Frankfurt. DFL-Chef Christian Seifert hat den deutschen Profifußball wegen der Coronakrise auf eine schwere Saison eingeschworen. Er wirbt weiter für Fans.
Es ist vier Monate her, da saß Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL), auf einem Podium in einem Frankfurter Hotel und erklärte, dass die Fußball-Bundesliga die Saison 2019/20 trotz der Corona-Pandemie zu Ende spielen möchte. „Wir spielen auf Bewährung“, sagte er am 7. Mai, bevor die verbleibenden neun Spieltage begannen. Möglicherweise bis Weihnachten könnten aber wohl keine Fans zugelassen werden. In weniger als zwei Wochen beginnt nun die Saison 2020/21 — und Seifert konnte am Donnerstag verkünden: Am ersten Spieltag dürfen wieder Zuschauer ins Stadion.
RB Leipzig gestattet bis zu 85000 Fans
Allerdings kommt es wenigstens an den ersten sechs Spieltagen bis Ende Oktober wegen der unterschiedlichen Anzahl an Corona-Fällen zu großen regionalen Unterschieden. Das Bundesland Sachsen gestattete RB Leipzig, bis zu 8500 Zuschauer zuzulassen, in Berlin sieht die Corona-Verordnung bis zu 5000 Fans vor. In anderen Bundesländern sind aber nur wenige Hundert oder sogar keine Zuschauer zugelassen. Und so stellt sich die Frage: Ist das eine Wettbewerbsverzerrung?
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Bei einer Videokonferenz am Donnerstag mit Vertretern der 36 Profiklubs sei das, sagt Seifert, kein Thema gewesen. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke von Borussia Dortmund hatte im Gespräch mit dieser Redaktion aber zumindest von einem „kleinen Wettbewerbsvorteil“ für Leipzig gesprochen. Seifert bleibt gelassen: „Ich würde das scharfe Schwert der Wettbewerbsverzerrung stecken lassen. Ich finde es viel zu hoch geschossen, davon zu sprechen.“ Ansinnen der Politik und der DFL sei es ohnehin, eine bundeseinheitliche Regelung zu finden – und das möglichst schon ab November.
DFL erlaubt weiterhin fünf Auswechselungen
In der zweieinhalbstündigen Videositzung stimmten die Vereinsvertreter dem aktualisierten Hygienekonzept zu. Nach wie vor, sagt Seifert, „sind wir zu keiner Zeit auch nur annähernd in der Situation, jemandem Coronatests wegzunehmen. Wir befürchten keine Engpässe“. Weitere Beschlüsse: Auch in der kommenden Saison sind fünf Auswechselungen erlaubt und nicht nur drei. Ein Spielort darf weiterhin kurzfristig gewechselt werden, wenn es zum Beispiel durch einen regionalen Corona-Lockdown nötig werden sollte. Zudem unterstützt die DFL vier wissenschaftliche Studien mit einem insgesamt siebenstelligen Betrag. Es geht dabei auch um Zuschauerbewegungen innerhalb und außerhalb der Stadien.
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Doch diese Detailbeschlüsse standen nicht im Zentrum von Seiferts Ausführungen. Der 51-Jährige verband die vieldiskutierte Wiederzulassung von Zuschauern mit dem Appell, angstfreier mit der Corona-Pandemie umzugehen: „Ja, Sie können jeden Tag jemandem begegnen, der infiziert ist, auch in einem Fußballstadion. Aber trotz dieser Unsicherheit können wir nicht ängstlich verharren. Wir müssen weitergehen, das Leben weiterleben, nur eben anders als wir es bisher gewohnt waren.“ Kritik an der Entscheidung, in Leipzig 8500 Fans zuzulassen, könne er verstehen. Aber er sagt: „Vielleicht ist es aber auch ein sehr positives Zeichen. Nämlich, dass sich Tausende von Menschen sehr wohl an Verhaltens- und Hygieneregeln halten wollen und können.“
DFL-Chef Seifert: Kein Klub in gefährdeter Situation
Da aber nicht absehbar ist, wann die Stadien wieder ausverkauft sein können, wird das Lizenzierungsverfahren erst zur Saison 2021/22 wieder regulär stattfinden. Die üblichen wirtschaftlichen Nachprüfungen während der Saison entfallen für die 36 Klubs. Doch Seifert ist ohnehin ruhig: „Ich habe keine Hinweise darauf, dass sich ein Klub in einer akut bedrohlichen Situation befindet.“ Gleichwohl stünde Deutschlands Profifußball aber vor der „anspruchsvollsten Saison“ seiner Geschichte. Eine Saison, die am 11. September mit dem DFB-Pokal beginnen wird und im Sommer 2021 mit der Europameisterschaft enden soll.