Mainz. Vor der Partie in der WM-Qualifikation gegen Russland hält sich Joachim Löw hinsichtlich Taktik und Aufstellung bedeckt. "Es gibt viele Gedankenspiele", so der Bundestrainer Löw.

Für die deutsche Nationalmannschaft ist es das Spiel des Jahres. Entsprechend groß ist vor dem Gruppen-"Endspiel" in der WM-Qualifikation am Samstag (17 Uhr/live im ZDF) in Moskau gegen Russland auch die Geheimhaltungsstufe in Bezug auf Taktik und Aufstellung der DFB-Auswahl.

Bundestrainer Joachim Löw will sich nicht in die Karten schauen lassen. Ob 4-4-2 oder 4-2-3-1, ob mit Philipp Lahm auf der rechten oder der linken Abwehrseite, ob mit Simon Rolfes oder Thomas Hitzlsperger vor der Abwehr - Löw lässt fast alle Fragen offen.

Es gebe "viele Gedankenspiele". Er wolle erst die Trainingseindrücke abwarten und dann am Freitag nach dem Abschlusstraining eine Entscheidung treffen, betonte der Bundestrainer vor dem Showdown im Moskauer Luschniki-Stadion auf ungewohntem Kunstrasen-Platz. - Der Sport-Informations-Dienst (SID) beleuchtet vor der Partie die Möglichkeiten und Planspiele Löws:

TAKTIK: Laut Löw hat die DFB-Auswahl "in beiden Systemen die nötige Sicherheit". Zuletzt seien die Auftritte im 4-4-2 System jedoch "nicht so überzeugend" gewesen. Deshalb ist auch in Russland ein System mit fünf Mittelfeldspielern (zwei defensiven vor der Abwehr plus drei offensiver ausgerichteten) und einem Angreifer eher wahrscheinlich. Bei den jüngsten Erfolgen gegen Aserbaidschan (4:0) und Südafrika (2:0) setzte der Bundestrainer auf diese taktische Variante mit dem Bremer Mesut Özil als Spielmacher. Bei optimaler Umsetzung wäre zudem in der Rückwärtsbewegung das Mittelfeld kompakter, um die spielstarken Russen in Schach zu halten.

TOR: Rene Adler ist in Moskau nach dem Ausfall des erkrankten Robert Enke die Nummer eins. Darauf hat sich Löw bereits festgelegt.

ABWEHR: In der Abwehr sind Per Mertesacker in der Innenverteidigung und Philipp Lahm außen gesetzt. Offen ist allerdings, ob der Bundestrainer den Münchner Lahm wie zuletzt auf die rechte Seite stellt oder wieder auf links zieht. In diesem Fall, der gegen die Russen als der wahrscheinlichere erscheint, wären der Berliner Arne Friedrich, Andreas Beck aus Hoffenheim oder sogar Debütant Jerome Boateng die Alternativen auf rechts. Für Friedrich spricht dessen größere Erfahrung. Sollte Lahm in der Viererkette rechts zum Einsatz kommen, würde der Wolfsburger Marcel Schäfer links verteidigen. In der Innenverteidigung neben Mertesacker dürfte Heiko Westermann den Vorzug vor Friedrich erhalten.

MITTELFELD: Kapitän Michael Ballack, Bastian Schweinsteiger und Mesut Özil haben ihre Plätze sicher. In einem Fünfer-Mittelfeld würde voraussichtlich Simon Rolfes neben Ballack den defensiven Part vor der Abwehr übernehmen. Der Leverkusener Rolfes präsentiert sich derzeit in glänzender Form, während sein Kontrahent Thomas Hitzlsperger in Stuttgart zuletzt massive Probleme hatte. Schweinsteiger spielt auf der rechten Mittelfeldseite, Özil zentral offensiv. Auf der linken Seite dürfte wie schon zuletzt Lukas Podolski den Vorzug vor dem dribbelstarken Piotr Trochowski erhalten.

STURM: Im 4-2-3-1 hat Miroslav Klose als einzige Spitze die besten Karten. Klose befindet sich zwar wie sein Münchner Vereinskollege Mario Gomez in der Liga derzeit in einem Formtief, doch in der Nationalmannschaft zeigte der 31-Jährige oft genug, dass auf ihn in den entscheidenden Momenten Verlass ist. Mit 47 Toren in 91 Länderspielen nimmt Klose immerhin Platz drei der "ewigen" Torjägerliste des DFB ein. Zuletzt traf der Torjäger auch doppelt gegen Aserbaidschan. Bei einem System mit zwei Angreifern wäre die Variante Klose/Podolski realistischer. Beide harmonierten in der Nationalmannschaft schon einige Male gut. Das Münchner Duo Klose/Gomez zeigte dagegen bei gemeinsamen Auftritten oft Anpassungsprobleme.