Berlin. .
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft muss in den EM-Qualifikationsspielen gegen die Türkei und Kasachstan auf Mittelfeldstar Bastian Schweinsteiger verzichten. Auch Dortmunds Kevin Großkreutz ist fraglich.
Für Bundestrainer Joachim Löw scheinen die nächsten beiden EM-Qualifikationsspiele unter keinem guten Stern zu stehen. Am Montag musste Mittelfeld-Ass Bastian Schweinsteiger für die beiden Partien am Freitag (20.45 Uhr/ZDF) in Berlin gegen die Türken und am 12. Oktober (19 Uhr MESZ/ZDF) in Astana gegen Kasachstan absagen.
Der 26-Jährige von Bayern München erlitt am Sonntag im Bundesligaspiel bei Borussia Dortmund einen Kapselbandanriss im rechten Fußwurzelbereich - ein herber personeller Rückschlag für den WM-Dritten vor allem im Hinblick auf das Duell gegen den schärfsten Verfolger Türkei. Nach Angaben des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wird kein Spieler nachnominiert.
Fraglich ist zudem der Einsatz des Dortmunders Kevin Großkreutz. Der Nationalmannschaftsneuling reiste wegen eines grippalen Infekts am Montag nicht zum Treffen in Berlin. Ob er im Laufe der Woche noch zur DFB-Elf stößt, wird frühestens am Dienstagmorgen entschieden. Bereits am Sonntag hatte der Hamburger Marcell Jansen für die beiden EM-Ausscheidungsspiele aufgrund einer Virus-Erkrankung absagen müssen.
Löw als Seelentröster gefragt
Löw, der nun doch mehr improvisieren muss, als ihm lieb sein kann, ist ohnehin im Vorfeld der Begegnungen für einige frustrierte Nationalspieler als Seelentröster gefragt. Am Dienstagnachmittag steht dann jedoch der feierliche Besuch beim Bundespräsidenten auf dem Programm. Löw erhält im Berliner Schloss Bellevue aus den Händen von Christian Wulff den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Die 23 WM-Teilnehmer werden zudem mit dem Silbernen Lorbeerblatt geehrt (14 Uhr/Phoenix).
Für den Bundestrainer ist dies nach Platz drei in Südafrika noch einmal „eine ganz besondere Auszeichnung“. Die Ehrung nehme er aber auch stellvertretend für alle an, „die bei der WM mit am Erfolg gearbeitet haben. Und ich betrachte sie auch als Auszeichnung für unsere Grundwerte bei der Nationalmannschaft: Respekt, Ehrgeiz, Fair Play. Alle haben Deutschland gut repräsentiert, nicht nur auf dem Platz“, sagte Löw im kicker.
Doch nach der Feierstunde beim Bundespräsidenten ist der Fokus umgehend auf die beiden Spiele gerichtet. Dabei ist Löw vor allem als Aufbauhelfer für seine krisengeschüttelten Stars gefragt. 13 Akteure seines verbliebenen 20-Mann-Kaders reisten am Montagabend mit erheblichen Problemen im Gepäck in Berlin an.
Moralische Unterstützung für Bayern-Spieler
Vor allem bei den abgestürzten Profis von Bayern München, die am Montag sogar auf ihren obligatorischen Oktoberfest-Besuch verzichten mussten, ist moralische Unterstützung angesagt. Philipp Lahm, der erneut den verletzten Michael Ballack als Kapitän ersetzen wird, Thomas Müller, Toni Kroos sowie vor allem Mario Gomez und Miroslav Klose sind außer Form. Aber auch Per Mertesacker, Marko Marin, Tim Wiese (alle Bremen), Heiko Westermann (Hamburg), Manuel Neuer (Schalke), Lukas Podolski (Köln) sowie die beiden Stuttgarter Cacau und Christian Träsch befinden sich im Tief.
Doch Löw sieht die Situation vor dem zweiten Doppelpack in der EM-Qualifikation nach den Siegen gegen Belgien (1:0) und Aserbaidschan (6:1) noch entspannt. Natürlich gebe es einige Spieler, „die mit dem Rhythmus zu kämpfen haben, aber das besorgt mich nicht. Ich habe das erwartet, dass bei einigen die Konstanz fehlt. Sie haben bei der WM Unglaubliches geleistet, haben dabei viel Energie verloren und hatten nur eine kurze Vorbereitung. Sie sind generell aber alle willens“. Allerdings fällt in Schweinsteiger einer der überragenden WM-Spieler aus.
Vorerst ohne Holtby und Schürrle
Löw vertraut auf Lahm und Co., weshalb er auch auf eine Berufung der beiden Mainzer Senkrechtstarter Andre Schürrle und Lewis Holtby verzichtete. Von den „jungen Wilden“, die in der Bundesliga derzeit für Furore sorgen, gehört nur der Dortmunder Kevin Großkreutz dem DFB-Aufgebot an, in dem insgesamt noch 17 WM-Teilnehmer stehen.
Trotz vieler Sorgen - die drei Stürmer Cacau (2), Gomez (0) und Klose (0) bringen es bisher gerade einmal auf zwei magere Liga-Törchen - ist die Ansage von Löw klar. „Unser Ziel ist es, dass wir beide Spiele gewinnen, dann haben wir eine perfekte Ausgangsposition. Daran werden wir vehement arbeiten. Da gibt es auch keine Ausreden“, betonte der Bundestrainer, der in Berlin gegen die Türkei „fast ein halbes Auswärtsspiel“ befürchtet: „Das wird ein besonderes Spiel und ein echter Höhepunkt. Nicht nur fußballerisch steckt in der Partie viel Brisanz.“ (sid)