Die Dominanz des Rekordmeisters ist weg, wie auch das 0:0 gegen Köln zeigt. Leverkusen stürmt an die Spitze, macht der Konkurrenz angesichts des Vizekusen-Rufs dennoch keine Angst. Schalke bringt sich vor wegweisenden Spielen in Stellung.
Es ist schon merkwürdig: Da legt eine Mannschaft einen fulminanten Saisonstart hin, schießt die meisten Tore, stürmt am 8. Spieltag an die Bundesliga-Spitze – und wird doch nicht so richtig ernstgenommen. Wohin man auch hört, wenn die Rede von Bayer Leverkusen ist - dem einst als „Vizekusen“ verspotteten Klub traut nach einschlägiger Erfahrung einfach niemand mehr den großen Wurf zu. Wie es scheint, wartet die ganze Liga nur auf den neuerlichen Absturz. Als wenn es Gesetz sei, dass die Regel von der Serie, die irgendwann reißt, bei Bayer die Ausnahme macht ...
Mag Leverkusen also der Konkurrenz im Titelkampf wenig Angst einjagen – der FC Bayern ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um daran einen Gedanken zu verschwenden. Nach einem Kurzzeit-Hoch knüpft der Rekordmeister wieder an den holprigen Saisonstart an und kann am Sonntag nicht nur acht Punkte hinter Bayer, sondern auch hinter dem HSV zurückliegen. Schlimmer noch: Der Respekt der Gegner schwindet geradezu dramatisch. Der 1. FC Köln jedenfalls vermittelte von Anfang den Eindruck, dass er guten Mutes war, sich mit der simpelsten aller Taktiken in München ein 0:0 ermauern zu können. Und Trainer van Gaal wirkt auf der Bank wie die personifizierte Ratlosigkeit, konnte er seinem millionenschweren doch immer noch keine Struktur geben.
Leverkusen stürmt an die Spitze
Die jüngsten Liga-Auftritte der Bayern bestätigen jedenfalls Felix Magath, der sich schon vor ein paar Wochen einen Seitenhieb auf seinen Ex-Klub nicht verkneifen konnte, als er feststellte: „Die Dominanz ist weg“.
Schalke ist davon selbstverständlich auch noch meilenweit weg. Aber wer in diesen Tagen nicht gerade das Thema Geld anspricht, blickt im Umfeld von Königsblau nur in lächelnde Gesichter. Es läuft sportlich gut, dem Derby-Sieg ließen das Magath-Team ein 2:0 gegen Eintracht Frankfurt folgen. Über das „Wie“ sieht man geflissentlich hinweg. Was wieder einmal beweist, dass auch im Fußball alles eine Frage der Wahrnehmung ist.
Für ein ähnlich maues Spiel, wie es die Schalker über weite Strecken gegen die spielerisch bessere Eintracht zeigte, wären noch vor gar nicht langer Zeit Mirko Slomka und dessen Nachfolger Fred Rutten verbal ausgepeitscht worden. Unter Felix Magath jedoch werden den Schalkern ihre Schwächen nachgesehen, selbst wenn – wie zuletzt gegen Wolfsburg – verloren wird; erst recht jedoch, wenn am Ende auch noch drei Punkte herausspringen, was immerhin in fünf von acht Spielen der Fall war.
Schalke bringt sich in Stellung
Felix Magath darf diesen Stimmungswandel durchaus als Kompliment betrachten. Hängt er doch ausschließlich mit seiner Person und mit seinen Personalentscheidungen zusammen. Indem er von Anfang an den Kader aufgemischt und viele blutjunge Spieler ins kalte Wasser geworfen hatte, schob er etwaigen kritische Reaktionen auf den Rängen einen wirksamen Riegel vor. Die Fans hatten verstanden: Den etablierten - manche sagen: satten - Stammkräften sollten Beine gemacht werden. Ein Rezept, dass für mehr Engagement und Leidenschaft im Team sorgte. Und mehr noch: die porös gewordene Brücke zwischen Fans und Mannschaft wieder festigte.
Magath ist jedoch Realist genug, um zu wissen, dass solche Leistungen nicht für einen Spitzenplatz ausreichen, den Schalke derzeit (noch) einnimmt. Wohin die Reise geht, wird sich in den kommenden Wochen zeigen, wenn die Gegner Stuttgart, Hamburg, Leverkusen und Bayern heißen. Immerhin: Wolfsburgs Meistermacher hat sein neues Team in Stellung gebracht.