München. Nationalspieler Leroy Sané ist der Königstransfer des FC Bayern. In München soll der 24-jährige Ex-Schalker eine neue Ära einläuten.
Es gab Zeiten, da war es ein ungeschriebenes Gesetz, dass junge, hoffnungsvolle Talente zum FC Bayern München wechseln werden. Der Mechanismus hakt schon seit längerem: Timo Werner und Kai Havertz möchten demnächst lieber für den englischen Top-Klub FC Chelsea spielen. Mesut Özil und Sami Khedira zog es nach der erfolgreichen Weltmeisterschaft 2010 zu Real Madrid. Und für Ilkay Gündogan ging es nach guten Jahren bei Borussia Dortmund 2016 ebenfalls ins Ausland.
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Der Transfer von Leroy Sané nach München ist nicht nur deshalb bemerkenswert. Wann passiert es schon mal, dass ein Top-Mann wie er den Umweg über Manchester City nimmt, bevor er dann doch beim deutschen Branchenprimus landet? Schon 2016 wollte ihn der FC Bayern von Schalke 04 verpflichten, doch der Flügelstürmer zog einen Wechsel nach England vor. Im Sommer des vergangen Jahres starteten die Bayern-Bosse einen neuen Versuch. Wieder erfolglos. Im dritten Anlauf klappte es schließlich. Bayern plünderte das berüchtigte Festgeldkonto – und überwies 45 Millionen Euro in den Norden Englands. Die Erwartungen an Sané sind hoch. „Er passt perfekt zum FC Bayern“, schwärmte Sportvorstand Hasan Salihamidzic. „Er ist mental richtig stark, er kann und wird unter Druck gute Leistungen bringen.“
Ex-Schalker Leroy Sané soll beim FC Bayern München eine Ära prägen
Druck. Den hat er allein schon aufgrund seiner Rückennummer. Die „10“ trugen vor ihm Größen der Münchener Vereinsgeschichte. Uli Hoeneß, Lothar Matthäus oder Arjen Robben. Sie alle prägten eine Ära – und mit Sané soll die nächste folgen. „Wir waren uns alle einig, dass er von seinen sportlichen Talenten perfekt zum FC Bayern passt. Er ist der Spieler, den wir wollten. Wir wollten dieses Element dazu haben“, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.
Münchens neuer Trumpf ist zwar erst 24 Jahre alt, hat als Fußballer in seiner Laufbahn aber schon einiges erlebt. Im April 2014 debütierte er in der Bundesliga bei Schalke 04. Ein Jahr später wirbelte sich der Nachwuchsmann durch die Abwehrreihen von Real Madrid, erzielte beim 4:3-Erfolg in der Champions League ein Tor, bereitete ein weiteres vor. Wiederum ein halbes Jahr später absolvierte er sein erstes Länderspiel unter Joachim Löw. Es war ein kometenhafter Aufstieg des Jungen aus der hochanerkannten Schalker Knappenschmiede. Und auch absehbar, dass er nicht mehr ewig für seinen Stammverein auflaufen wird. Im August 2016 kam der Lockruf aus Manchester.
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Sanés Laufbahn ist besonders interessant, weil es nicht immer nur bergauf ging, wie es bei einem Profi mit seinen Fähigkeiten zu erwarten gewesen wäre. Löw strich ihn völlig überraschend vor der Weltmeisterschaft 2018 in Russland aus dem Kader. Der nächste Rückschlag folgte weniger als zwölf Monate später: Kreuzbandriss im englischen Supercup-Finale gegen den FC Liverpool. Der Transfer zum FC Bayern, schon fast in trockenen Tüchern war, platzte. Reha statt Nachfolger von Robben und Franck Ribery. Der gebürtige Essener nahm es hin, kämpfte sich wieder zurück. Aus der DFB-Elf ist er überhaupt nicht mehr wegzudenken. Anfang des Jahres gab er nach langer Verletzungspause in der Premier League sein Comeback.
Leroy Sané träumt von Titel in der Champions League
Sané wollte nun einen „neuen Reiz“, und für ihn war auch klar: „Wenn ich einen Wechsel mache, dann zu einem Verein, der die Champions League gewinnen kann.“ Dass das in München möglich ist, hat die Elf von Trainer Hansi Flick ja erst vor ein paar Wochen bewiesen, als sie nach dem 1:0 über Paris Saint-Germain in Lissabon den Henkelpott in die Höhe reckten. Hätte sich Sané nicht so schwer verletzt, dürfte er sich womöglich jetzt schon Champions-League-Sieger nennen.
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Er wird es sportlich nehmen. Wie schon die Ausbootung von Löw, wie schon den Kreuzbandriss. Sein Vertrag in München läuft zunächst über fünf Jahre. Dann ist er 29 Jahre alt. Genug Zeit hätte er ja selbst dann noch, um eine Ära zu prägen.