Baku. Nach der Entwarnung bei Miroslav Klose ist der Stürmer mit dem DFB-Team in Aserbaidschan gelandet. Auch Michael Ballack traf nach seinem Supercup-Sieg mit Chelsea in Baku ein.
Über vier Stunden Flug, drei Stunden Zeitverschiebung und vor allem ein denkbar ungünstiger Termin - doch trotz der schwierigen Bedingungen beim Kaltstart in eine heiße WM-Saison lässt Bundestrainer Joachim Löw keine Ausreden gelten. "Das ist eine außergewöhnliche Situation und eine echte Herausforderung. Es ist klar, dass der Rhythmus noch nicht so vorhanden ist, aber ich erwarte, dass wir die Vorgaben umsetzen und uns mental auf die Bedingungen einstellen. Ansonsten kann es verhängnisvoll werden", sagte der 49-Jährige auf 11.000 Metern Höhe auf dem Charterflug LH 5010 von Frankfurt/Main nach Baku in Aserbaidschan.
Immerhin steht der deutschen Nationalmannschaft nicht die befürchtete Hitzeschlacht bevor. Bei der pünktlichen Ankunft auf dem Flughafen Heydar-Alijew um 17.00 Uhr Ortszeit (14.00 Uhr MESZ) herrschten nur 21 Grad bei starker Bewölkung und leichtem Nieselregen. Zudem konnte Löw vor dem WM-Qualifikationsspiel am Mittwoch (18.00 Uhr MESZ/live in der ARD) nach dem Ausfall des verletzten Lukas Podolski bei Miroslav Klose endgültig Entwarnung geben.
"Er hat noch leichte Schmerzen, aber ich gehe davon aus, dass er einsatzfähig ist", verkündete Löw. Der 31 Jahre alte Stürmer Klose, dessen Mitwirken gegen das Team von Ex-Bundestrainer Berti Vogts wegen einer Knochenhautentzündung zunächst fraglich war, saß am Montag ebenso im Airbus A 340-300 wie Michael Ballack.
Ballack trotz verpassten Flugs mit an Bord
Der Kapitän hatte am Sonntagabend nach einem Spiel mit dem FC Chelsea seinen Flug von London nach Frankfurt verpasst und war erst am Montag kurz vor dem Abflug nach Baku zur DFB-Auswahl gestoßen - dies aber topfit, nachdem er den Bruch seiner kleinen Zehe endgültig überwunden hat. "Er ist in einer guten Verfassung und kann voll in die Zweikämpfe gehen", sagte Löw.
Während der Bundestrainer trotz des frühen Termins - noch nie zuvor musste die Nationalmannschaft nach nur einem Bundesliga-Spieltag gleich in die Qualifikation - nicht großartig lamentieren wollte, sieht "Kaiser" Franz Beckenbauer durchaus Probleme.
"Ideal ist so ein Frühstart nicht, schon gar nicht für den Trainer. Woran soll er sich denn orientieren? Und dann auch noch ein Auswärtsspiel. Zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison fehlt noch der Rhythmus. Um die Aufgabe in Aserbaidschan zu diesem Zeitpunkt beneide ich keinen", sagte Beckenbauer.
Dennoch "planen wir bei allem Respekt vor Aserbaidschan mit zwei Siegen", verdeutlichte Teammanager Oliver Bierhoff und blickte bereits zum vermeintlichen Gruppen-"Finale" am 10. Oktober in Russland voraus: "Dann hätten wir für das Duell mit dem größten Widersacher eine gute Ausgangsposition und wären bestens gerüstet. Und gegen die Russen muss die Mannschaft versuchen, ein Ausrufezeichen zusetzen."
Löw erklärte das Russland-Spiel dagegen zum Tabu-Thema: "Unser ganzes Augenmerk richtet sich auf die Partie in Baku. Russland wird zunächst definitiv kein Thema sein, das werde ich der Mannschaft auch noch einmal klarmachen."
Aserbaidschan noch ohne Treffer in WM-Qualifikation
Die Partie gegen Aserbaidschan verglich der DFB-Coach mit einem Pokalspiel zwischen einem Bundesligisten und einem Zweitligisten. "Wir sind der Favorit. Der vermeintlich Kleinere muss aber auch erst einmal niedergekämpft werden." Zudem erinnerte Löw daran, dass die Vogts-Truppe in der Qualifikation bisher immer nur knapp verloren habe - allerdings hat Aserbaidschan auch noch keinen Treffer erzielt.
"Unsere Spieler können von Deutschland eine Menge lernen. Wenn wir ein Tor schießen würden, wäre das wie ein Lotto-Gewinn", sagte Vogts deshalb vor dem Wiedersehen mit der deutschen Elf, die er von 1990 bis 1998 betreut hatte.
Zeit für große Emotionen bleibt zumindest bei Löw nicht. "Berti hat viel für Deutschland gemacht. Wir haben auch einen guten Kontakt, aber das spielt vor dem Spiel emotional keine Rolle, wir müssen uns rational auf das Spiel einstellen", sagte der aktuelle Bundestrainer.
In Sachen Aufstellung hat Löw zumindest verraten, dass Philipp Lahm auf der rechten Abwehrseite spielen wird. Auf links wird deshalb Marcel Schäfer eine Bewährungschance erhalten. Offen ließ er weiterhin die Torwartfrage, wobei Robert Enke wohl wieder die Nummer eins sein wird.
"Kein Thema" war für Löw auf dem Flug nach Baku indes die Diskussion um Torsten Frings: "Das sorgt nicht für Unruhe. Ich habe mit ihm 20 Minuten telefoniert und ihm gesagt, wie ich die Situation einschätze und was ich von ihm sehen will."