Essen. In der Bundesliga findet ganz oben kein Wettbewerb mehr statt. Das ist kein neues Problem - aber ein schwerwiegendes. Ein Kommentar.
Der deutsche Fußball hat ein Problem. Es ist kein neues, man muss sich deshalb auch nicht wundern. Aber abfinden sollte man sich damit auch nicht. Zum Abschluss der Bundesliga-Saison wird es uns allen wieder auf erschreckende Art vor Augen gehalten: Es gibt an der Spitze keinen Wettbewerb. Nicht einmal einen klitzkleinen.
Der FC Bayern hat auf Borussia Dortmund schon neun Punkte Vorsprung. Und dieser erste Verfolger des Dauermeisters konnte es sich leisten, nach der Niederlage im direkten Duell mit den Bayern beim VfL Bochum nur einen Punkt zu holen und nun bei Hertha BSC zu verlieren, ohne dass der zweite Platz in Gefahr geriet.
Leipzig ist schwer abgestürzt – auch weil die Bayern eingegriffen haben
Um die Relationen zu verdeutlichen: Der VfL Bochum, ein wackerer Aufsteiger, der sich aber nach den Niederlagen bei Arminia Bielefeld und gegen Union Berlin auf einen knüppelharten Abstiegskampf in der Rückrunde einstellen muss, ist mit acht Punkten Rückstand der Champions League näher als der Tabellenzweite Borussia Dortmund dem Tabellenführer FC Bayern München. Und hätten die Bayern nur einen Punkt mehr, hätten sie schon doppelt so viele Zähler wie RB Leipzig – der heftig abgestürzte Vizemeister der vergangenen Saison.
Bayern-Fans argumentieren gerne, ihr Verein könne schließlich nichts dafür, wenn die anderen ihm nicht gefährlich werden. Grundsätzlich ist das sogar zutreffend, allerdings nicht bis ins Detail: Wenn die Münchener den Leipzigern deren vielversprechenden Trainer sowie zwei wichtige Spieler wegnehmen, dann ist das eine gewollte und gezielte Schwächung eines Gegners, der ihnen bedrohlich erschien. So wird die eigene Vormachtstellung gestärkt – und die Attraktivität der Liga ignoriert.
Die BVB-Profis wissen, dass sie sich zwischendurch schlechte Spielen leisten können
Dass Borussia Dortmund besser dastehen könnte, als es derzeit der Fall ist, steht allerdings auch außer Frage. Trainer Marco Rose ging in den Verteidigungsmodus und betonte: „Es ist schon wichtig, nicht zu vergessen, dass wir Tabellenzweiter sind. Ich glaube, das war im letzten Jahr noch anders.“ Das stimmt. Aber es stimmt eben auch, was er über sein Team sagte. Dem habe in Berlin „das Bedingungslose“ gefehlt. Es lässt sich hinzufügen: Nicht nur in Berlin.
Schlimm ist: Die BVB-Profis wissen auch in dieser Saison, dass es für die Champions League locker reicht, auch wenn sie zwischendurch mal ein Gurkenspiel abliefern. Nach oben schauen sie schon gar nicht mehr. Und so läuft das seit Jahren.