Essen. Immer mehr Corona-Fälle in der 2. Liga: Nach Karlsruhe setzt Sandhausen ebenfalls aus. Kommt es bald zu Quarantäne-Trainingslagern?
An den Ostertagen verbreitete der SV Sandhausen in seinen sozialen Netzwerken noch Jubelfotos. Der Fußball-Zweitligist hatte ein wichtiges Spiel im Kampf um den Klassenerhalt gewonnen. Nach dem 1:0-Erfolg gegen die Würzburger Kickers herrschte Euphorie.
Dieses Gefühl wich am Mittwoch der Ernüchterung. Da gab der Klub bekannt, sich in häusliche Isolation zurückziehen zu müssen. In der vergangenen Woche waren die Profis Ivan Paurevic und Denis Linsmeyer bereits positiv auf das Coronavirus getestet worden. Nach zwei weiteren Fällen ordnete das zuständige Gesundheitsamt eine Teamquarantäne an. Die Sandhäuser beantragten bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) die Absetzung der Partien gegen Greuther Fürth (9. April) und den Hamburger SV (16. April).
Quarantäne: Schon fünf Zweitligisten betroffen
Damit muss bereits der fünfte Zweitligist in dieser Saison eine vierzehntägige Zwangspause einlegen. Am Dienstag verabschiedete sich der Karlsruher SC in die häusliche Isolation. Zuvor waren bereits Holstein Kiel, Hannover 96 und Jahn Regensburg betroffen.
Die Nachrichten aus Karlsruhe und Sandhausen machten die Runde, nachdem die DFL erklärt hatte, zunächst auf ein Quarantäne-Trainingslager zu verzichten. Nun könnte die Entscheidung revidiert werden, könnten sich die 36 Profiklubs doch abschotten und so ein planmäßiges Ende der Saison erreichen. Denkbar wäre der Zeitraum um die letzten beiden Spieltage.
Schließlich scheint es lediglich ein glücklicher Zufall zu sein, dass bisher nur Zweitligisten von einer Quarantäne-Anordnung für das gesamte Team betroffen waren. Da sich die Corona-Hygienekonzepte der 36 Profiklubs nicht unterscheiden, drohen auch den Bundesligisten in den verbleibenden sechs Wochen bis zum Ende der Spielzeit am 22. Mai ähnliche Szenarien.
DFL hat kaum Spielräume für Verlegungen der Partien
Viel Spielraum für Verlegungen von Partien gibt es nicht mehr. Bereits am 30. Mai sollen die Relegationsspiele abgeschlossen sein. Tags darauf beginnt die Abstellungsperiode für die Europameisterschaft (11. Juni bis 11. Juli). Auch das DFB-Pokalfinale am 13. Mai und das Endspiel der Champions League am 29. Mai nehmen feste Plätze im Terminkalender ein.
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So würde beispielsweise eine Komplett-Quarantäne für die Mannschaft des FC Bayern München gravierende Folgen haben. Zuletzt erhielt Nationalspieler Serge Gnabry ein positives Testergebnis. Seine Teamkollegen fielen jedoch nicht in die Kategorie Kontaktperson 1. Die Bayern mussten daher nicht in Quarantäne. „Eine Kontaktperson 1 würde sich definieren, wenn eine Kontaktzeit länger als 15 Minuten und mit einem Abstand von weniger als 1,5 Metern ohne das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes bestehen würde“, erklärte Bayern-Teamarzt Roland Schmidt.
Einen ähnlichen Fall gab es am Wochenende bei Hertha BSC. Torwart Rune Jarstein unterzog sich nach einer Länderspielreise mit Norwegen einem Test. Das Ergebnis: positiv. Da alle anderen Tests der Mannschaft negativ ausfielen, waren laut Klubangaben „nach Rücksprache mit Gesundheitsamt keine weiteren Schritte notwendig“.
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Da die Infektionszahlen vor Ostern wieder gestiegen sind, erhöht sich aber für die Bundesligaklubs die Gefahr, dass sich das Virus innerhalb der Teams ausbreitet. Auch deshalb fasst die DFL abgeschottete Trainingslager mit einer Dauer zwischen fünf Tagen und zwei Wochen weiterhin ins Auge.
Nach Corona-Zwangspause: Kiel geriet aus dem Tritt
Eine Wettbewerbsverzerrung dürfte sie dadurch nicht mehr verhindern können. Holstein Kiel etwa geriet durch eine knapp vierwöchige Zwangspause außer Tritt, verlor danach zwei Spiele. Am Ende könnte das den ersten Aufstieg in die Bundesliga kosten – und damit mehrere Millionen Euro.
Die abstiegsbedrohten Sandhäuser dürften sich derweil an die vergangene Saison erinnern. Damals musste Dynamo Dresden nach Quarantäne acht Spiele innerhalb von 21 Tagen bestreiten. Am Saisonende stiegen die Sachsen ab.