Essen. Die Bundesliga-Klubs wollen über personalisierte Tickets abstimmen. Das stößt auf Widerstand bei den Anhängern. Was ein Rechtsanwalt dazu sagt.
Während sich in Teilen Deutschlands die Infektionszahlen rasch erhöhen, arbeiten die Bundesliga-Klubs weiter an einer Rückkehr der Fans. Noch kann niemand sagen, ob diese zum geplanten Saison-Start am 18. September überhaupt möglich ist. Doch drei Themen auf der Agenda der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 4. August treiben die Fans jetzt schon um: Der mögliche Ausschluss von Gästefans, die Abschaffung der Stehplätze und die Personalisierung von Tickets.
Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat bereits einen Leitfaden veröffentlicht. Am Dienstag sollen einheitliche Prinzipien von den 36 Profiklubs festgelegt werden. Am Ende entscheiden die lokalen Gesundheitsbehörden, ob die Konzepte der jeweiligen Vereine ausreichen.
Verbot von Alkohol und Stehplätzen geplant
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Zur Debatte steht, ob das in den DFL-Statuten festgeschriebene Recht auf Gästetickets für ein halbes Jahr ausgesetzt wird. "Dies würde dazu beitragen, das bundesweite Reiseaufkommen von Fans – teilweise in öffentlichen Verkehrsmitteln – zu reduzieren und dadurch das Infektionsrisiko zu verringern", schreibt die DFL. Außerdem könnte neben einem Alkoholverbot auch der Verzicht von Stehplätzen beschlossen werden, "um angesichts der andauernden pandemischen Lage die Einhaltung und die Kontrolle der Einhaltung von Abstands- und Hygienemaßnahmen in den Stadien zu erleichtern". Ein weiterer Punkt betrifft die Nachvollziehbarkeit von Infektionsketten. Hierfür könnten beim Ticketkauf Daten erhoben werden.
Die Pläne stoßen auf erheblichen Widerstand der Fans. Der Schalker Fan-Club Verband lehnt eine Teilzulassung von Fans entschieden ab: "Wir sind der Meinung: alle oder keiner", heißt es in einem Statement auf Facebook. Am Montag stellte das bundesweite Fan-Bündnis Unsere Kurve klare Forderungen: „Fans und Fanvertretungen müssen zwingend bei allen Prozessen um die Wiederzulassung von Publikum eingebunden sein."
Fan-Szene fürchtet mehr Kontrolle
Vor allem die Einführung von personalisierten Tickets stößt auf Kritik. "Neue Technologien der Überwachung dürfen nicht durch die Hintertür des Gesundheitsschutzes eingeführt werden", heißt es in einem Positionspapier von Unsere Kurve. Die DFL betont, dass alle Maßnahmen zeitlich begrenzt seien, doch die Fan-Szene fürchtet, dass einmal Etabliertes nicht mehr zurückgenommen wird.
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Jüngst forderte Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp die Einführung solcher Tickets, damit Straftäter leichter überführt werden. Dass dies auch ohne Datenerfassung beim Kauf funktioniert, berichtet Dr. Andreas Hüttl im Gespräch mit dieser Redaktion. Der Rechtsanwalt aus Hannover vertritt Fans, gegen die wegen der Hopp-Schmähungen ermittelt wird. "Selbst ohne personalisierte Tickets ist es leicht, eine Person ausfindig zu machen", sagt Hüttl. "Durch moderne Kameras und weitreichende Kontakte in die Fanszene können die Behörden schnell einzelne Fans identifizieren. In keiner der Ermittlungsakten im Fall Dietmar Hopp beispielsweise gibt es einen Vermerk, dass noch ein Tatverdächtiger gesucht wird – weder bei meinen Mandanten in Hannover noch in Sinsheim, Köln oder Dortmund.“
Fan-Anwalt: Es geht um Grundsätzliches
Hüttl weiter: „Bei meinen Mandanten geht es gar nicht um die Sorge, dass man schneller durch die Sicherheitsbehörden ermittelt werden kann. Die Gefahr der Entdeckung ist mittlerweile ohnehin groß genug. Es geht um das Grundsätzliche, um die gesamte Gemengelage im deutschen Fußball“, sagt der Rechtsanwalt. „Man sieht in vielen Bereichen des Lebens, dass mit Daten Schindluder getrieben wird. Das ist eben eine Grundsorge, die in der aktuellen Auseinandersetzung noch verstärkt wird. Stehplätze oder personalisierte Tickets sind Zombies der Fußball-Diskussion, darüber wird schon lange gestritten.“