Bochum. .
Der vor dem Bochumer Landgericht geführte Prozess um den Wettskandal im europäischen Fußball stockt weiterhin. Angeklagte schweigen, ihre Verteidiger verzögern mit zahlreichen Anträgen das Verfahren.
Der erste Prozess um den größten Wettskandal im europäischen Fußball stockt. Wie angekündigt schwieg der Angeklagte Tuna A., der zum Führungskreis der Wettmafia gezählt wird, am vierten Verhandlungstag vor dem Bochumer Landgericht. Der eigentlich geständige 55-Jährige machte keine Aussagen, weil ihm und seinen Verteidigern erst kurzfristig Unterlagen von der Vernehmung des Hauptverdächtigen Marijo C. vorgelegt worden waren.
„Wir müssen sie erst sichten und mit unserem Mandanten besprechen“, sagte Rechtsanwalt Joachim Müller: „Dann wird er sich zur Sache einlassen.“ Für den nächsten Verhandlungstag am 17. November kündigten die Verteidiger von Tuna A., dem wie drei anderen Angeklagten gewerbs- und bandenmäßger Betrug vorgeworfen wird, eine Erklärung zur Sache an. Der von der Staatsanwaltschaft ebenfalls zur Führungsebene gezählte Nürettin G. schwieg am Donnerstag ebenfalls, da er noch auf keine Aussage vorbereitet war.
Befangenheitsgesuche abgelehnt
Tuna A. soll in 22 Fällen Spieler und Schiedsrichter bestochen haben, um Spiele in Deutschland und dem europäischen Ausland zu manipulieren, und dann hohe Summen auf diese Partien gesetzt haben. Besonders spektakulär ist der Fall des ehemaligen belgischen Zweitligisten Union Royale Namur. Tuna A. soll bei der Übernahme von Schulden in Höhe von 700.000 Euro zur Einflussnahme auf die Spieler laut Staatsanwaltschaft eine maßgebliche Rolle gespielt haben. Marijo C., gegen den zu einem späteren Zeitpunkt Anklage erhoben werden soll, spielt in allen Anklagepunkten eine zentrale Rolle.
Der Prozess war am Donnerstag erst mit fast 90-minütiger Verspätung fortgesetzt worden, weil Nürettin G. zunächst nicht von der Justizvollzugsanstalt Essen nach Bochum transportiert worden war. Die Befangenheitsgesuche der weiteren Angeklagten Stevan R. und Kristian S. wurden ebenso abgelehnt wie der Antrag auf Ablösung des Staatsanwalts Andreas Bachmann. Durch die zahlreichen Anträge war die Verhandlung seit ihrem Beginn am 6. Oktober mehrfach verzögert worden. (sid)