Bochum. .
Im Prozess um den Manipulations-Skandal hat der Angeklagte Nürretin G. in einer öffentlichen Erklärung über zahlreiche Betrugsfälle berichtet. Auch die 2. Bundesliga ist betroffen.
In einer ersten öffentlichen Erklärung hat der Angeklagte Nürretin G. im Prozess um den Manipulations-Skandal über zahlreiche Betrugsfälle berichtet. Der 35 Jahre alte Angeklagte beschrieb am sechsten Verhandlungstag detailliert die Vorgehensweise bei der Manipulation von bis zu 16 Spielen, die auch Begegnungen der 2. Bundesliga betreffen. Dabei bestätigte er im Grundsatz die Anklage und belastete unter anderem die ehemaligen Osnabrücker Profis Thomas Cichon, Marcel Schuon und Bilal Aziz sowie seinen Mitangeklagten Tuna A. schwer.
Zunächst verließ der Anwalt von G., Joe Therond, 17 Minuten lang eine Erklärung seines Mandanten, in der er zu allen ihn in der Anklage betreffenden 16 Spielen ausführlich Stellung nahm. Danach beschrieb er in der Befragung des Vorsitzenden Richters Carsten Schwadrat persönlich und detailliert die Vorgehensweise bei den ersten beiden Spielen VfB Lübeck gegen Fortuna Düsseldorf II (April 2008) und Carl Zeiss Jena gegen VfL Osnabrück (Mai 2008).
Schlüsselfiguren Cichon, Schuon und Aziz
Schlüsselfiguren bei der Manipulation der Osnabrücker Spiele sollen die damaligen VfL-Profis Cichon, Schuon und Aziz, die teilweise bei Nürretin G. hoch verschuldet waren und deshalb zu Manipulationen beigetragen haben sollen, gewesen sein. „Wir spielen gegen unsere Mannschaft“, habe ihm Bilal Aziz vor dem Spiel der Osnabrücker in Jena versichert. Der Betrugsversuch ging in diesem Fall allerdings schief. „Schuon hat seinem Gegenspieler in der 90. Minute eine Chance ermöglicht, aber der trifft das leere Tor nicht. Da war ich natürlich sauer.“
Schuon ist bereits vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) bis 31. August 2012 gesperrt. Cichon spielt derzeit bei den Moroka Swallows in Südafrika. Aziz wurde nach seinem Wechsel in die Türkei von seinem neuen Klub Kayserispor suspendiert und verhaftet, ist mittlerweile aber wieder auf freiem Fuß.
Auch Tuna A. soll aussagen
Beim kommenden Verhandlungstermin am 10. Dezember soll die Befragung von G. fortgesetzt werden. Dann soll auch dessen Mitangeklagter Tuna A. aussagen. Die Anwälte der bislang nicht aussagewilligen beiden Angeklagten Kristian S. und Stevan R. hatten wie schon in den vergangenen Wochen auch am Donnerstag zunächst versucht, mit zahlreichen Anträgen die Verhandlung weiter zu verzögern.
Am Ende der Verhandlung stellte Udo Klaus Duits, Vertreter des Angeklagten Kristian S., den Antrag, Franz Beckenbauer und den TV-Kommentatoren Marcel Reif als Experten im Prozess vorladen zu lassen. Beckenbauer und Reif sollen demnach als „von der Öffentlichkeit anerkannte und über jeden Zweifel erhabene Experten“ angeblich manipulierte Oberligaspiele beurteilen, die vor Gericht auf Video eingespielt werden sollen. (sid)