München/Essen. Thomas Tuchel soll aus Leroy Sané beim FC Bayern endlich einen Leistungsträger machen. Mit Stars kann der frühere BVB-Trainer gut umgehen.
Einmal hat Leroy Sané erzählt, dass es für ihn keine Belastung sei, mit den Größen des FC Bayern verglichen zu werden, aber „wir wollen alle auch unsere eigene Geschichte schreiben. Auch wir wollen zeigen, wer wir sind, wie gut wir sind.“
Leroy Sané wechselte für 50 Millionen Euro zum FC Bayern
Nur wird die Geschichte von Leroy Sané bislang folgendermaßen erzählt: hochveranlagt, manchmal grandios, zu oft enttäuschend. Dieses Auf und Ab passt nicht zu einem Klub, der immer erdrückend stark sein möchte, bei dem jeder Anflug von Schwäche Kritik auslöst. 2020 verpflichteten die Bayern den gebürtigen Essener von Manchester City, sie bezahlten um die 50 Millionen Euro, statteten ihn mit einem stattlichen Gehalt aus.
Das weckt Erwartungen.
FC Bayern gegen Manchester City: Bald pochen die Herzen
Die Münchener erhoffen sich von dem 27-Jährigen Auftritte wie gegen Dortmund; beim 4:2-Erfolg war Sané nicht zu greifen für den BVB. Er rannte nach vorne, nach hinten, er riss Räume auf, leitete Tore ein. Im ersten Spiel von Thomas Tuchel gehörte Sané zu den Auffälligsten. Was die Frage aufwirft, ob der neue Trainer es schafft, den begabten Fußballer konstant zu einer Form zu verhelfen, in der er die wichtigsten Begegnungen der Münchener prägen kann.
Denn wichtig bleibt es nun – natürlich mit Abstufungen. Bei dem Über-Über-Verein der Bundesliga haben Titel unterschiedliche Bedeutungen. Der DFB-Pokal? Nett. Die Meisterschaft? Schön. Die Champions League? Ganz, ganz, ganz wichtig.
In dieser Reihenfolge warten jetzt die Aufgaben. Am Dienstag empfängt der FC Bayern den SC Freiburg im Pokal (20.45 Uhr/ARD und Sky), am Samstag steht dann eine Art Rückspiel in der Liga in Freiburg an. So richtig pochen die Herzen aber erst, wenn einige Tage später das Königsklassen-Viertelfinale gegen Manchester City mit Trainer Pep Guardiola beginnt.
Leroy Sané spielte einst auf Schalke
Jener Guardiola hat Sané einst vom FC Schalke nach England gelockt. Dort erlebte der Offensivspieler starke Phasen, enttäuschende Phasen und ein Drama, als er sich das Kreuzband anriss. Mittlerweile habe der Hochbegabte ein Alter erreicht, so sieht es Thomas Tuchel, in dem „sich die Weichen gnadenlos stellen“. Jetzt müsse er seine Fähigkeiten ausschöpfen. „Dabei werden wir ihn unterstützen.“
Tuchel musste schon mit ganz anderen komplizierten Typen umgehen – mit Pierre-Emerick Aubameyang, mit Neymar, mit Kylian Mbappé. Den Trainer begleitet in Deutschland zwar immer noch der Ruf, im Umgang anstrengend zu sein, was vor allem an seinem oft schwierigen Verhältnis zu den Entscheidern in einem Verein liegt. Für eigenwillige Profis aber hat der Champions-League-Sieger von 2021 ein Gespür entwickelt.
Er streichelt und kitzelt sie.
„Ich bin erstaunt, weil es geht extrem viel um Leroy. Ich möchte ihn da mal ein bisschen in Schutz nehmen, weil ich glaube, es ist nicht angemessen, dass wir in jeder Pressekonferenz über Leroy sprechen“, sagt Tuchel auf der einen Seite. Aber auch: „Er hatte Licht und Schatten, viele gute Aktionen, auf denen wir aufbauen können. Er hat auch sehr nervös mit technischen Fehlern begonnen. Es gibt für alle Luft nach oben, das gilt für ihn genauso.“
Weltstar Sadio Mané schwächelt beim FC Bayern
Ob diese Mischung aus Fördern und Fordern verfängt, dürfte in den kommenden Wochen von entscheidender Bedeutung sein. Tuchel benötigt einen überzeugenden Sané für die großen Ziele des Klubs, da andere schwächeln. Weltstar Sadio Mané fehlt der Schwung. Nationalspieler Serge Gnabry bleibt zu unbeständig. Nur Kingsley Coman überzeugt konstant auf der Außenbahn. Dazu kommen ein immer motivierter Thomas Müller, der junge Künstler Jamal Musiala und Eric Maxim Choupo-Moting, der das Maximum aus seinen Veranlagungen ausschöpft, aber im Sturm nicht über die Qualitäten des nach Barcelona abgewanderten Robert Lewandowski verfügt.
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Aus diesen Voraussetzungen soll Thomas Tuchel das Maximum ausschöpfen. Viel Geld haben sie beim FC Bayern in ihren Kader investiert (auch in Sané), dies soll sich in Form von Titeln auszahlen.
Gerüchte um Arbeitseinstellung von Leroy Sané
Hinter vorgehaltener Hand hört man aus München schon mal, dass es Leroy Sané an der richtigen Arbeitseinstellung fehle, dass ihm andere Dinge wichtiger seien, anders könne man seine Leistungseinbrüche nicht erklären. Ob diese Geschichten stimmen oder nicht, weiß am Ende wohl nur der häufig Kritisierte selbst. Und er selbst hat es jetzt in der Hand, dass andere Dinge über ihn erzählt werden.