Brüssel. Novum im europäischen Fußball. In Belgien hat erstmals ein Profi vor einem Zivilgericht gegen einen Kollegen wegen rassistischer Beleidigungen geklagt. Der Fall Oguchi Onyewu gegen Jelle van Damme.

Der aus Nigeria stammende US-Amerikaner Oguchi Onyewu von Standard Lüttich fühlte sich am 21. Mai im Spiel gegen RSC Anderlecht von seinem Gegenspieler Jelle van Damme so übel beschimpft und von den Unparteiischen so im Stich gelassen, dass er sich zu diesem Schritt entschloss.

„Affe”, „dreckiger Affe”

„Affe”, „dreckiger Affe”, „Schrei weiter, du Affe” – mit diesen Sätzen sei er provoziert worden, so 27-Jährige. Obwohl er die Schiedsrichter mehrfach darum gebeten habe, seien diese nicht eingeschritten.

„Es geht mir nicht um Geld,”, beteuert der Abwehrspieler, „ich will den Fall öffentlich machen und erwarte eine Entschuldigung.”

Kein Rassist

Der beschuldigte van Damme hat die Klage wiederholt als „übertrieben” bezeichnet. Er sei kein Rassist, so der Flame, „auf dem Fußballfeld wird so viel gesagt.”

Onyewu-Anwalt Jean-Louis Dupont hält dem entgegen, dass es Grenzen gebe. „Van Damme ist dem Vernehmen nach ein netter Kerl. Aber es gibt Wörter, die man eben nicht äußern sollte.” Dupont ist in der Fußball-Welt bekannt. Als Anwalt von Jean-Marc Bosman hat er einst das bis dahin gültige Transfer-System gekippt.

Rassismus in europäischen Stadien – drei Beispiele:

Während des Uefa-Cup-Spiels am 12. März 2008 zwischen Zenit St. Petersburg und Olympique Marseille werden drei französische Spieler von Zenit-Fans aufgrund ihrer Hautfarbe beleidigt und gedemütigt. Die Anhänger rufen rassistische Parolen, bewerfen sie mit Bananen und imitieren Affengeräusche.

In Serbien wird der aus Simbabwe stammende Spieler Mike Tamvaniere vom Club Borac Cakac Zielscheibe rassistischer Beleidigungen. 2006 ziehen sich Fans von Borac Ku-Klux-Klan-Kapuzen über und hissen Transparente mit der Parole „Der Spieler soll gehen, keiner will ihn hier“. Außerdem schmähen sie den Fußballer mit Affenlauten.

Im Januar dieses Jahres wird der deutsche Fußball-Nationalspieler Gerald Asamoah nach seiner Roten Karte beim 4:1-Pokalerfolg von Schalke 04 beim Drittligisten Carl Zeiss Jena von Fans der Gastgeber rassistisch beleidigt. „Ja, da waren wieder diese Affenlaute, auch nach dem Spiel auf dem Weg zum Bus. Ich möchte das Thema nicht so hoch hängen, aber es tut natürlich immer wieder weh“, sagt der aus Ghana stammende Spieler anschließend in einem Interview.