Oberhausen. .

Der Bochumer Ben Redelings (35) stellte sein neues Buch zum Thema Fußball im Druckluft vor.

Die Geschichte der Toilette ist schnell erzählt. Ruhig ist es dort. Still, behaupten manche, die dem Örtchen eine gewisse Intimität zugestehen und sich karg ins Schweigen hüllen. Ben Redelings gehört nicht zu den Verweigerern öffentlicher Kommunikation.

Vielleicht hat er deshalb eines der emotionalsten Themen der menschlichen Freizeitgeschichte in seinem Taschenbuch für die Zeit der Langeweile in den Sanitäranlagen verarbeitet. Fußball und Ruhrgebiet. Pille und Pott – für den Pott. Zu seinem Schmöker „Halbzeit – Die Klolektüre“ wurde die gut besuchte Lesung im Druckluft am Donnerstagabend zu einem heiteren Fußballabend mit dauerhaften Schmunzlern und dosierten Absurditäten.

Man gönnt ihm die Lacher. Für Ben Redelings gab es zuletzt wenig zu lachen. Nur so viel, wie einem fiebrig in die Zweitliga-Saison gestarteten Bochumer zumute sein kann. Dem 35-jährigen Autor und Filmemacher ist die schönste Nebensache der Welt längst nicht madig geworden. Zu viel Abgedrehtes hat sich über das runde Leder gesammelt. Zu viel ist passiert, um vor gefüllten Rängen erzählt zu werden. Redelings berichtet eindringlich über die sexfreie Zone Fußball, die seiner Meinung nach durch die SMS-Liebschaften der Schiedsrichter Amerell und Kempter seltsam anmutend aufgelöst wurde.

Überhaupt sind Schiedsrichter bei Redelings ein Dauerthema in den kleinen Geschichten, den amüsanten Kapiteln, zu denen vorab stets ein freier Monolog gehört. Denn vor der Pointe ist nach der Pointe – irgendwie. So sind es die Grubenarbeiten in den Stollen der Bundesliga-Erinnerungen und die Grabenkämpfe eines Nachbarschaftsduells – gerne auch Derby genannt. Da zitiert Redelings aus Dortmunder und Schalker Fanforen. Leiht dem geneigten Knappen seine Stimme, wenn dieser die königsblaue Nase über Reiseplanungen „der Zecken“ in seine Stadt rümpft. Lustig wird es auch, wenn Redelings Bilder in das Gedächtnis der Besucher malt, die beim Fußball-Nerd seit Jahren einen Ehrenplatz haben. Beim Stichwort Mike Werner blühen Erinnerungen von Vokuhila-Frisuren und üppigem Bartwuchs auf. Genau diesen Rostocker Kultkicker lässt Redelings nämlich auferstehen. Um gleich die Frage zu klären: „Wie hat man bei so viel Haar noch den Ball gesehen? Gut, Rostock ist dann auch abgestiegen!“

Immer gut: Fußballer-Zitate. Wenn Klaus Fischer sich über eine neuerliche Auszeichnung freute, hörte sich das schon mal so an: „Ich bin der Tor des Monats!“ Elf Bochumer haben bekanntlich vor genau einer Woche die Punkte in Oberhausen liegen gelassen. Für Ben Redelings war es im Druckluft bei einem kugelrunden Fußballabend dagegen ein Kantersieg.