Essen. Die Klubs streiten kurz vor dem Wiederbeginn, wie ein Saisonabbruch geregelt wird. Fest steht: Es darf auch im Juli gespielt werden.

Es rumort im deutschen Profifußball. Kurz bevor die Deutsche Fußball-Liga (DFL) am Wochenende mitten in der Corona-Krise ein wenig Normalität wagt und den Spielbetrieb wieder aufnimmt, diskutieren die Vereine über die Frage, wie bei einem Saisonabbruch entschieden werden soll – vor allem die Abstiegsregelung spaltet.

Deswegen hat die DFL eine Entscheidung vorerst um zwei Wochen vertagt. Um eine „Regelung hinsichtlich der sportlichen Wertung“ zu entwickeln, wie es in der Pressemitteilung hieß, die der Ligaverband am Donnerstagnachmittag nach der außerordentlichen Mitgliederversammlung mit allen 36 Profivereinen veröffentlichte. Nach Informationen dieser Redaktion gehen die Verantwortlichen aber davon aus, dass es auch bei einem Abbruch zwei Absteiger geben wird. Da die Mehrheit dafür sei, wie es von mehreren Sitzungsteilnehmern heißt.

Künftig fünf Auswechslungen erlaubt

Bei anderen zentralen Fragen herrschte dafür Einigkeit. Die Klubs der ersten und zweiten Bundesliga legten fest, dass die Spielzeit inklusive der Relegation notfalls im Juli zu Ende gespielt werden soll. Bisher sieht der Plan vor, die restlichen neun Spieltage bis Ende Juni zu absolvieren. Außerdem darf ein Trainer aufgrund der Belastung künftig fünf Profis auswechseln. Zudem könnten Spiele auch an einen anderen Ort verlegt werden, sollte dies durch einen regionalen Corona-Ausbruch vonnöten sein.

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Dies alles verdeutlicht, dass die DFL am Wochenende, wenn die Profis der beiden höchsten deutschen Spielklassen wieder um den Ball grätschen, Normalität in einer Zeit wagt, die noch lange nicht normal daherkommt. Weiterhin bedroht die Coronavirus-Pandemie die Gesundheit, deswegen dürfen in die Stadien keine Zuschauer pilgern. Daher müssen sich alle Beteiligten an strenge Hygieneregeln halten, und die Fußballer werden regelmäßig auf Covid-19 getestet. Zuletzt verordnete das Gesundheitsamt in Dresden zwei Wochen Quarantäne für die gesamte Mannschaft von Dynamo Dresden. Die nächsten beiden Partien des Zweitligisten müssen verschoben werden, was den mühsam entwickelten Not-Spielplan bereits jetzt durcheinander wirbelt.

Die Bedrohung eines Saison-Abbruchs besteht daher weiterhin. Und die heikelste Frage lautet, wie bei einem vorzeitigen Ende die Abstiegsregelung angewendet werden soll. Der Plan des DFL-Präsidiums sieht vor, dass auch dann jeweils die beiden Tabellenletzten der ersten und zweiten Liga in der kommenden Spielzeit eine Klasse tiefer antreten müssen. Dies begrüßen die Klubs im Tabellenkeller logischerweise nicht.

Aufstockung der Ligen wäre kompliziert

Bereits am Mittwoch votierten in einer Videokonferenz der 18 Erstligisten acht Vereine gegen diesen Vorschlag, zehn unterstützten ihn allerdings. Sitzungsteilnehmer beschreiben die Diskussion als kons­truktiv, obwohl die Meinungen auseinandergingen. Am Donnerstag sei das Thema dann nicht mehr „vertiefend erörtert“ worden, teilte die DFL mit.

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Aller Voraussicht nach wird bei einem Abbruch aber an zwei Absteigern festgehalten. Schließlich habe auch die zweite Bundesliga ein Interesse daran, heißt es. Denn ohne Absteiger kann es keine Aufsteiger geben, außer man würde die Ligen auf 20 Teams aufstocken. Das wiederum würde für neue Probleme sorgen. Die Statuten müssten geändert werden, die TV-Verträge müssten angepasst werden. Die Deutsche Fußball-Liga würde auf 40 Mitglieder wachsen, die sich die bestehenden Einnahmen dann teilen müssten.

Die Verträge laufen aus

Am einfachsten wäre es allerdings generell, wenn die Saison beendet werden könnte. Deswegen hat sich die DFL nun mehr Luft verschafft. Theoretisch könnte auch der Juli genutzt werden, um Nachholspiele durchzuführen. Die Klubs müssten in diesem Fall allerdings klären, wie mit auslaufenden Verträgen verfahren wird, die eigentlich nur bis zum 30. Juni gelten. Dies würde zum Beispiel Fortuna Düsseldorf besonderen heftig treffen, da 17 Spieler betroffen wären. Deswegen sollen die Düsseldorfer laut der Bild-Zeitung gegen eine Fortsetzung im Juli gestimmt haben.

Trotzdem wurde diese Möglichkeit in den Statuten verankert. Genauso wie die Erlaubnis, bis zum Ende der Spielzeit künftig fünf statt dreimal wechseln zu dürfen. „Ich freue mich, dass wir fünf Spieler auswechseln können“, sagte Trainer Lucien Favre von Borussia Dortmund. „Das ist eine sehr, sehr gute Idee. Das wird nötig.“ Ähnlich reagierte Favres Kollege Marco Rose von Borussia Mönchengladbach: „Das ist eine gute Entscheidung. Wir haben die Möglichkeit, unsere Spieler zu entlasten.“