sollten die Deutschen den Gruppensieg schaffen, würden das Team umziehen und im Viertelfinale in Wolfsburg antreten. Wenn die Neid-Schützlinge nur den zweiten Platz belegen, bleiben sie in ihrem Düsseldorfer Hotel und treten in Leverkusen an. (sid)

Die deutsche Aufstellung:

1 Angerer - 2 Schmidt, 5 Krahn, 3 Bartusiak, 4 Peter - 20 Goeßling, 6 Laudehr - 18 Garefrekes, 13 Okoyino da Mbabi, 19 Bajramaj - 8 Grings. - Trainerin: Neid.