München. Die Uefa will die EM-Spiele weiterhin vor Zuschauern austragen - auch in München. Doch die Bayern wollen keine Garantien geben.

Die Augen von Aleksander Ceferin kreisten immer wieder durch das leere Rund. Als der Präsident der Europäischen Fußball-Union (Uefa) in der Münchner Arena über die Chancen des deutschen EM-Spielorts philosophierte, stand der Slowene in eben jener Szenerie, die er nicht akzeptieren will. Nach seinem Gespräch mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sieht es jedenfalls nicht besser für die Münchner aus.

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"Es war ein gutes Treffen. Da ist viel guter Wille und Optimismus. Ich bin mir sicher, dass der Ministerpräsident darum bemüht ist, dass die Spiele hier stattfinden werden“, äußerte Ceferin zwar in freundlichem Ton bei Sky, doch die Einschränkung und die erneute Forderung nach Fans im Stadion folgten im gleichen Atemzug: „Wir können jetzt noch nichts sagen, es ist zu früh dafür. Aber wenn die Gesundheitssituation es erlaubt, erwarten wir natürlich Zuschauer.“

Söder hofft auf "erbitterten Widerstand"

Von dieser Erwartungshaltung im Vorfeld der Endrunde (11. Juni bis 11. Juli) hält Söder nicht allzu viel. Sollte die bayerische Landeshauptstadt, in der die drei Vorrundenspiele der deutschen Mannschaft sowie ein Viertelfinale geplant sind, von der Uefa zur Zulassung von Fans verpflichtet werden, würde dies „auf erbitterten Widerstand stoßen, ich hoffe auch der deutschen Bundesregierung“, sagte Söder bei RTL/ntv.

Er könne es sich „im Moment nicht vorstellen, mit großartigen Zuschauerzahlen zu operieren, es dauert ja nicht mehr lange“, erklärte der CSU-Politiker: „Ich halte auch nichts davon, wenn auf europäischer Ebene diskutiert wird: Es findet nur dort statt, wo möglicherweise Zuschauer komplett zugelassen werden, in den Ländern.“

EM-Spielort Bilbao: "Forderungen unmöglich zu erfüllen"

Doch genau so könnte es kommen, wenn die Uefa bei der Sitzung ihres Exekutivkomitees um den DFB-Vizepräsidenten Rainer Koch am 19. April über das EM-Format entscheidet. Von den zwölf vorgesehenen Spielstätten der ersten paneuropäischen Endrunde, die aufgrund der Corona-Pandemie aus dem vergangenen in den kommenden Sommer verschoben worden war, wackelt neben München und Dublin vor allem Bilbao bedenklich. Angesichts der Bedingungen der Regionalregierung des Baskenlandes seien Spiele vor Publikum in Bilbao undenkbar, teilte der spanische Verband RFEF am Donnerstag mit. Die sieben Forderungen der Behörden seien bis Juni „unmöglich zu erfüllen“, hieß es. Dass München die Garantie in den wenigen Tagen bis zur Entscheidung gibt, gilt als äußerst unwahrscheinlich.

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Die Standorte St. Petersburg, Kopenhagen, Bukarest, Rom, Amsterdam, London und Glasgow haben dagegen mit Ablauf der ersten Frist am Mittwoch ihre Zusage für eine Teilzulassung von Fans gegeben. Auch mit Blick auf Baku und Budapest zweifelt niemand an Zuschauer-Zusagen, da die EM-Gastgeberrolle dort als politisches Prestigeobjekt gilt.

Dass dies in Deutschland nicht so ist und gerade aus der Politik mehrfach harsche Kritik an der Forderung Ceferins laut wurde, schmälert die Münchner Chancen zusätzlich. Auf den Bonus des größten Einzelsportverbands der Welt sollte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bei der Uefa-Entscheidung jedenfalls nicht hoffen. Das machten die jüngsten Aussagen Kochs klar. Nicht umsonst appellierte der DFB-Vize „an die Verantwortlichen in der Stadt München und der bayerischen Staatsregierung, alle Anstrengungen zu unternehmen, um tragfähige Konzepte für zumindest eine Teilzulassung von Zuschauern auch bei den Spielen in München zu ermöglichen“.

Bayern spricht von "guten Erfahrungen" mit Geisterspielen

Bis Mittwoch mussten die Ausrichterstädte der kommenden Europameisterschaft der Uefa-Forderung nach einem Konzept für eine Teilzulassung von Zuschauern nachkommen. München hatte am Dienstag seine Papiere abgeschickt. In diesem ersten Schritt mussten die Gastgeber aber lediglich ihre prinzipielle Bereitschaft für Spiele mit Fans zusichern. Eine Garantie für die Zulassung von Zuschauern wurde in dieser Phase des Entscheidungsprozesses noch nicht verlangt. Zahlreiche EM-Städte preschten zuletzt aber vor, wollen ihre Arenen teilweise mehr als zur Hälfte füllen.

Spiele vor leeren Rängen hätten sich im vergangenen Jahr als wirksames Präventionsmittel bewiesen, führte Söder an, doch auch hier bleiben Zweifel: „Wir haben in der Frage der sogenannten Geisterspiele gute Erfahrung gemacht. Aber auch da zeigt sich doch immer wieder, dass Spieler Corona infiziert sind. Und deswegen: In einem großen Stadion, in gesamt Europa, bei der extremen Mobilität, ob das eine gute Idee ist, das wage ich zu bezweifeln.“ (dpa/sid)