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Ben Redelings neues Werk „Halbzeitpause: Die Fußball-Klolektüre“ bietet beste Unterhaltung getreu dem alten Motto „Jeder Tag ohne Fußball ist ein verlorener Tag“.

In 365 inhaltlich geschlossenen Kurzkapiteln bietet Redelings besten Lesestoff für alle Fans – gerade passend für jeweils eine Fünf-Minuten-Lektüre auf stillen Örtchen. Langeweile kommt nicht auf, denn jeder Tag hat ein anderes Thema. Vom Kreuzworträtsel bis zum „Sprüche-Sonntag“ ist für jeden etwas dabei. DerWesten hat das Buch eine Woche lang in sieben Sitzungen getestet.

Sitzung 1: Es geht um die Szene auf dem Titelbild: Schiedsrichter Wolf-Dieter Ahlenfelder will die erste Halbzeit im Spiel Werder Bremen gegen Hannover 96 bereits nach 30 Minuten abpfeifen. Die beherzte Nachfrage des Bremers Horst-Dieter Höttges, ob denn schon Halbzeit sei, bringt ihn dann aber doch ins Grübeln. Zudem merkt der Bremer an, dass sein Trikot noch staubtrocken sei. Für gewöhnlich sei es nach der ersten Halbzeit immer klitschnass. Ein Blick zum Linienrichter, der intensiv Richtung Uhr zeigt, ändert endgültig seine Meinung und er lässt das Spiel weiterlaufen. Seinen Spitznamen, der „Blaue an der Flöte“, wurde Ahlenfelder allerdings nicht mehr los.

Sitzung 2: Das erste Quiz: mein Ehrgeiz ist gepackt. Gefragt sind die Berufe der Stars. Welcher beruflichen Leidenschaft geht der ehemalige Torhüter Rudi Kargus im Anschluss an seine Karriere bis heute nach? „Der ist doch bestimmt Kinderbuch-Autor“, denk ich mir. „Was betreibt Willi „Ente“ Lippens zusammen mit seinem Sohn? Eine Reitschule wird es nicht sein“, also tippe ich mal auf A. Insgesamt sind es sechs Fragen, von denen ich leider nur zwei richtig beantworte – das kann ich eigentlich nicht auf mir sitzen lassen.

Sitzung 3: Daran kann sich jeder Fußball-Fan erinnern. Auf der legendären BVB-Pressekonferenz vom 23. April 2008 übernimmt Thomas Doll, damals Trainer der Borussia, das Mikrofon und was dann passiert ist Geschichte. „Das ist ne Frechheit, ne absolute Frechheit, auch was meinen Spielern gegenüber hier abläuft. ‘Nen Wörns und nen Kovac , die nächste Saison gar nicht mehr hier sind, aber jetzt die Kohlen aus dem Feuer holen sollen . Und acht andere auch noch. Da lach ich mir doch nen Arsch ab“, so lauteten nur ein paar seiner Worte. Da konnte wohl nur Rudi Völler mithalten.

Sitzung 4: Das nächste Quiz: dieses Mal schlag ich mich mit Sicherheit besser. Fakten über den Fußball sind in einem Kreuzworträtsel versteckt. Wie nennt man den FC Everton in England auch? Da ich die Premiere League regelmäßig verfolge, kenne ich die Antwort – das müssten doch die Toffees sein – und tatsächlich werde ich fündig. Ebenso finde ich die restlichen vier Antworten und klopfe mir auf die Schulter. Eine gelungene Sitzung.

Sitzung 5: Eine Anekdote abseits des Fußballplatzes. Nach einem Benefizspiel in England soll ein Trikot von Pelé versteigert werden. Die beiden Hauptkonkurrenten sind TV-Koch Tim Mälzer, der das Trikot als Souvenir in einem neuen Restaurant aufhängen will, und Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus. Beide treiben das Gebot in die Höhe bis „Loddar“ merkt, dass es sich bei der Summe um englische Pfund handelt. Er steigt aus und Mälzer bekommt das völlig überteuerte Trikot. Ganz cool beugt sich Matthäus zu seiner Lebensgefährtin runter und kündigt eine Anruf beim größten Fußballer aller Zeiten an. Der würde ihm das Trikot umsonst schicken. Der aufgebrachte Mälzer kann daraufhin im letzten Moment daran gehindert werden, dem Bayern-Star an die Gurgel zu gehen.

Sitzung 6: In der Samstags-Sitzung erfahre ich etwas über das Intimleben der Fußballstars. In der Zeit, als Journalisten den Austausch mit den Fans organisierten, gab es die schöne Rubrik: „Fragen Sie Ihren Star!“ Die Antworten die damals gegeben worden, werden heute aufgrund der Medienschulung, die die Spieler erhalten, schmerzlich vermisst. Ein kleiner Auszug: Auf die Frage, was er davon halten würde, wenn seine Frau ebenfalls Fußball spielen würde antwortet Jean-Marie Pfaff: „Meine Frau hat sicher keine Zeit zum Fußballspielen, sie ist in erster Linie Hausfrau. Aber wenn sie wirklich den Wunsch äußern würde, hätte ich nichts dagegen. Obwohl sie beim Ballstoppen mit der Brust sicher ihre Schwierigkeiten hätte.“

Sitzung 7: Der Sonntag ist den Sprüchen gewidmet. Und in diesem Fall Paul Gascoigne, dem Prototyp eines Skandalfußballers. Ein paar Sprüche möchte ich nicht vorenthalten: George Best: „Es heißt, er komme mit der Presse nicht zurecht, sei arrogant und außerdem ein Säufer. Wenn Sie mich fragen: Er hat alles, was man braucht.“ Der ehemalige Mitspieler Brian Laudrup über den Engländer: „Er ist ein phantastischer Spieler, wenn er nicht betrunken ist.“

Fazit: Ben Redelings Sammlung voller Absurditäten, Rätselhaftem und Staunenswertem aus der Welt des Fußballs ist wirklich gelungen und in diesem Umfang wohl einmalig. Bei Menschen mit einer guten Verdauung dürfte das Werk allerdings in weniger als 365 Tage verschlungen sein, denn mehrere Sitzungen am Tag bedeuten auch mehrere Kapitel. Eine Sitzung ohne das Buch ist jedenfalls schwer vorstellbar hat man sich einmal daran gewöhnt.