Köln. .
Nun ist es amtlich: Zvonimir Soldo ist nicht mehr Trainer des 1.FC Köln. Der Vorstand des Erstligisten reagierte mit der Entlassung auf die sportliche Talfahrt des FC. Vorerst übernimmt U23-Coach Schaefer das Amt.
Am Sonntagmorgen leitete Zvonimir Soldo noch das Auslaufen am Geißbockheim - sechs Stunden später setzte der 1. FC Köln den Sündenbock vor die Tür. Nach einer Krisensitzung des Vorstandes am Nachmittag beendete der Verein das Missverständnis mit dem kroatischen Trainer auf einen Schlag und gab damit dem Druck der Fans und Medien nach. Soldo hatte das Amt am 12. Juni 2009 von Christoph Daum übernommen, aber stets etwas glücklos agiert.
Auch Co-Trainer Michael Henke wurde mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden. Am Dienstagabend im Pokal gegen 1860 München wird der bisherige U23-Coach Frank Schaefer als Interimstrainer auf der Bank sitzen. „Vorstand und Geschäftsführung des 1. FC Köln haben die Entscheidung gemeinsam nach einer eingehenden Analyse getroffen“, hieß es in der Pressemitteilung der Geißböcke.
Der FC hatte seine vergangenen drei Spiele verloren, am Samstag kassierte das Team ein 1:2 bei Hannover 96. Die Fans hatten seit langem die Ablösung des erfolglosen Trainers Soldo gefordert. Als Nachfolger war zuletzt unter anderem Ex-Bundesligaprofi Thomas Doll im Gespräch, der von Schaefer übernehmen könnte.
Soldo hatte mit Entlassung gerechnet
Zvonimir Soldo hatte seine Entlassung schon geahnt. Die Frage, ob er am Dienstag die Verantwortung tragen werde, beantwortete er nur noch mit einem Schulterzucken. „In diesem Geschäft musst du auf alles vorbereitet sein. Als Trainer müssen deine Koffer immer gepackt sein“, sagte Soldo dann aber nach dem rund 45-minütigen Auslaufen: „Der Ablauf war ganz normal. Ich habe mit den Spielern gesprochen. Dann haben wir leicht trainiert. Mehr weiß ich nicht.“ Am Nachmittag wusste er es. Soldo wurde nicht mehr hingehalten.
Nach dem Spiel war bei Präsident Wolfgang Overath und Co. noch das große Schweigen ausgebrochen. „Es ist absolut enttäuschend, was die Mannschaft 80 Minuten lang abgeliefert hat. Das ist weder für mich noch für uns erklärbar. Wir werden uns Gedanken machen und eine Nacht darüber schlafen“, hatte der Klubchef dann schließlich am späten Samstagabend mitgeteilt. Der ebenfalls stark in die Kritik geratene Manager Michael Meier wollte zu diesem Zeitpunkt gar nichts sagen.
„Wir haben die Schnauze voll“
Fans, Öffentlichkeit und vor allem Soldo hingen in der Luft. Bis 17 Uhr am Sonntag. Nach der Entlassung waren es nur noch rund 50 Stunden bis zum Spiel gegen 1860. Eine konzentrierte Vorbereitung sieht anders aus.
Nun hofft man beim FC auf die Trendwende. Seit sechs Spielen warten die Kölner in der Bundesliga auf einen Sieg, fünf Punkte hat das Team nur auf dem Konto. Die Volksseele kocht. „Wir haben die Schnauze voll“, riefen die Fans nach dem frühen 0:2 in Hannover, für das Didier Ya Konan mit einem Doppelschlag gesorgt hatte. Auf einem Transparent war zu lesen: „Soldo raus und Meier auch!!!“
„Ich konzentriere mich auf das Wesentliche. Mehr kann ich nicht machen“, hatte Soldo erklärt: „Ich habe immer gesagt, dass wir die Qualität haben, da unten rauszukommen.“ Jetzt muss die Mannschaft dies unter einem neuen Trainer beweisen.
Ärger um Podolski und Mondragon
Um die Blockade zu lösen, war Overath entgegen seiner sonstigen Gewohnheit gemeinsam mit den Spielern nach Hannover gereist. Im Bord-Bistro der Bahn tauschte er sich mit Soldo aus, beim Mittagessen schwor der FC-Chef die Mannschaft höchstpersönlich auf die Partie ein. Doch es half alles nichts. Nach Ya Konans Treffern war das Spiel fast schon gelaufen. Köln ergab sich zwar nicht in sein Schicksal, brachte aber kaum Erfolgversprechendes zu Stande.
Zuletzt waren es jedoch nicht nur die Ergebnisse, die nicht stimmten. Der kolumbianische Torhüter Faryd Mondragon liegt mit den FC-Verantwortlichen wegen seiner Länderspielreisen über Kreuz und stand in Hannover erneut auf eigenen Wunsch nicht im Kader.
Der als Integrationsfigur eingeplante Lukas Podolski machte vor allem durch Generalkritik am Klub auf sich aufmerksam, und selbst Meier attestierte seinem Arbeitgeber in der Gesamtheit eine „Außendarstellung zum Weglaufen“. Auch am Sonntag mochte man ihm kaum wiedersprechen. (sid)