Leverkusen. Bundestorwarttrainer Andreas Köpke sah am Samstag einen beschäftigungslosen Bayer04-Schlussmann Rene Adler, ganz starke Leverkusener und potenzielle Absteiger aus Nürnberg.

Andy Köpke ist Deutschlands bekanntester Zettelschreiber. Das Stück Papier, auf dem der Bundes-Torwarttrainer vor dem WM-Viertelfinale 2006 gegen Argentinien für den deutschen Torhüter Jens Lehmann die bevorzugten Ecken der südamerikanischen Elfmeterschützen notierte, ist im Bonner Haus der Geschichte ausgestellt. Am Samstag saß Köpke mit gezücktem Kugelschreiber und Zettel in der Hand auf der Tribüne der neuen schmucken Leverkusener Arena, um Bayer-Torhüter Rene Adler zu beobachten. Eines ist sicher: Selbst wenn er überhaupt etwas zu Papier gebracht hat, museumsreif wird es nicht sein. Der Bundes-Adler musste nicht fliegen. Rene Adler blieb beim 4:0-Erfolg seiner Leverkusener gegen den 1. FC Nürnberg beschäftigungslos.

Meisterkandidat

Die Wahrscheinlichkeit, dass Köpke mit Leverkusen den kommenden Meister sah, ist angesichts der starken Vorstellung des Bayer-Teams groß. Bedeutend größer ist allerdings die Wahrscheinlichkeit, dass Köpke mit dem 1. FC Nürnberg einen Absteiger gesehen hat. Leverkusens Trainer Jupp Heynckes will von solchen Spekulationen nichts wissen. „Klar, wir wollen so weitermachen”, sagte Heynckes, „aber wir lassen uns von der Euphorie nicht anstecken.” Mit 20 Punkten aus den ersten acht Spielen haben die Leverkusener den besten Saisonstart ihrer Vereinsgeschichte hingelegt, der Vorsprung auf Bayern München beträgt bereits acht Punkte. Die Bilanz hat nichts mit Glück zu tun. Unter dem schon 64-jährigen Heynckes zeigt das junge Team erstaunliche Reife.

Das redet auch Heynckes nicht herunter: „Wir haben phasenweise wirklich hervorragenden Fußball gespielt. Es ist sehr erfreulich, dass die Mannschaft auch in der Defensive wieder stabil und kompakt gestanden hat. Das gibt Selbstvertrauen für die Zukunft.” Mit dem Langzeit-Verletzten Patrick Helmes und dem kurzfristig ausgefallenen Renato Augusto fehlten zwei Stützen. Das Pech des einen ist manchmal das Glück des anderen. So nutzte Toni Kroos seine Einsatzchance zu einem beeindruckenden Auftritt. Der 19-jährige Leihspieler vom FC Bayern zeigte seine außergewöhnliche Begabung schon nach 100 Sekunden mit einem verwandelten Freistoß zum 1:0. „Ich habe ihm gesagt, was er noch lernen muss”, sagte Heynckes.

Kroos dreht auf

Kroos war auch am 2:0 beteiligt. Nach einem Foul an Kroos erhöhte Simon Rolfes per Elfmeter zum 2:0. Eren Derdiyok und Stefan Kießling machten mit ihren Toren das 4:0 perfekt. Ein starker Auftritt gegen einen äußerst schwachen Gegner.

Während Heynckes ganz entspannt auf seinem Stuhl saß und munter mit seinem Assistenten Peter Herrmann plauderte, verfolgte Nürnbergs Trainer Michael Oenning die Partie seltsam stoisch. Kaum Anweisungen, kein emotionaler Ausbruch: Oenning hatte sich anscheinend früh damit abgefunden, dass seine Mannschaft gegen diese Leverkusener auf verlorenem Posten stehen.

Wenn die Nürnberger sich nicht erheblich steigern, werden sie die Klasse nicht erhalten können. Zu dieser Erkenntnis werden sie auch in Nürnberg gekommen sein. So erklärte Nürnbergs Manager Martin Bader: „Aber der Trainer steht nach acht Spieltagen noch nicht zur Diskussion.” Noch nicht.