Essen. . Allein die nackten Zahlen sind kurios: 12.512 Zuschauer, zwei Platzverweise, drei Elfmeter, 3:0. Das Essener NRW-Liga-Derby zwischen Rot-Weiss und Schwarz-Weiß war denkwürdig.
Die immense Kulisse bedeutet selbstverständlich einen neuen Fünftliga-Rekord. Das, was die Teams den Zuschauern zu bieten hatten, sorgte passend dazu erneut für Superlative. Es war mit Sicherheit das kurioseste Spiel, an dem die Mannschaft von Trainer Waldemar Wrobel in der laufenden Runde beteiligt war. Timo Brauer durfte sich als Matchwinner feiern lassen, bekam die drei Treffer aber beinahe auf dem Silbertablett serviert. Ein Handspiel im Strafraum (25.) sowie zwei Notbremsen von ETB-Keeper Tobias Ritz (38.) und seinem Ersatzmann André Bley (58.) waren ursächlich für drei Elfmeter. Brauer traf zweimal rechts und einmal links – Derbysiegen leicht gemacht.
RWE besiegt ETB
ETB-Coach Dirk Helmig hatte gleich mit zwei Entscheidungen des Unparteiischen Christian Fischer Probleme. „Die Szene vor dem ersten Tor war für mich nicht elfmeterwürdig.“ Mehr noch als das Handspiel ärgerte den Gästetrainer der Platzverweis von Torwart Tobias Ritz, der vor dem 2:0 gegen Holger Lemke die Notbremse ausgepackt hatte. „Der Schiedsrichter hat versucht, mir zu erklären, warum er Rot gesehen hat, André anschließend aber nur Gelb. Ich habe es nicht verstanden.“ Die Szene war beinahe eine Kopie des zweiten Strafstoßes. Die Gründe für die Niederlage sah Helmig nicht in der Leistung des Unparteiischen. „Es ist fast jeder unter Normalform geblieben. Gerade von den erfahrenen Spielern erwarte ich in so einer Begegnung mehr.“ In den nächsten Begegnungen wird er dies von zwei Leistungsträgern beim besten Willen nicht einfordern können. Neben Ritz holte sich auch Mark Zeh für ein rüdes Foul gegen Meik Kuta (82.) die Rote Karte ab.
„War das der Aufstieg?“
Der dankbare Verlauf der 90 Minuten sollte Wrobel indes nicht davor schützen, die mittlerweile zur Routine gewordene Frage nach dem Saisonziel neu zu beantworten. Diesmal förderte diese jedoch Erstaunliches zu Tage. „Wir schlafen nicht auf den Bäumen und sind als Kinder nicht vor eine Schleuse geschwommen“, holte der RWE-Coach aus. „Timo Brauer hat als neues Ziel Platz vier ausgegeben, dem schließe ich mich an.“ Jedoch nur fürs Erste, denn wenn schon der Stadionsprecher nach Spielende fragt: „War das der Aufstieg?“, gerät selbst der Coach langsam in Erklärungsnot –und antwortet mit einer neuen Vokabel. Nach dem Zielkorridor hat Wrobel die „Nettotabelle“ in den Wortschatz aller RWE-Anhänger eingeführt. „Wenn wir eine bereinigte Tabelle haben, werden wir uns zusammensetzten und ein neues Ziel vorgeben.“ Und wer will schon Dritter werden...