Berlin. .

Bundestrainer Joachim Löw vertraut auch in den beiden EM-Qualifikationsspielen gegen die Türkei und in Kasachstan auf seine Torjäger außer Dienst.

Frustriert, desillusioniert, außer Form: Ausgerechnet vor dem Spitzenspiel in der EM-Qualifikation gegen die Türkei am Freitag (20.45/ZDF) ist im Sturm der deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Wurm drin. Miroslav Klose und Mario Gomez vom Krisenklub Bayern München haben nach sieben Bundesliga-Spieltagen weder einen Treffer noch eine Torvorlage vorzuweisen, den Stuttgarter Cacau können zwei Tore und zwei Assists nicht über den letzten Tabellenplatz des VfB hinwegtrösten. Und auch Lukas Podolski, der ebenfalls zwei Treffer auf seinem Konto hat, steckt mit seinem 1. FC Köln mal wieder im Abstiegskampf.“

Das besorgt mich jetzt nicht, weil ich es irgendwie erwartet habe. Die Spieler haben bei der WM Unglaubliches geleistet. Da sind viele Kräfte verloren gegangen“, sagte Bundestrainer Joachim Löw beim Treffen der Spieler in Berlin recht gelassen. Dass in Bastian Schweinsteiger zudem noch ein torgefährlicher Mittelfeldspieler ausfällt und WM-Torschützenkönig Thomas Müller wie viele andere seiner Form hinterherhinkt, gibt dem 50-Jährigen aber schon zu denken.

Nationalmannschaf t als Heilbrunnen für Podolski und Klose

Bundestrainer Joachim Löw. Foto: imago
Bundestrainer Joachim Löw. Foto: imago © imago sportfotodienst

Löw vertraut darauf, dass zumindest bei Klose und Podolski im Kreis der Nationalmannschaft wieder der Bann bricht. „Sie haben bei uns immer gute Leistungen gebracht, deshalb vertraue ich ihnen. Auch Mario wird sein Potenzial noch unter Beweis stellen“, sagte Löw.

Der frühere Stuttgarter Torjäger ist bei Bayern München zum Edelreservisten degradiert, auch wenn er am vergangenen Sonntag Borussia Dortmund (0:2) erstmals seit einem halben Jahr zur Startelf gehörte. Der 39-malige Nationalspieler hat seine Chance erneut nicht genutzt. „Ich habe mein Bestes gegeben, es hat nicht gereicht“, sagte Gomez, der zumindest vom Ehrenpräsidenten Franz Beckenbauer aufgemuntert wurde: „Er hat sich ja die Chancen schön herausgearbeitet, das hat mir sehr gut gefallen, wesentlich besser als in den letzten Spielen.“

Torjäger vom Dienst mitten in der Torkrise

Klose, bei der WM im DFB-Trikot überragend und zuletzt mit drei Treffern in zwei Länderspielen, saß in Dortmund 90 Minuten auf der Bank. „Wenn man mit einer Niederlage in die Länderspielwoche geht, hat man immer ein schlechtes Gefühl. Aber wir müssen das trennen und versuchen, bei den Bayern und bei der Nationalmannschaft erfolgreich zu sein. Aber es zieht einen schon ein wenig runter, wenn man es im Klub nicht ist“, sagte Klose, für den 55 Treffer in 102 Länderspielen zu Buche stehen. Nach seinem Siegtreffer zum 1:0 in Belgien und seinen zwei Toren beim 6:1 gegen Aserbaidschan liegt er in der ewigen DFB-Torjägerliste als Zweiter nur noch 13 Treffer hinter Gerd Müller.

In der Bundesliga traf Klose zuletzt am 24. April in Gladbach (1: 1), in der gesamten vergangenen Saison erzielte der WM-Torschützenkönig von 2006 nur drei Liga-Tore. Für Karl-Heinz Rummenigge sollten sich die Torjäger außer Dienst deshalb auch am Bomber der Nation orientieren. „Gerd Müller hatte auch Phasen, wo er sechs, acht Spiele nicht getroffen hat. Aber dann hat er im täglichen Training das Beißen, Kratzen, Fighten angefangen und so lange gearbeitet, bis er das Tor gemacht hat“, sagte der Vorstandsboss von Bayern München.

Patrick Helmes sauer

Der 64-jährige Müller selbst glaubt an Klose: „Er spielt seit Jahren konstant, hat einen enormen Ehrgeiz, kommt immer wieder zurück, wenn man glaubt, er steckt im Tief.“ Darauf vertraut auch Löw, der ohnehin kaum Alternativen hat. Der Leverkusener Stefan Kießling ist verletzt, sein Klubkollege Patrick Helmes wurde nicht nominiert und reagierte sichtlich verärgert.“

Acht Pflichtspieltore für Bayer sind offenbar zu wenig“, grantelte er am vergangenen Wochenende. Warum stattdessen Gomez erneut eine Einladung erhielt, ist Helmes schleierhaft. „Es ist besser, dass ich das nicht weiß“, antwortete er schnippisch auf die Frage, ob er sich einen Grund dafür erklären könne. (sid)