Essen. Die Uefa kann sich bei den Fans bedanken, die sie vor der Superliga gerettet haben. Jene Fans, die sie selbst vergraulte. Ein Kommentar.

Was war das denn? Nach nur zwei Tagen hat sich die als größte Revolution in der Geschichte des Fußballs ausgerufene Super League als Lachnummer erwiesen. Die abtrünnigen Klubs, die gerade noch verkündet hatten, keinen Millimeter von ihrer "Rettung des Fußballs" abzurücken, gestehen plötzlich ein, einen riesigen Fehler gemacht zu haben. In diesem in ihrer Peinlichkeit einzigartigen Vorgang aber liegt eine Chance.

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Die Europäische Fußball-Union Uefa kann sich bei den Fans bedanken, Europa vor einer Spaltung bewahrt zu haben. Ihr geballter Protest gegen eine "Zerstörung des Fußballs" führte zu einem immensen öffentlichen Druck, den die Rebellen in diesem Ausmaß offenbar nicht erwartet hatten. Es sind jedoch genau die Fans, die auch die Uefa auf die Barrikaden getrieben hat, in dem sie die Champions League immer weiter zur Gelddruckmaschine reformiert hat, durch das Aufblähen der Gruppen, durch immer mehr Zugeständnisse an die großen Klubs.

Zeit für die Uefa, über die eigenen Fehler nachzudenken

Für die Uefa wäre es nun an der Zeit, den Fans wieder etwas zurückzugeben. Angefangen beim Regelwerk zum Financial Fairplay, das nicht aufgeweicht sondern verstärkt werden müsste, um Oligarchen oder Staatsfonds Leitplanken zu setzen. Es wäre auch an der Zeit, endlich ernsthaft über Gehaltsobergrenzen im europäischen Fußball zu sprechen.

Es gibt aus Sicht der Uefa keinen Grund, die Ereignisse dieser 48 Stunden mit der Überreaktion einiger geldgieriger Topklubs zu erklären. Der Verband, der zu beispiellosen Drohungen griff und dabei seine letzten Patronen verschoss, hat durch seine Fehler und Versäumnisse der vergangenen Jahre selbst großen Anteil an den Auswüchsen im Profifußball. Zeit, über die eigene Rolle nachzudenken.