Hamburg. In Hamburg gingen einige Nationalspieler an wartenden Anhängern wortlos vorbei. Das sorgte für Unmut. Direktor Bierhoff reagierte. Ein Kommentar.
Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff erwartet, dass sich die Nationalspieler ihren Fans künftig wieder deutlich nahbarer präsentieren. Bei der Ankunft in Hamburg hatte es Unmut bei den wartenden Anhängern gegeben, weil sich nur Antonio Rüdiger Zeit für Autogramme und Selfies genommen hatte. „Es ist grundsätzlich unsere klare Haltung und Devise, dass wir das machen“, sagte Bierhoff.
DFB hat fast alle 25.000 Tickets für das Rumänien-Spiel verkauft
Gleichzeitig nahm er die Nationalspieler in Schutz. In den vergangenen Monaten habe sich die Nationalmannschaft wegen der Corona-Pandemie abschotten müssen, Kontakt zu den Fans war untersagt. Jetzt sei bei den Spielern „natürlich viel Unsicherheit da“. Als positives Zeichen wertete man beim DFB am Mittwoch, dass fast alle 25.000 Tickets für das WM-Qualifikationsspiel gegen Rumänien bereits verkauft sind.
Das Bild passte in die laufende Diskussion: Einige findige Jungs waren am Trainingsgelände des Hamburger SV auf Altglascontainer geklettert, um einen Blick über jene Sichtschutzplanen zu erhaschen, die die Nationalmannschaft um ihren Trainingsplatz errichtet hatte. Die Nationalmannschaft schottet sich ab, die Fans müssen draußen bleiben – dieser Vorwurf ist so oder so ähnlich seit Jahren zu hören.
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Als Beleg wurden und werden vermeintlich abgehobene Spieler, wenig familienfreundliche Anstoßzeiten, überbordende Marketing-Aktivitäten herangezogen. Nicht immer ist das fair, für die Anstoßzeiten etwa kann der Deutsche Fußball-Bund wenig, seit die Uefa die Spiele zentral vermarktet. Und der Verband hat durchaus dazugelernt, geht etwa nicht mehr mit peinlichen Slogans wie „Best never rest“ oder #zsmmn hausieren.
Aber es wird mehr nötig sein, um das Bild einer offenen, den Fans zugewandten Mannschaft zu vermitteln. Digitale Kabinengespräche mit Anhängern sind schön und gut. Aber sie können nie so authentisch sein wie die kurzen Begegnungen am Hotel, am Trainingsgelände, am Mannschaftsbus geben kann – wo die Fans teils stundenlang auf ihre Lieblinge warten. Hier zählt es, hier müssen die Spieler glaubhaft den Eindruck vermitteln, dass die Begegnung mit dem Anhang nicht nur lästige Pflicht ist.
Selbst Kleinigkeiten sollten für DFB-Spieler selbstverständlich sein
Niemand sollte erwarten, dass Nationalspieler rund um die Uhr zur Verfügung stehen, dass sie auch in ihrer Freizeit ständig ansprechbar sind, Autogramme und Selfies geben. Sind sie aber mit der Nationalmannschaft unterwegs, sollten diese Kleinigkeiten selbstverständlich sein. Dabei sei jedem Spieler zugestanden, dass er in Zeiten der Corona-Pandemie lieber Abstand hält. Dann aber wäre es ein Zeichen für ein Mindestmaß an Respekt, das kurz zu erklären – anstatt einfach wortlos vorbeizurauschen, wie sie es am Montag bei der Ankunft in Hamburg taten.